Dinslaken Als Großvater im "Hexenhaus" lebte

Dinslaken · Das Haus an der Brückstraße 11 wird zu den DIN-Tagen für zwei Tage zur Kneipe. Vor mehr als 100 Jahren lebte dort die Familie Beckmann, Vorfahren von Hans-Jürgen Overlöper, der aus ihrer Geschichte erzählt.

Dinslaken: Als Großvater im "Hexenhaus" lebte
Foto: Büttner, Martin (m-b)

Das so genannte "Hexenhaus" gehört zu den bekanntesten Gebäuden in der Dinslakener Altstadt: leicht schief, uralt und mit einem ganz eigenen Charme. Am 6. Januar 1874 wurde Theodor Heinrich Beckmann in dem Haus geboren, der Großvater von Hans-Jürgen Overlöper. "Meine Urgroßeltern mütterlicherseits wohnten damals in dem Haus", erzählt der 74-jährige Hobby-Historiker und Ahnenforscher.

Sein Urgroßvater Heinrich Wilhelm, ein Enkel von Jan Wilhelm Beckmann, der von 1833 bis 1848 die Hiesfelder Mühle gepachtet hatte, lebte mit seiner Frau in dem Haus. "Meine Urgroßmutter muss wohl eine richtige Hexe gewesen sein", erzählt er. Von ihr ist die Geschichte überliefert, dass sie häufig von den Kindern in der Altstadt mit der Drohung geärgert wurde, das schiefe Haus einfach umzupusten. "Lot dat blosen sin. Dat Hus kippt öm", war die Antwort der schon in die Jahre gekommenen Bewohnerin auf derartige Provokationen. "Wie lange meine Urgroßeltern in dem Haus gewohnt haben, kann ich gar nicht sagen", erzählt Hans-Jürgen Overlöper.

Sein Großvater, Theodor Heinrich Beckmann, wuchs jedenfalls in dem "Hexenhaus" auf. Als er 1901 Gertrud Katharina Rhiem heiratete, blieben auch sie in dem Elternhaus in der Altstadt wohnen. Dort kamen dann auch ihre ersten drei Kinder Heinrich (1902), Peter (1903) und Mathilde (1904) auf die Welt. "Das Haus ist ja wirklich sehr klein. Ich kann gar nicht glauben, dass man mit sieben Personen dort leben konnte", sagt Hans-Jürgen Overlöper. Doch die Zeiten waren damals eben anders als heute. Für eine eigene Unterkunft fehlte das Geld - oft sogar für ein Zugticket zur Arbeit. "Mein Großvater arbeitete als Schlosser bei Babcock in Oberhausen-Sterkrade. Weg hat er oft zu Fuß zurückgelegt. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen", sagt der Hobby-Ahnenforscher. Trotz dieser Belastung war Theodor Heinrich Beckmann im Privatleben recht umtriebig. Er gehörte zu den Politikern der Zentrumspartei und gehörte zu den ersten Mitgliedern der 1890 als Gesellen- und Arbeiterverein gegründeten Kolpingsfamilie in der Stadt.

Schließlich zog es ihn aus dem Elternhaus an der Brückstraße allerdings doch weg. 1904 übersiedelte er mit Ehefrau und Kindern an die Rotbachstraße nach Eppinghoven. Dort kamen dann seine Söhne Theodor (1905), Wilhelm (1911), Franz (1912) und die Töchter Jakobine (1908) und Änne (1915) zur Welt.

Nebenher betätigte er sich auch als Heimatdichter, der über seinen neuen Wohnort Eppinghoven ein gleichnamiges Gedicht verfasste. "Das ist im Stadtteil recht bekannt", erzählt Hans-Jürgen Overlöper. Am 1. April 1959 ist sein Großvater gestorben.

(RP)
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