Dinslaken Bildung macht glücklich

Dinslaken · Der Rotary Club Wesel-Dinslaken hat die zwölf besten Abiturienten aus Dinslaken, Voerde und Wesel geehrt. Dr. Bernhard Bueb, ehemaliger Leiter der Schule Schloss Salem, hielt den Festvortrag über "Aufstieg durch Bildung".

Da haben sie nun endlich der Schule den Rücken gekehrt, mit überdurchschnittlich guten Abschlüssen sogar, und müssen sich schon wieder pädagogisch wertvolle Reden zur deutschen Bildungsmisere anhören. Was die Abiturienten, die der Rotary Club Wesel-Dinslaken gestern im Lohberger Ledigenheim für ihre besonderen Leistungen auszeichnete, dann zu hören bekamen, war jedoch vom Allerfeinsten. Der Festvortrag, den Gastredner Dr. Bernhard Bueb für sein Dinslakener Publikum vorbereitet hatte, war so fesselnd, dass die Erinnerung an langweilige Schulstunden nicht eine Sekunde lang aufkommen konnte.

Lob der Disziplin

Bueb, der von 1974 bis 2005 das Elite-Internat Schloss Salem geleitet hat, gilt als Pädagoge mit nicht unumstrittenen Thesen. Mit seinem mittlerweile zum Bestseller avancierten Buch "Lob der Disziplin. Eine Streitschrift" gelang es ihm 2006, eine bundesweite Diskussion darüber anzustoßen, wie viel oder wenig Disziplin ins deutsche Schulwesen gehört.

Auch gestern kam Bueb um diese Fragestellung nicht herum. "Man erwartet schließlich von mir, dass ich darauf zu sprechen komme", sagte er und erklärte, dass er Disziplin für eine Fähigkeit halte, die sich in ihren Sekundärtugenden konkretisiere. Tugenden wie Fleiß, Neugierde, Ausdauer seien keine Werte an sich, sondern Mittel. Sie dienten einem Zweck. Und dieser Zweck ist, aus deutschen Schülern glückliche Menschen zu machen. Ja, auf diese einfach klingende und genau so gemeinte Formel bringt Bernhard Bueb seine Ausführungen: "Selbstdisziplin ist die Voraussetzung, um Glück durch Anstrengung zu erfahren." Dieses Glück schöpfe sich aus der ganz natürlichen Veranlagung des Menschen, Anerkennung erlangen zu wollen. Schüler, die morgens mit dem Gedanken aufwachen "Heute werde ich wieder versagen" hätten keine Chance darauf, glückliche und somit erfolgreiche Schüler zu werden. Das oberste Ziel der Bildungsinstitution Schule sei deshalb nicht, Wissen zu vermitteln, sondern das Selbstwertgefühl ihrer Schüler aufzubauen.

Dafür brauche es ausreichend Zeit und die könne es nur in einer Ganztagsschule geben. Der Bildungsbegriff müsse demnach radikal reformiert werden. "Die Deutsche Schule ist eine Belehrungsschule. Bildung ist aber mehr als nur akademische Bildung, es geht vor allem um die Persönlichkeitsentwicklung."

Kräftiger Applaus

Auch von den geehrten Abiturienten, allesamt Beste ihrer Jahrgänge (die genauen Noten wurden nicht verraten), wurden dieser Ansatz heftig beklatscht.

(RP)
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