Dinslaken/Wesel Börsenverein lobt Buchhandlung Korn

Dinslaken/Wesel · Galerieflair, Veranstaltungen und der Auftritt besonderer Bücher: Eva Korn präsentierte Buchhändlern ihr Konzept der Individualität. In der Branche gilt es als vorbildlich, wie sie konsequent ihre Nische besetzt.

Der Laden voller Regale mit Buchrücken an Buchrücken hat ausgedient. Es lebe der Mut zur Lücke, zur Individualität und zur Inszenierung ausgewählter Titel. Wie Eva Korn ihre Buchhandlung an der Brückstraße gestaltet hat und wie sie gedruckte Schriften mit schönen Dingen und einer durchdachten, soghaften Raumwirkung kombiniert, das hat den Börsenverein des Deutschen Buchhandels auf sie aufmerksam gemacht.

Die renommierte Standesorganisation, bekannt durch die Vergabe des Friedenspreises des Buchhandels, hielt jetzt ihr Regionaltreffen in Wesel ab. Über 25 Buchhändler aus Nordrhein-Westfalen kamen, um sich von Eva Korns Konzept inspirieren zu lassen. "Es hat uns sehr gefreut, dass unser zukunftsweisendes Konzept so viel Aufmerksamkeit erfährt", sagt Korn.

Sich mit Individualität aus der Masse herausheben und ein Bucherlebnis liefern, das die Online-Konkurrenz nicht kann - das ist ihr Stichwort: "Ich kann etwas aus dem klassischen Buchhandel übernehmen, aber ich muss etwas Eigenes aus dem geschäftlichen Auftritt machen." Eine Ladengestaltung müsse originell und geschmackvoll sein. Das setzt gestalterische Ideen und Fingerspitzengefühl voraus. Wie gut, dass Eva Korn auch bildende Künstlerin. Beim Ladenlokal an der Brückstraße - "Ich wusste sofort: Das ist es" - hat sie die Situation zum Hinterhof durch bodentiefe Fenster geöffnet. So fällt Sonnenlicht weit ins Geschäft hinein, der kleine gemütliche Garten lockt zudem die Kunden, sich hinten im Geschäft zu tummeln. Das ist häufig eine kundenfreie Problemzone. Im Verkaufsraum wird mit hellen Farben, Lichtsäulen und "schwebenden" Regalen ein Galerie-Effekt erzielt. Hier werden Bücher inszeniert, gehobene Literatur, Kunstbände, Ausgaben kleiner Verlage, die man sonst selten findet. "Sie haben ihren Auftritt", sagt die Buchhändlerin. Sie nimmt sich die Freiheit, Massenware zu verbannen.

Neben der klaren Struktur geht es um Funktionalität und Flexibilität. Die Regale können nach Bedarf auf- und abgebaut werden. Ihre Böden sind variabel. Besagte Lichtsäulen dazwischen dienen als Präsentationsfläche für Kunsthandwerk und Saisonartikel. Durch bewegliche, durchaus elegante Tische lässt sich der Laden schnell für die beliebten Lesungen öffnen. Das muss nicht die Welt kosten. "Ich habe Stefan Müller-Theisen von der Werkstatt 21 in Dinslaken gesagt, der finanzielle Spielraum ist begrenzt. Er hat jede Idee aufgegriffen, vervollkommnet und nach Lösungen gesucht. Es hat beiden sehr viel Freude bereitet."

Geschmack, Konzept, Gefühl für den Raum: Mit dem Laden, der individuell in die Buchhandlungs-Nische strebt, hat Korn Erfolg. Die Stammkundschaft wächst. Ihre Ideen kommen nicht von ungefähr, sie ist auch geprägt von ihrer Mutter Brigitte. Die hat 1968 ihr erstes Geschäft in Friedrichsfeld, später eins in Dinslaken eröffnet. "Schon damals hat sie Bücher mit Kunsthandwerk kombiniert und wurde belächelt", meint Eva Korn. Ihre Mutter legte stets Wert auf den eigenen Weg. Das Geschäft am Dinslakener Altmarkt wurde 2007 zu den 24 schönsten Buchhandlungen der Welt ausgewählt. 2011 eröffneten Mutter und Tochter ihre Buchhandlung in Wesel. In der Firmengeschichte schloss sich der Kreis. Und das Prinzip Individualität und Originalität setzte sich fort - anfängliche Irritationen der Kundschaft eingeschlossen. Die Entwicklung heißt heute: breite Akzeptanz. "Bis jetzt kann ich sagen: Das Konzept hat sich bewährt." Die Branche dürfte es gerne hören. Funktionierende Ideen sind immer gefragt.

(RP)
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