Dinslaken Begegnung als Motor der Integration

Dinslaken · Dinslakens Integrationsbeauftragter Burhan Cetinkaya hat das Gespräch mit muslimischen Verbänden gesucht. Nach dem Terroranschlag und den Geiselnahmen in Paris herrscht Sorge um die Auswirkungen auf den Integrationsprozess.

 Wo die unterschiedlichen Kulturen zusammenfinden - wie hier bei einem Frühlingsfest auf dem Lohberger Wochenmarkt - wächst gegenseitiges Verständnis.

Wo die unterschiedlichen Kulturen zusammenfinden - wie hier bei einem Frühlingsfest auf dem Lohberger Wochenmarkt - wächst gegenseitiges Verständnis.

Foto: Martin Büttner

"Die türkischen Verbände", berichtet der Dinslakener Integrationsbeauftragte, "sind alle sehr bestürzt und tief betroffen und verurteilen das barbarische Attentat scharf." Beim Freitagsgebet gestern in der Ditib-Moschee in Lohberg an dem er teilgenommen hat, hat der Imam, wie Cetinkaya erklärte, den Terrorakt entschieden verurteilt.

Doch bei allen klaren Worten, mit denen Muslime in Dinslaken und andernorts sich in den vergangen Stunden gegen den Terror gewandt haben, treibt sie auch die Sorge um, dass die Attentäter dem Integrationsprozess schweren Schaden zugefügt und der antiislamische Stimmung in Deutschland weiteren Auftrieb verschafft haben könnten. Und auch Cetinkaya sieht Auswirkungen auf seine Arbeit.

Dabei sieht er den Integrationsprozess in der Stadt auf einem richtigen Weg. Mit dem Dinslakener Appell gegen Hass und Gewalt haben - auch als Reaktion auf die jungen Männer aus Dinslaken, die sich den Terroristen des Islamischen Staates in Syrien und im Irak angeschlossen hatten - Vertreter aller Religionen und Weltanschauungen ein starkes Signal des gemeinsamen Willens zu einem friedlichen Zusammenleben gesetzt und der Integrationsgipfel hat viel in Bewegung gebracht, das jetzt in der konkreten Umsetzung ist. Und Cetinkaya sieht auch keinen Anlass von dem begonnenen Weg abzuweichen.

"Wir müssen im Alltag zusammenfinden und gemeinsam gegenseitiges Verständnis entwickeln", beschreibt er den Ansatz, den er für erfolgsversprechend hält und den er in diesem Jahr mit vielerlei Aktivitäten noch intensivieren will. Am kommenden Montag beispielsweise wollen die Vertreter des im vergangenen Jahr in Gang gesetzten christlich-islamischen Dialogs zusammenkommen, um zu überlegen, wie sie in der jetzigen Situation ein gemeinsames Zeichen gegen die Gewalt setzen können.

"Alle müssen Flagge zeigen und den Dialog stärken", sagt der Integrationsbeauftragte und er ist nach seinen bisherigen Erfahrungen sicher, dass alle, die für das Gelingen des Integrationsprozesses gebraucht werden, "sehr dialogbereit" sind. "Das ist für mich eine große Motivation." Auch wenn das Ergebnis einer Bertelsmann Studie, wonach sich 57 Prozent der Deutschen vom Islam bedroht fühlen, aus Cetinkayas Sicht auch noch so besorgniserregend ist, kann er aus dieser Studie auch eine Bestätigung ableiten, dass Dinslaken mit seinem Integrationskonzept auf dem richtigen Weg ist. Denn interessanterweise ist das Gefühl der Bedrohung durch den Islam, dort in Deutschland am größten, wo die wenigsten Muslime leben. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass dort, wo die Zahl der Begegnungen zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen größer ist, das Verständnis wächst und das Gefühl der Bedrohung abnimmt.

Und genau das entspricht dem Dinslakener Konzept, die Menschen zusammenzuführen. In diesem Jahr will Cetinkaya dies mit den unterschiedlichsten Angeboten - von Informationsveranstaltungen über spezielle Projekte bis hin zu gemeinsamen Festen - möglich machen.

(RP)
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