Kreis Schlüsseldienste stehen unter Betrugsverdacht

Kreis Kleve · Zwei Schlüsseldienst-Betreiber, ein 56-Jähriger aus Geldern und ein 37-Jähriger aus Weeze, sollen Kunden in ganz Deutschland um ihr Geld gebracht haben. 75 weitere Beschuldigte, nämlich Handwerker und Mitarbeiter, sollen dabei mitgemacht haben.

Nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Kleve sind der bereits einschlägig vorbestrafte Gelderner und der Weezer die Köpfe hinter verschiedenen, durch "zahlreiche Firmenverflechtungen" miteinander verbundenen Schlüsseldiensten, die bundesweit operierten. Nicht nur, dass die Dienste offenbar grundsätzlich überhöhte Preise berechnet hätten: Monteure sollen Arbeiten durchgeführt haben, die überhaupt nicht nötig gewesen wären. Sie sollen sogar absichtlich Schlösser beschädigt haben, um ihren Opfern auch noch zusätzliches überteuertes Material zu verkaufen. Beispielsweise hätten Handwerker Türen, die lediglich ins Schloss gefallen seien, nicht einfach nur geöffnet - für Fachleute im Normalfall eine Sache von Sekunden - sondern komplette Schlösser aufgebohrt und ausgetauscht, erläutert Günter Neifer von der Staatsanwaltschaft Kleve.

Ferner ließen die Verdächtigen ihre Firmen bundesweit unter jeweils örtlichen Rufnummern in die Telefonbücher eintragen. Wer sich ausgesperrt hatte und einen nahegelegenen Handwerker suchte, stieß also auf diese Nummern. "Tatsächlich wurden die Anrufe weitergeleitet in die Zentrale nach Geldern", erklärt Günter Neifer. "Von dort aus sollen die Beschuldigten Monteure angerufen haben, die dann natürlich nicht aus dem gleichen Ort kamen, wodurch weitere Anfahrtswege berechnet wurden."

Die Behörden waren den mutmaßlichen Machenschaften jahrelang auf der Spur. Gestern erfolgte der Zugriff: Der 56-Jährige aus Geldern und der 37-Jährige aus Weeze wurden in Untersuchungshaft gebracht, Büros und Privaträume wurden durchsucht. Die Ermittler sind noch mit der Auswertung von bislang 700 Strafanzeigen aus ganz Deutschland befasst, durch die sich ein Schaden von etwa 500.000 Euro summiert. Sie gehen davon aus, dass die Zahl der tatsächlichen Fälle diese Werte weit übersteigt.

Der Gelderner ist als Schlüsseldienstbetreiber nicht unbescholten. Im Jahr 2004 wurde er nach ähnlichen Vorwürfen wegen Betruges und Steuerhinterziehung zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt.

(RP)
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