1,5 Millionen Euro in Dinslaken Den Erben auf der Spur

Dinslaken · In Dinslaken ist ein Ehepaar tot aufgefunden worden. Es hinterlässt ein beachtliches Vermögen. Bislang gibt es keinen Hinweis auf Erben. Für solche Fälle gibt es Spezialisten - wie die Henning Schröder Internationale Erbenermittlung.

 Im Fall des 1,5 Millionen-Erbes bestellte das Amtsgericht einen Nachlasspfleger, der die Erben sucht. Es gibt aber auch spezialisierte Erbenermittler für solche Fälle.

Im Fall des 1,5 Millionen-Erbes bestellte das Amtsgericht einen Nachlasspfleger, der die Erben sucht. Es gibt aber auch spezialisierte Erbenermittler für solche Fälle.

Foto: Kazur, Jörg

Der 92-jährige und seine 88-jährige Ehefrau lagen ein paar Wochen tot in ihrem Bungalow. Dann schöpfte der Briefträger Verdacht, weil sich Post und Wurfsendungen im Hausflur stapelten. Nachbarn nahmen Verwesungsgeruch war und alarmierten die Polizei, die brach am 17. November die Haustür auf und benachrichtigten den zuständigen Fachdienst der Stadtverwaltung.

Auf dessen Mitarbeiter wartete eine Überraschung. Nachdem sie die Unterlagen im Haus gesichtet hatten, war klar, das Ehepaar hinterlässt ein Millionen-Vermögen. 1,5 Millionen Euro in Wertpapieren und Depots, weitere Wertsachen, die sich im Bungalow fanden und das Haus selbst. Was die Rathausmitarbeiter nicht fanden, war ein Testament oder irgendeinen Hinweis auf mögliche Erben. Das Amtsgericht bestellte einen Nachlasspfleger, der nun Erben sucht. Für diese Suche gibt es aber auch ausgewiesene Spezialisten. Dazu gehört die Henning Schröder Internationale Erbenermittlung GmbH mit Sitz in Gummersbach. Die ist durch die Veröffentlichung der Geschichte in der Rheinischen Post auf den Fall aufmerksam geworden und hat sich, wie Kai Radek von der Geschäftsleitung gestern Morgen bestätigte, bereits auf die Suche gemacht.

Erbenermittler wollen das Lebenspuzzle lösen

Erbenermittlung ist aufwändig - gewissermaßen ein Spezialgebiet im Rahmen der Genealogie, historische Forschung und Detektivarbeit. "Wir alle hinterlassen in unserem Leben eine Vielzahl von Spuren", sagt Radek. Und denen spüren die Erbenermittler nach. "Erst einmal gehen wir zurück in die Vergangenheit", beschreibt das Radek. In einem Fall, wie dem des Dinslakener Ehepaars beispielsweise suchen sie nach den Großeltern der Erblasser. Wo haben sie gewohnt? Haben sie an ihrem Wohnort Kinder bekommen? Dann geht's wieder in die Gegenwart. Wo sind die Kinder geblieben? Leben Sie noch?

Und so arbeiten sich die Erbensucher nach und nach in gelegentlich weit verzweigte Familiengeschichten ein. Ein historisches Puzzle. "Geburten, Taufen, Hocheiten, Tod", beschreibt Radek dessen Ecksteine. Die Quellen, wo sie zu finden sind: Personenstandsurkunden, die es allerdings erst seit 1875 gibt, Kirchenbücher, Archive... Etliche der 25 festen Beschäftigten der Henning Schröder Erbenermittlung sind dann auch gelernte Historiker. Unterstützt werden sie von einem weltweit verzweigten Netz von freien Mitarbeitern, denn Erbenforschung geht weit über Landesgrenzen hinaus.

Und was passiert, wenn ein oder mehrere mögliche Erben gefunden sind? "Dann schließen wir mit ihnen einen Vertrag ab. Das Honorar liegt zwischen 10 und 30 Prozent dessen, was die Erben dann tatsächlich ausgezahlt bekommen", erklärt Radek. Dafür gibt's dann aber auch ein Rundumpaket. Neben dem nicht geringen Aufwand, den die Erbenermittler betreiben, klären sie auch notarielle und juristische Fragen ab, damit schließlich ein Erbschein vorliegt, der auch gerichtsfest ist. Und das schon im eigenen Interesse. "Wir gehen mit unserem Aufwand in Vorleistung und erhalten unser Honorar nur, wenn das Erbe auch tatsächlich ausgezahlt wird", sagt Radek.

Das ist auch der Grund, warum die Gesellschaft nur ab Erbsummen von 40.000 Euro tätig wird. Bei allem Aufwand steht dennoch am Ende der Bemühungen oft ein lukratives Geschäft. Das ist allerdings nicht der einzige Grund, warum Radek und seine Kollegen das Geschäft mit großem Engagement betreiben. "Die Aufgabe ist einfach ungemein spannend", sagt er. "Wir dringen ja vielfach ganz tief in Familienschicksale ein. Manchmal ist das auch eine Art Familienzusammenführung. Wir bringen Menschen zusammen, die sich oft Jahre und Jahrzehnte lang aus den Augen verloren hatten."

Dabei stoßen die Ermittler oft auch auf traurige und herzergreifende Schicksale. Und sie erleben Glücksmomente: "Es ist schon ein gutes Gefühl, wenn man einem Menschen, der das Geld vielleicht sogar dringend braucht, die Nachricht bringen kann, dass er eine große Summe geerbt hat", weiß Radek.

Die Henning Schröder GmbH ist übrigens nicht das einzige Unternehmen, das den Erben der Eheleute aus Dinslaken auf der Spur ist. Gestern meldete sich auch noch die GEN Gesellschaft für Erbenermittlung mit Stammsitz in Berlin, die in dem Fall recherchiert, nachdem sie durch die Medienberichte darauf aufmerksam geworden ist.

(RP)
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