Dinslaken Betrachter können viel entdecken

Dinslaken · "Illustrationen - Variationen" von Barbara Grimm in der Galerie Kleeblatt 399.

 Barbara Grimm mit einigen ihren Illustrationen.

Barbara Grimm mit einigen ihren Illustrationen.

Foto: Heinz Kunkel

Der nackte Jüngling steht in halber Rückenansicht zum Betrachter wie eine griechische Statue. Gerades Profil, ein durchtrainierter Körper, die Haltung entspannt auf Stand- und Spielbein. Mit leicht gesenktem Kopf schaut er in die Sonne. Sie wird ihn töten. Denn die fledermausartigen Flügel, die er sich um Rücken und Arme geschnallt hat, können einen antiken Helden nicht vor seinem vorbestimmten Fall schützen. "Ikarus" zeichnete Barbara Grimm 1986 für das Buch "Knapp an Galapagos vorbei" ihres Lehrer-Kollegen Hans-Peter Fischer. Es ist nur eine von vielen Illustrationen, die jede für sich als unabhängige Zeichnung bestand haben und die nun in der Galerie Kleeblatt 399 an der Hünxer Straße 399 zu sehen sind. Am Freitag wurde die Ausstellung "Illustrationen - Variationen" eröffnet - und dies mit einem enormen Besucherandrang.

In der Ausstellung gibt es viel zu entdecken. Barbara Grimm zeichnet mit raschem, treffsicheren Strich mit Bleistift und Feder, teils laviert oder sparsam koloriert. Was allen ihren Figuren gemein ist, ist der innere Ausdruck, der sich in wenigen Linien offenbart. Das spielende Kind mit Judenstern, Anne Frank, schaut selbstbewusst in die Weite. Tintorettos Frau entblößt kokett eine Brust. Auf der gegenüberliegenden Wand wecken Märchenfiguren von Andersen Kindheitserinnerungen. Sie entstammen dem Fontane-Fachbuch von Hans-Peter Fischer, ebenso wie Grimms Buddenbrooks-Illustrationen. Fischer liest im Rahmen der Vernissage auch Gedichte, zu denen die Bilder an der Wand hängen.

Barbara Grimm wurde in Duisburg-Hamborn geboren. Das Elternhaus künstlerisch-literarisch geprägt, Vater und Mutter waren Lehrer. Barbara Grimm schlägt den gleichen Weg ein, unterrichtet am Ernst-Barlach-Gymnasium, später am Gymnasium Voerde. Die Zeit, die ihr zwischen Beruf und Familie für die eigene Kunst blieb, muss so knapp bemessen gewesen sein wie die Größe der Zeichnungen an den Wänden. Davon ist in diesen allerdings nichts zu sehen: Barbara Grimm variiert Themen, bringt sie auf den Punkt. Ihre Feder ist frei, wie ihr Pinselstrich näher an der Kunst des ersten Drittels des 20. Jahrhunderts als an der ihres Professors Joseph Beuys. "In den hier gezeigten Zeichnungen entdecken sie die von Barbara Grimm gelebte Spontanität, das improvisierte freie Behandeln der Linie" so Galerist Werner Heuking. Entdeckungen im Kleeblatt 399 sind bis zum 3. Juni montags bis freitags von 9 bis 18.30 und samstags von 9 bis 13 Uhr möglich.

(bes)
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