Unsere Woche Altstadt muss Dinslakens kulturelles Zentrum bleiben

Dinslaken · Warum es keinen Sinn hat, in Dinslaken mehrere kulturelle Zentren zu etablieren, und warum Dinslaken auch künftig eine Stadthalle am bisherigen Standort braucht.

Lohberg , so befand es zu Anfang der Woche Dinslakens Bürgermeister auf der Expo Real in München, hat sich zu einem "kulturell bedeutenden Standort entwickelt". Stimmt das? Und wenn ja, kann man das überhaupt wollen? Über die Antwort auf Frage eins kann man trefflich streiten. Ja, im Kreativquartier ist kulturelle 'ne Menge los. Ja, im Bergpark sind interessante Kunstprojekte zu finden. Ja, das Ledigenheim hat sich als Veranstaltungsort - beispielsweise für die feine Jazz-Reihe - etabliert. Und ja, auf dem ehemaligen Zechengelände fand in diesem Jahr die Eröffnung der Ruhrtriennale mit der viel beachteten Premiere von "Accattone" statt.

Macht das zusammen schon einen "bedeutenden kulturellen Standort" aus? Wohl eher nicht. Und zwar vor allem deswegen, weil das,was in Lohberg kulturell abgeht, so ganz offensichtlich gar nicht so viel mit den Menschen, die im alten Bergarbeiterstadtteil wohnen, und ihrem Leben zu tun hat. Es klingt zwar schön - auch davon war auf der Expo in München im Zusammenhang mit Lohberg die Rede -, dass Kunst und Kultur Impulsgeber für die Quartiersentwicklung sein sollen. Doch ist das mehr als wohlfeiles Wortgeklingel? Haben all die künstlerischen Impulse den Stadtteil tatsächlich entscheidend vorangebracht? Oder dienen sie nicht viel mehr dazu, die ungelösten Probleme in Lohberg zu übertünchen? Viel Geld ist ausgegeben worden und dennoch steht in der Fortschreibung des Entwicklungskonzepts für den Stadtteil, dass das zu keiner entscheidenden Imageverbesserung geführt hat. Bei aller Wertschätzung für die Kunst und das Schöne, der Stadtteil braucht Handfesteres - Arbeits- und Ausbildungsplätze zum Beispiel, von denen auch die Menschen profitieren, die in Lohberg leben.

Und damit kommen wir zur zweiten der eingangs gestellten Fragen und über die lässt sich eigentlich nicht streiten. Dinslaken hat zwar unbestritten eine vielfältige kulturelle Szene, die auch in den einzelnen Stadtteilen zu finden ist. Dinslaken aber kann sich nicht mit New York vergleichen, nicht einmal mit Duisburg.

Die Stadt - so viel Bescheidenheit muss sein - ist zu klein für mehrere kulturelle Zentren. Und deswegen kann sich auch der Bürgermeister nicht wünschen, dass sich Lohberg zu einem solchen entwickelt. Jedenfalls dann nicht, wenn er nicht seine erklärten Stadtentwicklungsziele über Bord werfen will. Dr. Michael Heidinger hat immer erklärt, dass die Altstadt das kulturelle und gastronomische Zentrum Dinslakens sein soll. Dann allerdings muss er auch alles tun, um dieses Zentrum zu stärken.

Das ist vorerst allerdings mächtig in die Hose gegangen. Dass die Stadthalle frühzeitig geschlossen werden muss und voraussichtlich erst Mitte 2018 wieder eröffnet wird, ist ein herber Schlag ins Kontor des kulturellen und gastronomischen Zentrums Altstadt. Darüber können auch die ansonsten positiven Entwicklungen auf der Großbaustelle Altstadt nicht hinwegtäuschen.

Es wird nun sehr darauf ankommen, für die Zeit, in der die Kathrin-Türks-Halle geschlossen ist, Übergangslösungen zu finden, die funktionieren, die aber nicht geeignet sind, den Kulturstandort Altstadt dauerhaft zu schwächen. Schließlich gibt's schon lange Stimmen, die fragen, ob Dinslaken überhaupt eine Stadthalle bracht und, wenn ja, ob sie unbedingt am jetzigen Standort stehen muss? Gut möglich, dass sich solche Stimmen mehren, wenn die Diskussion über die Stadtfinanzen verschärft in Fahrt kommt. Die Antwort auf diese Frage sollte wie bisher eindeutig bleiben. Ja, Dinslaken braucht eine Stadthalle und ja, genau am jetzigen Standort.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor:joerg.werner@rheinische-post.

(RP)
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