Dinslaken Bergmann für einen Tag

Dinslaken · Für einen Tag ein echter Bergmann sein – diesen Traum erfüllten sich 27 Mädchen und Jungen auf dem Zechengelände in Lohberg. Mit dem ehemaligen Steiger Peter Griesbeck gingen sie auf Spurensuche.

 Peter Griesbeck (rechts), ehemaliger Steiger, erklärte den Jungen und Mädchen an einem

Peter Griesbeck (rechts), ehemaliger Steiger, erklärte den Jungen und Mädchen an einem

Foto: Martin Büttner

Für einen Tag ein echter Bergmann sein — diesen Traum erfüllten sich 27 Mädchen und Jungen auf dem Zechengelände in Lohberg. Mit dem ehemaligen Steiger Peter Griesbeck gingen sie auf Spurensuche.

Nils Kves (6) ist schwer bepackt. Mit seinem blauen Rucksack auf dem Rücken und der schwarzen Kappe auf dem Kopf, ist er für seine erste Zechenbesichtigung auf dem Gelände in Lohberg bestens gerüstet. "Wo ist die Kohle und warum ist das hier so dreckig? Gehen wir auch nach unten, unter die Erde? Was ist, wenn ich auf Gold trete, darf ich das dann mitnehmen?"

Fragen, die der ehemalige Steiger Peter Griesbeck Nils und den anderen 26 Kindern zwischen sechs und zehn Jahren gerne beantwortet. Gemeinsam nehmen die Mädchen und Jungen aus fünf Dinslakener Grundschulen an dem Projekt "Kaue trifft Natur" im Kreativ.Quartier Lohberg teil. Die Caritas bietet es im Rahmen des Sommerferienprogramms unter Federführung des Vereins "Jugend Architektur Stadt" (JAS) an. Die Künstlerin Walburga Schild-Griesbeck und ihr Ehemann Peter übernehmen die künstlerische Betreuung.

"Wir möchten den Kindern die Augen öffnen für all das, was hier in der Zeche geschah, was es während des Abrisses und des Neuaufbaus zu sehen gibt und wie es in Zukunft sein wird", erklärt Griesbeck. Inmitten einer durcheinander plappernden Kinderschar, die um ihn herumwuselt, erzählt Griesbeck, was es mit dem Bergbau auf sich hat. "Das ganze Ruhrgebiet ist durchlöchert wie ein Schweizer Käse. Überall gibt es unterirdische Gänge, in denen Kohle abgebaut werden kann", sagt er und zeigt den neugierigen Besuchern einen Modellplan der Zeche Lohberg. So können sie sich einen ersten Einblick von dem 40 Hektar großen Gelände verschaffen.

"Es gibt wichtige Regeln, die wir beachten müssen, bevor wir über das Zechengelände gehen", kündigt Standortmanagerin Svenja Noltemeyer an, die die Kinder gemeinsam mit fünf Betreuerinnen der Ganztagsschulen und Künstlerin Walburga Schild-Griesbeck begleitet. Die lauten: Augen offen halten und Helme aufsetzen. Nach kurzem "Haare-zurecht-zupfen" und Verstellen der Helmgrößen, sind die 27 kleinen Bergmänner- und -Frauen mit ihren weißen, blauen und gelben Kopfbedeckungen startbereit.

Die Spurensuche kann beginnen. "Ich bin sicher, wir werden nur tolle Sachen sehen", sagt David Zavorohin (7). "Ich werde Gold, Silber und ganz viele Juwelen finden, und dann werde ich reich sein", schwärmt Nils und stürzt sich mit seinen Freunden nach kurzem Toilettenstopp ins Abenteuer Bergwerk. "Alles folgt dem Kommando des Steigers", sagt Schild-Griesbeck. "Peter ist der Steiger, und wir alle sind seine Knappen und müssen ihm gehorchen, so wie das damals auch war. Peter ist sozusagen unser Ober-Boss."

Mit großen Bergmannsschritten geht Peter Griesbeck voraus und führt die Gruppe einen typischen Bergmannsweg entlang. "Wir sind hier in der Weißkaue, wo sich die etwa 5000 Bergleute vor der Arbeit umgezogen haben. Nackig sind sie dann alle die Treppe hoch und in die Schwarzkaue gegangen und haben sich dort ihre schmutzige, schwarze und verschwitzte Arbeitskleidung angezogen. Die wurde dort in den von der Decke hängenden Körben aufbewahrt." Die Kinder blicken auf, staunen. Und schon geht's weiter Richtung Schachthalle und dem 70 Meter hohen Förderturm. "Wow. Der ist ja cool, der grüne Turm", schwärmt Colin Blumenrath, der im Gesicht bereits schwarz ist wie ein echter Kumpel.

"Ich dachte, hier wäre nur Dreck und Müll, aber hier kann man ganz toll spielen und Dinge sammeln", sagt Calvin Keller (10). "Ich könnte hier für meine Frau und meine Kinder bestimmt viel Geld verdienen." Nach knapp zwei Stunden, in denen die Kinder neben der Zentralwerkstadt und der Mischhalle fragend, sammelnd und staunend, das Zechengelände unsicher gemacht haben, ist die Besichtigung zu Ende. Und nicht nur das Feedback der Mädchen und Jungen fällt positiv aus. "Die Kinder bringen hier mit ihrem Erlebergeist, mit Spaß und Dynamik richtig Leben rein", sagt Noltemeyer.

Das Projekt, das als Starterprogramm dienen soll, um das alte Zechengelände attraktiv und interessant zu machen für Jung und Alt, soll in Zukunft noch weitere Besucher anlocken. Auf die 27 fleißigen Bergmänner- und -Frauen wartet ein zweiter Zechentag, doch nach so vielen neuen Eindrücken gibt es erstmal ein dickes Lunchpaket. Steiger Griesbeck wünscht guten Appetit und sagt zum Abschied: "Glück auf!"

(jus)
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