Dinslaken Ai Weiwei: Kunst-Camping unterm Strommast

Dinslaken · "Aus der Aufklärung" heißt der Beitrag des chinesischen Künstlers zur Emscherkunst. Entlang des Flusses stehen 1000 Zelte.

 Kunst-Camping-Gelände am Hagelkreuz in Dinslaken: Matthias Keidel, Seminarleiter der Mülheimer Akademie "Die Wolfsburg", und drei seiner Schülerinnen folgen dem Vortrag von China-Expertin Dr. Anja Senz (re.) und der Kunstvermittlerin Corinna Höngesberg (2.v.re.) zum Zelt-Projekt von Ai Weiwei.

Kunst-Camping-Gelände am Hagelkreuz in Dinslaken: Matthias Keidel, Seminarleiter der Mülheimer Akademie "Die Wolfsburg", und drei seiner Schülerinnen folgen dem Vortrag von China-Expertin Dr. Anja Senz (re.) und der Kunstvermittlerin Corinna Höngesberg (2.v.re.) zum Zelt-Projekt von Ai Weiwei.

Foto: Büttner, Martin (m-b)

Am Hagelkreuz, nahe der Emschermündung am Rhein, stehen auf einer großen Wiese 29 Zelte. Zehn unterschiedliche Motive sind darauf abgebildet. Sonnenblumenkerne, Krabben, Sprüche oder Tierköpfe. Leise ist das Knistern der Stromleitung zu hören, die direkt über dem Platz verläuft. Eine größere Gruppe von Jugendlichen zwischen 16 und 19 Jahren schaut sich den Platz und die Zelte genauestens an. Die Gruppe von der Sommerakademie aus Mülheim an der Ruhr war nach Dinslaken mit dem Reisebus gekommen, um an der Diskussionsrunde zum chinesischen Künstler Ai Weiwei und seinem Zeltprojekt "Aus der Aufklärung" teilzunehmen.

Ursprünglich wollten die Jugendlichen auch in den Zelten übernachten. "Es wäre mal ein anderes Erlebnis gewesen. Wir wollten das Kunstwerk nutzen, und mal rauskommen aus Einbettzimmern mit Dusche", sagt Martina Jeßnitz, Tagungsleiterin der Akademie.

Jedoch sei das Wetter nicht entsprechend. Viel zu heiß, das finden auch die Teilnehmerinnen der Sommerakademie Joelle Czampiel und Lea Ostgathe. "Es wäre cool gewesen, im Zelt zu schlafen. Aber die Zelte sind schwarz, da sind sie noch aufgeheizter", sagt Lea.

Joelle hat diese Erfahrung geradegemacht. "Ich bin in so ein Zelt gekrochen. Cool war, dass man die Schriftzüge auch von innen sieht. Das Klima war aber nicht superangenehm", sagt Joelle.

Von der Stromleitung ist niemand abgeschreckt. "Wir kommen alle aus dem Ruhrpott. Da ist man so was gewöhnt. Vielleicht hätte uns dies nachts gestört", sagt Martina Jeßnitz. So bleiben die Jugendlichen nur zur Diskussion mit Kunstvermittlerin Corinna Höngesberg und China-Expertin Dr. Anja Senz vom Konfuzius-Institut der Universität Duisburg-Essen. Dabei wollen die Teilnehmer einiges wissen. "Warum hat Ai Weiwei Zelte gewählt?", will eins der Mädchen wissen. Höngesberg erklärt: "Es geht um Kommunikation. Zelte sind kein geschlossener Raum, sondern man kann offen miteinander umgehen. Außerdem geht es um Naturschutz. Wenn die Zelte irgendwann weg sind, ist alles so, wie es mal war." Wie wurde der Kontakt zu Ai Weiwei hergestellt? "Ursprünglich stand er nicht auf unserer Künstlerliste, da wir mit allen vor Ort eine Radtour gemacht haben", sagt Simone Timmerhaus, Ausstellungsleiterin der Emscherkunst. Der Künstler darf sein Land nicht verlassen. Die Regierung in Peking hat ihm den Pass abgenommen. Also hat Ai Weiwei einen Assistenten geschickt. Der Künstler sei sofort begeistert gewesen von der Ausstellung, wollte jedoch kein einzelnes Kunstwerk schaffen, sondern die Zwischenräume füllen.

(RP)
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