Dinslaken Das Gewerbehaus - stattlich und modern

Dinslaken · In den Jahren 1928/1929 wurde das Gebäude an der Duisburger Straße über dem kanalisierten Rotbach als Vorzeigeobjekt errichtet. Jetzt wird mit der Revitalisierung des in die Jahre gekommenen Hauses begonnen.

 Das Bild entstand Ende Mai 1919. Zu sehen ist der alte Kanal unterhalb der Lettgenschen Scheune.

Das Bild entstand Ende Mai 1919. Zu sehen ist der alte Kanal unterhalb der Lettgenschen Scheune.

Foto: Quelle Stadtarchiv Dinslaken

Die Baugenehmigung liegt Bernhard Maaß vom Architekturbüro Kleiböhmer und Partner aus Hamminkeln vor. Die Fassade des alten Gewerbehauses an der Duisburger Straße ist eingerüstet. Die Sanierung und Modernisierung des Wohn- und Geschäftshauses kann beginnen. Früher befand sich die traditionsreiche Niederrheinische Bücherstube Paul Jacobs in dem Gebäude. Doch seitdem die Buchhandlung geschlossen ist, stehen die Geschäftsräume im Erdgeschoss leer. Das soll sich die durch Revitalisierung ändern.

Dr. Alisa Schäfer aus Dinslaken, Miteigentümerin des Gewerbehauses, hat sich intensiv mit der Geschichte des Gebäudes befasst und ihre Erkenntnisse niedergeschrieben. Wie sie berichtet, wurde das Haus an der Duisburger Straße 56 in den Jahren 1928/1929 vom Innungsausschuss Dinslaken und der Vereinigung der Einzelhändler des damaligen Kreises Dinslaken gebaut. Die Baupläne und die Baubeschreibung tragen das Datum 26. Juni 1928. Gleichzeitig wurde das im Jahre 1910 errichtete Nachbargebäude, das Barfurthsche Haus, um den Teil links von der vorspringenden Schaufensteranlage erweitert.

Das Gewerbehaus sollte ein Vorzeigeobjekt werden: von hoher Qualität und hochmodern. Doch bevor die Baugenehmigung erteilt werden konnte, musste geklärt werden, ob der damals schon an dieser Stelle kanalisierte Rotbach überbaut werden durfte. Überlegungen zur Regulierung des Bachs gab es seit etwa 1885. Ein Gutachten von Februar 1918 thematisierte die sich verschlimmernde Hochwasserlage. 1917 und 1918 hatte es innerhalb von sechs Monaten zwei Überschwemmungen gegeben. Vor 1918 waren solche Schadensereignisse nur alle 25 bis 30 Jahre aufgetreten. Im Rahmen von Notstandsarbeiten wurde der Rotbach dann am Walsumer Tor reguliert. Vor Beginn der Arbeiten floss das Gewässer zwischen den Häusern Melters und Delere (Duisburger Straße 63 und 61) entlang und unterquerte danach die Duisburger Straße sowie die Lettgen-Scheune, wie Dr. Alisa Schäfer schreibt. Die Scheune und die Wirtschaft Melters wurden im Zuge der Regulierung teilweise abgerissen, später dann aber wieder hergestellt und der Kanal (samt Kanaldecke) in der heutigen Form gebaut. Er verlief danach unterhalb der Häuser Melters und Lettgen. Die Stadt erwarb damals im Rahmen der Regulierung den Lettgenschen Besitz. Nachdem die Bauherren des Gewerbehauses das Lettgensche Grundstück zu einem Großteil von der Kommune erworben hatten, stellten sie den Bauantrag für ihr Projekt. Die zuständigen Behörden stiegen in die Prüfung ein, Bedenken hinsichtlich der Überbauung des Rotbachs hatten sie nicht. Denn für die Unterhaltung des Bachlaufs war auch weiterhin die Stadt zuständig,

Die Grundsteinlegung für das Gewerbehaus fand am 20. November 1928 statt. An dieser Feier nahmen Vorstandsmitglieder der Bauherren, die Obermeister, der damalige Bürgermeister Dr. Hoffmann sowie Stadtbaurat Nottebaum und Dr. Bohley als Vertreter der Handelskammer teil. Der eisige Winter 1928/1929 war dafür verantwortlich, dass die Bauarbeiten nicht den gewünschten Fortschritt nahmen und sich verzögerten. Der Winter war so streng, dass der Rhein zufror und die Arbeiten auf der Baustelle von Dezember 1928 bis März 1929 ruhten. Erst am 22. April 1929 konnte der Architekt, Joh. Bosserhoff aus Dinslaken, die Rohbauabnahme für das Gewerbehaus beantragen.

Bis zur Fertigstellung des Gebäude vergingen noch Wochen. Am 26. August 1929 wurde in der Tageszeitung der Umzug der Geschäftsstelle des Einzelhandels und des Innungsausschusses für den 28. August angekündigt. Ende August 1928 berichtete die Tageszeitung vom erfolgreichen Umzug. Das neue Gewerbehaus wurde als ein stattlicher und moderner, in Klinkersteinen ausgeführter Bau beschrieben, der am Walsumer Tor gelegen, dem Eingang des Stadtkerns von der Walsumer und Hamborner Seite, wesentlich zur Belebung der Altstadt beitragen würde. Neben den Büroräumen und Sitzungszimmern gab es schon damals in dem Haus sieben Wohnungen sowie ein Ladenlokal.

(RP)
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