Dinslaken 3:0 - Ein Fußballfest in der DIN-Arena

Dinslaken · Das war souverän. Deutschland fertigt im Achtelfinale der Fußballeuropameisterschaft die slowakische Mannschaft mit 3:0 ab. Den Fans in der DIN-Arena beschert die deutsche Elf damit ein Fußballfest, das sie ganz entspannt feiern können.

EM-Public Viewing 2016 in Dinslaken: Deutschland gegen Frankreich
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Mario Götze steht diesmal nicht in der Startelf, die Jogi, der Bundeslöw, auf den Rasen von Lille schickt. In der DIN-Arena ist der kleine Bayern-Spieler aber gleich mehrfach aufgelaufen. Gefühlt haben die Fans mit dem Namen Götzes auf dem Trikot in der alten Zentralwerkstatt der Lohberger Zeche, die die Kulisse für die Liveübertragung der EM-Spiele der deutschen Nationalmannschaft bildet, die Überzahl. Knapp dahinter folgen die Müllers.

Bejubelt wird aber erstmal ein anderer Held. 8. Minute: Boateng testet mit einem Gewaltschuss, ob die lädierte Wade hält und rammt den Ball - leicht abgefälscht - unhaltbar für den slowakischen Keeper Kozacik ins Toreck. Die DIN-Arena jubelt. Der Treffer bringt Ruhe ins deutsche Spiel. Nicht in die DIN-Arena. Die ist in Feierlaune. Der Ball läuft - von den Fans wohlwollend kommentiert - durch die deutschen Reihen. Und schon folgt der nächste Aufreger. Gomez steigt im Strafraum hoch, Skrtel rupft ihn am Trikot. Der deutsche Stürmer geht zu Boden. Pfiff. Elfmeter. Özil tritt an. "Das geht nicht gut", weiß Tobias (19 Jahre). Er trägt auf dem Rücken die Nummer 13, outet sich damit als Fan von Müller und hätte gern den Münchener als Strafstoßschützen gesehen. Tobias behält Recht. Özil schießt, Kozacik hält. Tobias schlägt die Hände vors Gesicht. "Wie kann der nur den Ball halbhoch schießen", analysiert der Müller-Fan fachkundig. Und wird prompt von Kommentator Béla Réthy bestätigt. "Das war aber auch eine dankbare Höhe für den Torhüter."

EM-Public Viewing 2016 in Dinslaken: Deutschland gegen Nordirland
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Foto: Büttner, Martin

Während Réthy den unglücklichen Schützen nun verbal unter seine Fittiche nimmt und ihm ein ums andere Mal attestiert, dass er seine Leistung seit Beginn des Turniers beständig gesteigert hat, hadert Tobias noch ein bisschen mit der verpassten Gelegenheit, zeigt sich dann aber angesichts des druckvollen Spiels der Mannen vor Neuer rasch wieder versöhnt.

Der, jedenfalls steht sein Name auf dem Trikot des etwa dreijährigen Dreikäsehochs in der DIN-Arena, unternimmt gerade einen Ausflug, bei dem er die Grenze seines Strafraums in Gefahr bringender Weise zu verlassen droht. Der Ausflug wird von seiner Mutter unterbunden. Gefahr gebannt. Die droht jetzt aber dem großen Neuer. Hectors Rückpass geräte zu kurz. Den Fans in der DIN-Arena stockt kurzzeitig der Atem. Neuer ist rechtzeitig zur Stelle. Drei Minuten später: Der Slowake Kucka überspringt Kimmich, die deutsche Neuentdeckung auf der Position des rechte Außenverteidigers, und zwingt Neuer zu einer Glanzparade. In der DIN-Arena beginnt die Unkerei.

EM-Public Viewing 2016 in Dinslaken: Deutschland gegen Polen
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"Wie gegen Nordirland", sorgt sich Martin (46), der auch ohne Trikot und auf die Wange geschminkter Deutschlandfahne - oder gerade deshalb - die fußballerische Kompetenz des echten Fans verströmt, "überlegenes Spiel, aber keine Tore." Sagt's und sieht, wie Draxler Kucka aussteigen lässt, Gomez bedient und der den Ball zum 2:0 im Netz versenkt. Dann ist Halbzeit. Die Götzes, Müllers, Khediras, Schweinsteigers der DIN-Arena strömen zu Getränkeausgabe und Bratwurststand.

Das Spiel läuft wieder. Offenbar haben sich die Slowaken etwas vorgenommen, blasen zum Angriff aufs deutsche Tor. "Die werden sich doch jetzt nicht etwa hinten reinstellen", fragt Jens (22), und dann schlägt die Stunde des Kapitäns der deutschen Weltmeistermannschaft. Der hat zwar nach dem Turnier in Brasilien seinen Rücktritt erklärt, gehört, so steht's zumindest auf seinem Rücken, aber zur Fangruppe um Jens in der DIN-Arena. Und die Kumpels schicken ihn gleich auf einen seiner gefürchteten Flügelläufe, die Entlastung bringen sollen: Bier holen. Der DIN-Arena-Lahm, der mit Vornamen auch Philipp heißt - behauptet er jedenfalls ungerührt, auch wenn das Grinsen auf seinem Gesicht, Zweifel an die Aussage aufkommen lässt - erledigt seine Aufgabe gewohnt zuverlässig, kommt mit fünf Bechern zurück und lässt sich dabei auch von eine paar Remplern auf dem dicht besiedelten Spielfeld der DIN-Arena nicht beeindrucken. Verschüttet hat er während dieses ausgeklügelten Spielzugs jedenfalls nichts.

EM-Public Viewing 2016 in Dinslaken: Deutschland gegen Ukraine
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Die deutsche Mannschaft in Lille hat inzwischen wieder die Regie auf dem Platz übernommen. Es kommt die 63. Minute. Hummels bringt den Ball zu Draxler. Der fackelt nicht lange und macht das 3.0. Der Rest ist Freude pur. Die Fans bejubeln nicht nur weiter folgende gelungene Spielzüge der deutschen Mannschaft, sondern auch die Einwechslung von Podolski und Schweinsteiger. Die Kumpels aus dem Sommermärchen wieder auf dem Platz vereint. Was will das Fan-Herz mehr. Das Fazit des Abends blieb Béla Réthy überlassen. "Spanien oder Italien, egal, Hauptsache Viertelfinale." Und das hätte selbst Andy Möller nicht besser sagen können.

(RP)
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