Dinslaken Berichte von einer "aussterbenden Rasse"

Dinslaken · Rockerlegende Klaus "Hüpper" Wagner und Schauspieler Ralf Richter lasen in der Kulturkantine.

 Zwei Vorleser in der Kulturkantine: Klaus "Hüpper" Wagner (links) und Schauspieler Ralf Richter teilten sich die Lesung.

Zwei Vorleser in der Kulturkantine: Klaus "Hüpper" Wagner (links) und Schauspieler Ralf Richter teilten sich die Lesung.

Foto: Martin Büttner

"Wir machen hier heute Rock'n'Roll und das ist die geilste Droge der Welt!" Mit diesen Worten gibt Rockerlegende Klaus "Hüpper" Wagner die Richtung für eine ungewöhnliche Lesung vor. "Der Freeway Rider" heißt das Werk, in dem das Gründungsmitglied der Freeway Riders Gelsenkirchen seine Lebensgeschichte schildert. Allerdings ist sein Vortrag nicht nur eine Lesung, sondern auch eine andauernde Interaktion mit dem Publikum. Immer wieder spricht der Rocker seine Zuschauer an und mahnt zur Ruhe. "Jetzt mach ma datt Handy aus", raunzt er eine junge Frau an, deren Mobiltelefon während seiner Lesung klingelt. Authentischer Rocker eben, der zwischen Textpassagen aus seinem Buch auch nebenher erzählt. Von Rockkonzerten und dem Gefühl, sich auf dem "Moped" den Wind durch "Kutte" und Haare wehen zu lassen.

Der heimliche Star der Lesung ist allerdings Schauspieler Ralf Richter. Der trifft nicht nur mit seiner Reibeisenstimme genau den richtigen Ton für die Geschichten aus dem Rockermilieu, sondern unterstreicht den oft eigenwilligen Humor der Erzählung mit eigenen Kommentaren. Als es darum geht, dass "Hüpper" und seine Rockerfreunde als Sicherheitsdienst einen "Deputatlohn" (also eine Bezahlung in Form von Getränken und Essen) für ihre Dienst bekommen sollen, blickt Richter zum Autor. "So, so. Deputat, der feine Herr. Als ich das zum ersten Mal gelesen habe, wusste ich nicht, was das bedeutet", erklärt Richter. Das Publikum lacht. Der Streit um den besagten Lohn artet am Ende in eine Schlägerei aus, bei der schließlich Schüsse fallen. "Das war dann das letzte Mal, dass es ein Elefantentreffen in dieser Form gab", erklärt Ralf Richter zu der bekannten Veranstaltung am Nürburgring.

Dass es nach dem Armdrücken bei Rockertreffen auch gerne mal zur Schlägerei kam, scheint im Buch von Klaus "Hüpper" Wagner ganz normal. Auch Keilereien mit anderen Clubs, nach denen man bei Polizei oder im Krankenhaus landet, kommen des Öfteren mal vor. Messer und Schusswaffen allerdings, gehörten nicht zu dieser Welt des Freeway-Riders. "Wir alten Rocker sind eine aussterbende Rasse", erklärt er dazu.

Ergänzend zur Lesung gibt es in der Kulturkantine dann auch noch echten Rock'n'Roll. Die Gelsenkirchener Band "Mr. Blue" sorgt gemeinsam mit Gitarrist "Ernie G." für gitarrenlastige Klänge passend zur Lesung. Da ist nach einer Geschichte, die im Gefängnis spielt, natürlich der "Jailhouse Rock" zu hören. Und natürlich darf auch der Rocker-Klassiker "Born to be wild" nicht auf der Setliste fehlen. Am Ende gibt es Applaus für die Beteiligten und warme Worte von "Hüpper": "Es ist geil, dass ihr alle hier wart! Danke!"

(fla)
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