Schlapper Abend mit den "Drei ???" im Stahlwerk

Das Hörspiel "Die drei ???" ist Kult – gestern wurde die 146. Folge "Der Biss der Bestie" bei einer bundesweiten Fan-Party im Stahlwerk vorgestellt, eine Woche vor der Veröffentlichung. Moderiert wurde der Abend von Oliver Rohrbeck, dem Sprecher des Oberdetektivs Justus Jonas. Rohrbeck produziert mit seiner "Lauscherlounge" inzwischen auch Hörspiele und organisiert Veranstaltungen. Etwa 450 Fans der Serie kamen – und erlebten einen Abend, bei dem keine gute Stimmung aufkommen wollte.

Dabei war ein dankbares Publikum ins Stahlwerk gekommen. Die Hörspielserie, die 1979 in Deutschland startete und vor allem in den 80er Jahren bei Jugendlichen populär war, ist heute vor allem eine Angelegenheit für Erwachsene. Die meisten Zuschauer im Stahlwerk waren um die 30 Jahre alt, die Kassettenkinder der 80er Jahre, die eine nostalgische Liebe zu der Serie verbindet. Viele trugen T-Shirts mit dem Zeichen der drei Detektive, um die sich die Hörspiele drehen.

Im Mittelpunkt stand das gemeinsame Anhören der neuen Folge, bei der die drei Detektive einem seltsamen Tier auf der Spur sind, das im Naturkundemuseum sein Unwesen treibt. Die Geschichte hielt, was man sich von den "Drei ???" verspricht: einen Kriminalfall, den man mit zehn Jahren gruselig findet, und einen eigentümlich-harmlosen Humor, bei dem etwa der zweite Detektiv Peter Shaw Essen macht und dabei Schokocornflakes mit Hundefutter verwechselt – großes Kichern im Saal.

Das gemeinsame Lauschen hätte nett werden können, in den vergangenen Jahren gab es viele Live-Veranstaltungen zu der Serie, die gut funktionierten. Die Atmosphäre im Stahlwerk aber passte gar nicht. Die Zuschauer saßen eng und ungemütlich auf Holzklappstühlen in der großen, kühlen Halle und blickten zur Bühne. Dort saß Oliver Rohrbeck, der zumindest ein bequemes Sofa hatte, und blickte zurück.

Als das Hörspiel zu Ende war, war das Highlight vorbei, der Abend aber erst halb gelaufen. Es folgte der zweite Programmpunkt: ein Live-Hörspiel, bei dem die Zuschauer die Rollen übernahmen. Rohrbeck leitete die Laien an und entwickelte auf der Bühne überraschende Ähnlichkeit mit der Rolle, die er in den Hörspielen spricht. Wie der Detektiv Justus Jonas wirkte er sehr kindlich, etwas umständlich, auch ein wenig altklug. Die mitspielenden Zuschauer lasen ihre Rollen so gut und schlecht, wie Zuschauer eben lesen. Das Publikum war wohlwollend, aber so richtig zünden wollte das Spiel nicht. Unerklärlicherweise spielte Rohrbeck das Live-Hörspiel, das er mitgeschnitten hatte, trotzdem im Anschluss noch einmal in voller Länge ab und legte ein paar Geräusche darunter. Dann verabschiedete er die Zuschauer. Die meisten verschwanden schnell.

(RP)
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