Voerde Besorgt über Flüchtlinge in Parkschule

Voerde · Beim Bürgerdialog in Friedrichsfeld wurde Unbehagen über den beabsichtigten Einzug von Zuflucht Suchenden laut. Anwohner fürchten um die Sicherheit der Kinder. Verwaltung geht von keinem erhöhten Gefährdungspotenzial aus.

 Das Gebäude der alten Parkschule soll als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden. s

Das Gebäude der alten Parkschule soll als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden. s

Foto: Markus Weissenfel

Die Stühle im Klassenraum der alten Parkschule in Friedrichsfeld waren alle besetzt, etliche Zuhörer mussten stehen, einige auf dem Flur. Um die 170 kamen zum Bürgerdialog, der die Flüchtlingssituation in Voerde und die angedachte Nutzung des Grundschulgebäudes für die Unterbringung von bis zu 125 Menschen zum Thema hatte. In diese zwei Komplexe war die Veranstaltung unterteilt - was nicht jedem gefiel.

Als Bürgermeister Dirk Haarmann zunächst das ehrenamtliche Engagement für Flüchtlinge in Voerde hervorhob, erntete er Unverständnis: "Das interessiert keinen. Uns interessiert, ob Flüchtlinge hierher kommen." Haarmann ließ sich davon nicht beirren, er verwies auf die gesetzliche Verpflichtung der Stadt, Flüchtlinge "menschenwürdig" unterzubringen und ihnen Betreuung anzubieten. Pfarrer Heiko Dringenberg, der den Bürgerdialog moderierte und hier und da die Wogen glättete, schaltete sich ein: Er betonte die Notwendigkeit, sich die Fakten anzuhören, um den Sachverhalt einordnen zu können.

Die Zahl der Flüchtlinge, die Voerde zugewiesen werden, sei "keine beliebige", von den rund 20 Prozent, die Nordrhein-Westfalen aufnehmen muss, kämen 0,26 Prozent nach Voerde, sagte Haarmann. Für 2017 bedeutet dies, dass die Kommune 92 Flüchtlinge neu aufnehmen muss. "Wir hatten schon wesentlich mehr Neuzuweisungen." Haarmann erinnerte, dass die Zahl der Flüchtlinge hinter den Grenzen nicht weniger werden. "Wir müssen schauen, wie wir unseren Beitrag leisten können, den Menschen, die zu uns kommen, zu helfen."

Der erste Schritt ist, die Flüchtlinge unterzubringen. Das müsse die Stadt "möglichst wirtschaftlich tun", sagte der technische Beigeordnete Wilfried Limke und schlug dabei einen Bogen zur Grundschule als einer möglichen Unterkunft: Die eigne sich wegen ihrer Strukturen gut für eine menschenwürdige Unterbringung. Die Planung von Wohnraum ist angesichts der Ungewissheit, wie die Flüchtlingszahlen sich auf längerfristig entwickeln werden, schwierig. Die Stadt müsse die Balance zwischen Investitionsentscheidungen und Ressourcen, die zur Verfügung stehen, halten, so Haarmann. Wann genau in die Parkschule Flüchtlinge auf Zeit einziehen werden, könne er nicht sagen. Doch geht Haarmann von spätestens Mai/Juni aus. Der Plan an sich löste in der Bürgerschaft teils großes Unbehagen aus, wie die Wortmeldungen verdeutlichten. "Angst vor Fremden", vor Lärm oder dem Wertverlust des Hauses wurde geäußert. Ein Thema, das mehrfach kritisch angesprochen wurde, war das alleinstehender Männer. Ob nur die in der Schule untergebracht würden? Das habe die Stadt nie gesagt, entgegnete Haarmann. Auf den Hinweis, dass es beruhigen würde, wenn hauptsächlich Familien einzögen, antwortete er, da keine Zusage machen zu können.

Die Stadt versuche aber, die Bürger mit ihren "Sorgen und Nöten" abzuholen, indem an der Parkschule nachts durch einen Bereitschaftsdienst Präsenz gezeigt werden soll. Haarmann stellte fest, dass Voerde mit seinen Flüchtlingen keine schwerwiegenden Probleme habe, die die Bürger "fürchten" müssten. Sorge um die Sicherheit der Kinder angesichts des geplanten Einzugs von Flüchtlingen in die alte Parkschule wurde mehrfach laut. Grundsätzlich stellte Haarmann fest: "Es gibt keine Anhaltspunkte, dass durch Flüchtlinge ein erhöhtes Gefährdungspotenzial ausgeht." Er äußerte Verständnis, warb aber dafür, den Menschen zunächst einmal mit Vertrauen zu begegnen.

(P.K.)
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