Wuppertal / Solingen Sechsfache Mutter ermordet: Schwieriger Prozessauftakt

Wuppertal / Solingen · Die Verteidigung hat versucht, alle Register zu ziehen, um den Mordprozess-Auftakt im Fall der seit April 2015 verschwundenen Hanaa S. zu verzögern. Angeklagt sind vor dem Wuppertaler Landgericht der Ehemann der sechsfachen Mutter aus Solingen sowie der Sohn und drei weitere Familienmitglieder. Vorgeworfen wird ihnen, ein Mordkomplott gegen die 35-jährige Irakerin geschmiedet zu haben, nachdem sie sich von ihrem Mann getrennt hatte. Die Leiche ist trotz zahlreicher groß angelegter Suchaktionen unter anderem in einem Düsseldorfer Kiosk und einem Waldstück in der Nähe von Kronau (Baden-Württemberg) bis heute nicht gefunden worden.

Die Verzögerungen beim gestrigen Prozess nahmen bereits ihren Lauf, als einer der Angeklagten bei der Abholung im Gefängnis vergessen worden war. Im Gerichtssaal sorgten Unstimmigkeiten um eine Dolmetscherin zudem für einen holprigen Beginn, weil sie die falsche Sprache beherrschte. Auf den abgelehnten Befangenheitsantrag gegen den Vorsitzenden Richter Thomas Bittner folgte der Versuch der Verteidigung, die Anklage nicht verlesen zu lassen. Sein Mandant, der angeklagte Ehemann der Getöteten, habe sie zwar in drei Sprachen zugestellt bekommen. "Er hat sie aber nicht lesen können, da er Analphabet sei", lautete die Begründung, von der die Verteidiger selbst auch erst kurz vor Verhandlungsbeginn erfahren haben wollen.

Daraufhin wurden die Zuständigkeit des Landgerichts Wuppertal angezweifelt sowie ein weiterer Antrag gestellt, das Verfahren auszusetzen. Als Grund wurde angeführt, dass der Ehemann die Anklage nicht ausreichend verstehen könne. Darüber wird bis zum nächsten Prozesstag beraten. 47 Verhandlungstage sind angesetzt.

(RP)
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