Dinslaken Blick in die Welt des starken Geschlechts

Dinslaken · Burghofbühne feierte die Premiere des Stücks "Männerhort" von Kristof Magnusson. Patric Welzbacher, Markus Penne, Felix Lampert und Arno Kempf entlarven Männerklischees unter der Regie von Nadja Blank.

 Alle auf einen, alle auf Eroll, der unten am Boden liegt. Die Burghofbühne führte als Premiere das Stück "Männerhort" von Kristof Magnusson auf.

Alle auf einen, alle auf Eroll, der unten am Boden liegt. Die Burghofbühne führte als Premiere das Stück "Männerhort" von Kristof Magnusson auf.

Foto: MB/LTB

Die Wände ein Zwischending von Jaffa-Möbel und Bierkasten, die Decke im gleichen handgezimmerten Design zu niedrig, dass die Mannsbilder aufrecht stehen können. Aber der Raum hat alles, was sie brauchen: Couch, Fernseher, Bier, Erotikkalender. Eine Dartscheibe gibt es auch noch. Aber die bleibt unbenutzt. Dort, im heimlich umgebauten Heizungskeller unter dem Shoppingcenter treffen sich Hartmut, Eroll, Lars und später auch Mario zum Fußballgucken, auf den Putz hauen und nicht viele Worte machen.

Hier, auf der Bühne des Tribünenhauses der Trabrennbahn, entlarven Patric Welzbacher, Markus Penne, Felix Lampert und Arno Kempf unter der Regie von Nadja Blank die Klischees, die Männern anhaften und die sie anderen, sprich ihren Frauen, anheften. Am Freitag feierte die Burghofbühne Dinslaken die Premiere von Kristof Magnussons Komödie "Männerhort". Und nie, so Intendant Mirko Schombert, war das im Anschluss an die Vorstellung in der benachbarten Gaststätte Advantage gezapfte Freibier passender.

Jede Gesellschaft hat ihre Rituale. Die vier Männer im Hort und ihre Frauen pflegen das der Konsumgesellschaft. Jeden Samstag pilgern sie in den örtlichen Einkaufstempel, betreiben die Frauen innere Kontemplation zwischen In-Boutique und Juwelier. Finden über der Entscheidung zwischen Schuhen mit und ohne Schnalle eben nicht sich selbst, kaufen, kaufen und tauschen um.

Und während sie in der Parfümiere die Idee eines erfüllten Lebens wittern, stinkt es den Männern gewaltig. Sie konsumieren nämlich genau so gerne, aber anders: Flimmerkiste, Bier, die Illusion, dass sie die großen Macher und Gewinner sind und ihre Kumpels die Verlierer. Dass die Beziehungen darüber in die Brüche gehen, ist in einer Komödie wie Männerhort nur die logische Konsequenz, die die turbulente Handlung des Vier-Mann-Stücks erst richtig in die Gänge bringt.

Denn die Herren im Heizungskeller prügeln sich nicht nur um ihre im Einkaufsgewühl verloren gegangenen Frauen, sie müssen sich viel gewaltigeren Aufgaben stellen: Reden. Verstehen. Sich etwas eingestehen. Alles so komische Dinge, für die "Mann" doch gar nicht gemacht ist. Dass sich die Männer unter ihrer "selbst gebauten", viel zu niedrigen Decke stets verbiegen müssen, ist ein Bild mit klarer Aussage.

"Männerhort" spielt mit den Klischees. Die Männer spielen mit den Klischees. Das Schauspielerquartett, das die vier männlichen Prototypen Frauenheld, Träumer, heimlicher Verlierer und pragmatischer Macho sympathisch spielt und noch sympathischer entlarvt, soll zur Vorbereitung auf seine Rollen vom weiblichen Team Nadja Blank (Regie) und Julia Kempf (Regieassistenz) sogar zum "Sex in the City"- DVD-Abend genötigt worden sein, erklärte Mirko Schombert in seiner Begrüßung.

Da kann man sich dann schon denken, wie das Stück zum Schluss endet. "Männer und Frauen passen nicht zusammen", wusste schon Loriot. Aber die einen ohne die anderen: Das geht ja mal gar nicht. Aber auch das Versteckspiel hat ein Ende. Der Männerhort wird in dem Stück von der "Unterwelt" im Keller nach oben mitten in das Einkaufsparadies verlegt.

Viel Applaus für eine leicht inszenierte Komödie über Oberflächlichkeit und wahre Werte.

(RP)
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