Schiffsbrand: Crew unter Verdacht

Nach dem Brand auf einem Kreuzfahrtschiff auf dem Rhein ermittelt die Polizei gegen drei Besatzungsmitglieder wegen fahrlässiger Brandstiftung und Körperverletzung. Sie sollen Zigarettenkippen in einem Abfalleimer entsorgt haben. Die 102 Passagiere an Bord überlebten nur knapp.

Brennende Zigaretten haben nach ersten Ermittlungen der Polizei das Feuer auf dem Flusskreuzfahrtschiff "Regina Rheni" auf dem Rhein bei Düsseldorf ausgelöst, bei dem am vergangenen Freitag 102 Passagiere im letzten Moment von der Crew gerettet werden konnten. Nach Angaben der Wasserschutzpolizei Duisburg, zuständig für die Sicherheit auf den Wasserstraßen in NRW, seien Abfalleimer im Küchenbereich des Schiffes durch achtlos entsorgte Zigaretten in Brand geraten. Drei Besatzungsmitglieder hätten bereits gestanden, dort ihre Kippen weggeworfen zu haben, teilte die Polizei gestern mit. Von der Kombüse aus hatte sich das Feuer schnell auf die Kabinen der Besatzung und der Passagiere ausgebreitet. Nur durch das schnelle Eingreifen der Crew sei laut Feuerwehr eine Katastrophe mit vielen Todesopfern verhindert worden.

Gegen die drei Besatzungsmitglieder ermittelt die Polizei nun wegen fahrlässiger Brandstiftung und Körperverletzung. Den Dreien wird vorgeworfen, ein oder mehrere Zigarettenkippen achtlos entsorgt zu haben. Strafverfahren sind eingeleitet. Jedoch konnten sie gegen eine Sicherheitszahlung in Höhe von 3300 Euro pro Person gemeinsam mit den anderen Crewmitgliedern bereits wieder in die niederländische Heimat zurückkehren. "Der Gesamtschaden beläuft sich deutlich auf mehr als 100 000 Euro", erklärte ein Sprecher der Duisburger Polizei gestern auf Anfrage.

Der niederländische Geschäftsführer der Reederei Rijfers River Cruise, deren Flotte die verunglückte "MS Regina Rheni" angehört, bestätigte gestern gegenüber unserer Redaktion die Ermittlungen, wollte sich jedoch nicht weiter zu dem Fall, bei dem insgesamt vier Personen verletzt wurden, äußern. Derzeit werde das Schiff in einer niederländischen Werft wieder fahrtüchtig gemacht, hieß es. Nach Angaben des Geschäftsführers hatte es auf den Schiffen der Reederei Rijfers River Cruise in der Vergangenheit bislang keinen Brand geben. "Für solche Extremfälle wird unsere Besatzung aber jährlich geschult", hatte der Leiter noch selben Tag des Unglücks erklärt. Dem Umstand ist es wohl auch geschuldet, dass Schlimmeres verhindert werden konnte. Wie die Feuerwehr später erklärte, war es nur dem schnellen Eingreifen der Besatzungsmitglieder zu verdanken, dass niemand ums Leben gekommen ist. Nach dem Einsatz am vergangenen Freitag teilte ein Sprecher der Feuerwehr mit, dass die 32 Crewmitglieder des schwimmenden Hotels besonnen reagiert hätten. Beim Eintreffen der Einsatzkräfte befanden sich die Urlauber bereits sicher auf dem Schiffsdeck.

Glücklicherweise konnten die vorwiegend älteren Fahrgäste auf ein anderes Kreuzfahrtschiff umsteigen, das zufällig an der Unglücksstelle vorbeifuhr. Sicher nahm dieses die 102 Urlauber sowie zwei Personen des Personals bis zum Steiger 1 in Höhe der Rheinterrassen mit. Während der etwa 45-minütigen Fahrt wurden die 104 Personen notärztlich untersucht. Drei mit Rauchgasvergiftung verletzte Passagiere im Alter von 58, 80 und 85 Jahren sowie ein weibliches Besatzungsmitglied im Alter von 34 Jahren mussten in ein Krankenhaus gebracht werden, konnten dieses mittlerweile aber wieder verlassen. Die britischen Passagiere waren am Samstag zurück in ihre Heimat geflogen. Das havarierte Schiff ist inzwischen zu einer niederländischen Werft geschleppt worden.

(RP)
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