Voerde Bauernhof bietet Hühneraktien an

Voerde · Auf dem Tinthof in Spellen läuft vieles anders, als bei konventionellen Landwirtschaftsbetrieben. Der Bauernhof wirtschaftet biologisch-dynamisch nach Demeter-Richtlinien, produziert Käse und verkauft "Hühneraktien".

Diesen Hühnern geht es gut: Die Eier verkauft Heike Hülsermann im Bauernlädchen auf dem Tinthof in Spellen.

Diesen Hühnern geht es gut: Die Eier verkauft Heike Hülsermann im Bauernlädchen auf dem Tinthof in Spellen.

Foto: Peggy Mendel

In einer Zeit, in der moderne Landwirtschaft immer weniger mit ländlicher Idylle und eher mit Industriebetrieb zu tun hat, findet man auf dem Tinthof im Rheindorf Spellen das genaue Gegenteil dieser Entwicklung. Der Betrieb, der nach den Demeter-Richtlinien wirtschaftet und damit Bedingungen erfüllt, die weit über normale "Bio-Landwirtschaft" hinausgehen, hat es sich auf die Fahne geschrieben, Verbrauchern die Natur wieder näher zu bringen. Kunden sollen die Hoferzeugnisse neu schätzen lernen.

Die Geschichte der ungewöhnlichen Ideen auf dem Tinthof begann 1990, als Maria Hülsermann anfing, selbst Käse herzustellen. Mittlerweile leiten Sohn Christian Hülsermann und Ehefrau Heike den Betrieb. In der Käserei, aus der früher nur Käse für den Eigenbedarf und einige Freunde kam, produzieren sie heute gut 100 Kilogram laktosefreien Rohmilchkäse pro Woche. Dieser ist teils mit Kräutern und Gewürzen verfeinert, aber auch mit Wein oder Bier aus dem Rheindorf veredelt.

Die Milch des Betriebs, die nicht für die Käserei verwendet wird, können sich Besucher direkt aus dem Milchautomaten zapfen. "Der ist den ganzen Tag über zugänglich. Man muss nur passend Kleingeld mitbringen, der Automat wechselt nicht", erklärt Heike Hülsermann. Außerdem sollten Kunden nach Möglichkeit eigene Behältnisse für die Milch mitbringen, auch wenn immer einige Flaschen parat stehen.

Die Milch kommt von den gut 40 Milchkühen, die zum Betrieb gehören. Die stehen gerade in einem geräumigen, luftigen Stall. Eine Rundbogenhalle, die leichte Ähnlichkeit mit einem überdimensionierten Carport hat, schafft zusätzlich luftigen Platz für die Hoftiere. "Wenn sie genug Platz haben, dann legen sich die Tiere zum Schlafen hin. Das sieht man sonst eher selten", sagt Mitarbeiterin Tabita Kraft. Außerdem hat man sich auf dem Tinthof schon lange von der Idee verabschiedet, dass Kühe möglichst viel Milch geben müssen.

Stattdessen sollen die Tiere möglichst gesund leben. "Wir versuchen auch gerade, die Tiere so zu züchten, dass sie möglichst gut verträgliche Milch geben", erklärt Kraft weiter. Nämlich die so genannte "A2-Milch", die besser verdaulich sein soll und potenziell auch von Menschen vertragen wird, die laktoseintolerant sind. Auf dem Tinthof leben nicht nur Kühe, sondern auch Hühner. Und hier hat sich Familie Hülsermann etwas Besonderes einfallen lassen: Man kann auf dem Hof Hühneraktien kaufen. "Wir wollten damit ins Bewusstsein bringen, dass Hühner lebendige Wesen und keine Legemaschinen sind", erklärt Heike Hülsermann. "Außerdem kann man so eine Wertschätzung für die Produkte entwickeln." Wer einen Anteil erwirbt, bekommt dafür derzeit sechs Eier pro Woche. "Es können aber auch mal weniger sein, je nachdem, wie die Hühner legen", erklärt Heike Hülsermann.

Kalkuliert wurde mit fünf Eiern pro Woche. Nach 18 Monaten bekommt man dann ein Suppenhuhn für seinen Anteil. Die Anteilseigner fördern damit nicht nur die artgerechte Haltung der Hühner. "Sie können auch die Hühner besuchen und sich informieren", sagt Heike Hülsermann. Aber die Eier vom Tinthof kann man natürlich auch kaufen, ohne dafür einen Hühneranteil erwerben zu müssen.

Ein ähnliches Konzept beim Thema Gemüse bietet der Verein Solidarische Landwirtschaft Niederrhein an, der auf dem Tinthof eine Fläche von einem Hektar für den Anbau von Gemüse nutzt. "Auch hier kann man einen ganzen oder einen halben Anteil kaufen und bekommt dafür wöchentlich eine Kiste frisches Gemüse", erklärt Heike Hülsermann die Idee hinter dem Projekt. Hierfür stellt der Tinthof allerdings nur die Ackerfläche zur Verfügung. Unabhängig davon können sich die Kunden des Hofes aber auch im Gewächstunnel mit Kräutern und Gemüse versorgen. "Die ersten Pflanzen wachsen schon, weitere sind ausgesät", sagt Heike Hülsermann. Hier können sich die Besucher des Hofes, ebenso wie bei den Eiern, auch außerhalb der Öffnungszeiten des Hofladens selbst bedienen - Behältnisse zur Bezahlung stehen bereit. "Wir gehen davon aus, dass unsere Kunden unsere Produkte zu schätzen wissen und auch bei der Bezahlung ehrlich sind", sagt Heike Hülsermann.

Kontakt: Tinthof, Weseler Straße 7, Voerde-Spellen, Telefon 02855 308489, Internet: www.tinthof.de

(RP)
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