Dinslaken/Voerde Betuwe: Nach dem Spatenstich fürs dritte Gleis gibt's viel Kritik

Dinslaken/Voerde · Scharfe Kritik gibt es nach dem Festakt zum Spatenstich für den Bau deas dritten Betuwe-Gleises aus den Reihen der kommunalen Politik: Bernd Altmeppen, der die Voerder CDU bei dem offiziellen Startschuss vertrat, spricht von einer "Show-Veranstaltung", die "mitten in der Pampa" abgehalten worden sei. Er vermutet hinter der Ortswahl durchaus "Kalkül" - gelenkt durch eine "große Angst" vor Demonstrationen.

Landesverkehrsminister Michael Groschek und Bahnvorstand Ronald Pofalla hätten "sehr salbungsvolle Reden" gehalten. Doch Pofalla hätte diese Rede nicht halten können, wenn in Dinslaken ein Waggon des Zuges explodiert wäre, der wegen eines Geldautomaten auf den Schienen entgleist war. Zu den Forderungen der Feuerwehren nach besseren Sicherheitsstandards an der Strecke oder zu der Frage, wie die Bahnhöfe "kunden- und sicherheitsgerechter" gestaltet werden sollen, sei nichts Konkretes gesagt worden, kritisiert Altmeppen, der die Veranstaltung "sehr enttäuschend" fand.

Nach Einschätzung von Voerdes Planungsdezernent Wilfried Limke, der mit Bürgermeister Dirk Haarmann am Freitag die Stadt beim Festakt vertreten hat, hätte der Baubeginn an der Strecke um ein deutliches Maß mehr an Planungssicherheit, wenn die wesentlichen Punkte "vorher beantwortet" gewesen wären.

Mit dem Startschuss werde das Zeitfenster kleiner und damit die Notwendigkeit, Entscheidungen zu treffen, "zwingender". Das Voerder Stadtgebiet umfasst zwei Betuwe-Abschnitte. Bisher liegt für noch keinen von beiden ein Planfeststellungsbeschluss des Eisenbahnbundesamtes (EBA) vor, den gibt es erst für einen, die Stadt Oberhausen betreffend.

Die Stadt Voerde habe genügend Argumente vorgebracht, eine Standardqualität an der Bahnstrecke zu sichern. Vielleicht, so hofft Limke, entstehe durch den Baubeginn auch insofern ein Entscheidungsdruck, als dass es zu einer Lösung der Dissensfragen kommen müsse. Nach dem Planfeststellungsbeschluss für die Voerder Abschnitte "müssen wir sehen, ob wir unsere Knackpunkte haben platzieren können", stellt Limke mit Blick auf eine mögliche Klage fest. Oberhausen geht diesen Weg.

Zuversichtlich stimmt den Voerder Planungsdezernenten noch etwas anderes: Der Staatssekretär beim Bundesverkehrsministerium, Enak Ferlemann, habe bei der Veranstaltung sehr deutlich zu erkennen gegeben, dass der Bund "genügend Geld" bereitstelle: Vor dem Hintergrund hat Limke die Hoffung, dass die "Ausführungsqualität" der Bahnstrecke nicht am Geld scheitern werde.

Auch Dinslakens Bürgermeister Dr. Michael Heidinger war zum Baustart eingeladen - aber verhindert. Ebenso wie Voerde wartet die Stadt Dinslaken den Planfeststellungsbeschluss ab - und die Frage, ob danach noch eine weitere Beteiligung von Trägern öffentlicher Belange vorgesehen sei.

Sollte dies nicht der Fall sein, denke man über eine Klage nach, so Stadtsprecher Horst Dickhäuser. Das dritte Gleis muss, so Dickhäuser angesichts des steigenden Güterzugverkehrs, "zwingend gebaut werden. Es ist nur die Frage, unter welchen Bedingungen."

Wann die Bauarbeiten in Dinslaken und Voerde ankommen, steht noch in der Sternen. In Dinslaken fürchtet man aber schon jetzt ein größeres Verkehrschaos, weil für das dritte Gleis zentrale Brücken über der B 8 und über der Hünxer Straße umgebaut werden müssen.

(P.K./aha)
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