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Interview Dr. Kurt Gerritz Besorgt über Rückgang der Blutspenden

Dinslaken · Der DRK-Vorsitzende appelliert an die Bürger zu spenden, denn jeder kann auf eine Transfusion angewiesen sein.

Interview Dr. Kurt Gerritz: Besorgt über Rückgang der Blutspenden
Foto: Endermann, Andreas (end)

Im Gebiet des DRK-Kreisverbandes Dinslaken-Voerde-Hünxe ist im vergangenen Jahr die Zahl der Blutspender deutlich zurückgegangen. Herr Dr. Gerritz, welches Ausmaß hat der Rückgang?

Dr. Gerritz Wir hatten im Kreisverbandsgebiet 3008 Blutspender im Jahre 2015. Das ist ein Rückgang von 5,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr 2014. Damals hatten sich 3178 Blutspender eingefunden. Landesweit beträgt der Rückgang sogar 8,3 Prozent. Ich habe einmal in den Annalen unseres DRK nachgeguckt. Im Jahre 2011 hatten wir zum ersten Mal über 4000 Blutspender, genau 4031. Und bei den Erstspender hatten wir 2011 genau 473, jetzt sind wir unter 200 angelangt, bei 198. Im Vorjahr waren es noch 219 Erstspender. Hier liegt der Rückgang bei 9,6 Prozent. Das ist schon etwas bedenklich und bereitet mir Sorgen.

Interview Dr. Kurt Gerritz: Besorgt über Rückgang der Blutspenden
Foto: Heinz Kunkel

Haben Sie eine mögliche Erklärung für diesen doch deutlichen Rückgang. Was könnten mögliche Ursachen sein?

Dr. Gerritz In den vergangenen Monaten hatten wir im Fernsehen eine negative Berichterstattung unter dem Motto "Böses Blut" gehabt. Das könnte ein Grund für den Rückgang gewesen sein, doch kann ich dies nicht mit Bestimmtheit sagen. Auf der anderen Seite haben wir vom DRK-Blutspendedienst Breitscheid die Parole herausgegeben, dass man sehr sparsam mit dem hohen Gut Blut umgehen soll. Blut ist immer noch nicht zu synthetisieren. Es gibt tolle Fortschritte in der Medizin, doch Blut kann man immer noch nicht künstlich herstellen. Wir brauchen also nach wie vor Blut. Es gibt warnende Stimmen, die sagen, man soll Bluttransfusionen nicht als das Allheilmittel in der Medizin ansehen - dem stimmen wir zu. Eine Bluttransfusion soll man nur dann geben, wenn es absolut notwendig ist. Wir leben in einer Zeit der demografischen Veränderung der Bevölkerung. Es gibt immer mehr ältere Menschen. Man denkt immer, Blut wird in erster Linie bei Unfällen, schweren Verletzungen und bei Operationen gebraucht. Das meiste Blut jedoch, rund 27 Prozent, wird in der Onkologie, bei Krebs und so weiter, verwendet. Je älter die Menschen werden, umso mehr wird der Bedarf nach Blut steigen. Daher muss ich immer wieder an die Menschen appellieren, Blut zu spenden. In ländlichen Bereichen, dazu zähle ich Voerde und Hünxe, Dinslaken eventuell auch noch, spenden noch nicht einmal drei Prozent der Bevölkerung. Es gibt auch ländliche Regionen, wie Hamminkeln und Alpen, da spenden sieben oder acht Prozent der Bevölkerung Blut. In Großstädten wie Düsseldorf oder Köln spendet oft noch nichtmals ein Prozent der Bevölkerung Blut. In den Großstädten müsste man die Menschen also aktivieren, Blut zu spenden, denn jeder ist vielleicht einmal betroffen in seinem Leben und braucht eine Blutkonserve. Ich habe den Eindruck, dass bei uns das Blutspenden momentan etwas eingeschlafen ist. Zudem werden unsere Stammblutspender auch immer älter. Es gibt hier altersmäßig Grenzen nach oben: 72 Jahre - und darüber kann man nur noch mit ärztlichem Attest Blut spenden. Und irgendwann ist dann auch mal Schluss.

Wie sieht es denn mit jungen Spendern aus ?

Dr. Gerritz Wir erleben in unserem täglichen Leben, dass der junge Mensch sich nicht so binden will. Er spendet zwar, aber nicht so nachhaltig, wie das vor 20 oder 30 Jahren der Fall gewesen ist. Man kann ab 18 Jahre Blut spenden. Ich wäre schon froh, wenn wir den Anteil der Jugendlichen auf 400 Neuspender im Jahr kriegen würden, aber wir liegen gegenwärtig schon unter 200. Momentan sehen wir zudem, dass sich unsere Gesellschaft verändert. Ich denke an da die Flüchtlingsproblematik. Viele Flüchtlinge kommen zu uns, die brauchen wir auch als Blutspender. Denn im Krankheitsfalle oder nach einem Unfall benötigen auch sie Blut.

Droht es bei der Blutversorgung einen Engpass zu geben oder geht uns das Spenderblut in absehbarer Zeit möglicherweise sogar ganz aus?

Dr. Gerritz Ich glaube nicht, dass uns das Blut ausgeht. Das Rote Kreuz ist ganz gut aufgestellt. Unser Blutspendedienst West in Nordrhein-Westfalen ist mit Rheinland-Pfalz und dem Saarland zusammen. Wenn es irgendwo Engpässe gibt, wird Blut ausgetauscht oder wir kaufen Blut hinzu, aus Bayern beispielsweise oder Hessen. Wenn die Blutspendebereitschaft allerdings weiter abnimmt, dann wird es irgendwann schon bedrohlich. Auf der anderen Seite hatte ich vorhin 2011 als unser Rekordjahr erwähnt. Wir hatten davor auch schon mal 500 Blutspender im Jahr weniger und dann im nächsten Jahr 300 Spender mehr. Es gibt immer mal wieder Ausschläge in der Statistik. Von daher hoffe ich, dass die Zahlen des vergangenen Jahres auch nur einen Ausschlag darstellen und wir in diesem Jahr wieder höhere Zahlen verzeichnen können.

Was kann das DRK tun, welche Aktionen sind möglich, um die Blutspendenbereitschaft zu verbessern?

Dr. Gerritz Wenn wir die Menschen über die Wichtigkeit der Blutspende informieren und die Presse Spendentermine veröffentlicht, hilft uns das weiter. Wenn unsere Bürgermeister Blut spenden, so hat das auch einen hilfreichen Effekt. Intern werden wir das Thema noch einmal angehen und uns überlegen, was wir machen können, um die Blutspendebereitschaft zu verbessern. Das Wichtigste ist, dass wir junge Leute, also Erstspender ab 18 Jahre motivieren können, regelmäßig zur Blutspende zu kommen, damit wir einen Spenderstamm aufbauen können.

DAS GESPRÄCH FÜHRTE HEINZ SCHILD.

(RP)
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