Reportage Der ausgezeichnete Hauskoch

Dinslaken · Das Weseler Cateringunternehmen "Der Hauskoch" ist stolz auf ein TÜV-Zertifikat, das bislang nur sechs Mal vergeben wurde.

 Praktikant Ozeyele Enduranle bringt eine von mehr als 180 Speisen-Kisten zu den Hauskoch-Autos, die täglich 55 Schulen und Kitas ansteuern.

Praktikant Ozeyele Enduranle bringt eine von mehr als 180 Speisen-Kisten zu den Hauskoch-Autos, die täglich 55 Schulen und Kitas ansteuern.

Foto: Jana Bauch

WESEL Der Duft von frisch Frittiertem, etwas Paniertem liegt in der Luft. Ulrich Lütke, Chef des Cateringunternehmens "Der Hauskoch" mit Sitz im Telekom-Haus an der Philipp-Reis-Straße in Wesel, bittet seine Gäste vor dem Betreten der Großküche ein Einweg-Haarnetz, einen Folienkittel sowie blaue Einwegschuhüberzieher überzustreifen. "Wegen der Hygiene", sagt Mara Lütke. Denn auf Sauberkeit legen die beiden Geschäftsführer größten Wert. Wenige Augenblicke später ist klar, woher der Duft kommt. Eine Hauskoch-Mitarbeiterin lässt einen Frittierkorb mit Fischstäbchen abtropfen. Doch wie gelingt es dem Caterer, der lange auch in Voerde wirkte, die fertigen Speisen ohne großen Qualitätsverlust zu den 55 Kindergärten und Schulen am Niederrhein zu transportieren, die täglich angesteuert werden?

Ulrich Lütke verwundert die Frage. "Die sind nicht für heute, sondern für morgen", erklärt er. "Die rund 1500 Portionen, die wir gleich ausliefern, wurden schon gestern im sogenannten Cook and Chill-Verfahren schonend zubereitet und werden entweder bei uns im Kombidämpfer erhitzt und dann warm ausgeliefert oder das Erhitzen passiert in den 15 Schulen mit Satellitenküchen." Frisch zubereitete Lebensmittel verlieren, etwa von Eintöpfen oder Bolognese einmal abgesehen, durchaus an Geschmack. So ist es auch zu erklären, dass vor allem in weiterführenden Schulen die Zahl der Mensabesucher gering ist. Können Jugendliche doch ihren Appetit auswärts mit Pommes, Döner, Hamburger und Pizza stillen. Lütke kennt dieses Problem. Dass nicht alles so schmeckt wie in einem Gourmetrestaurant, liegt auch daran, dass beim Hauskoch Gerichte zum Teil ohne Fett, ohne Eier und scharfe Gewürze zubereiten werden müssen. "Wir haben", beklagt Lütke, "auch mit Vorurteilen zu kämpfen. Denn bei Befragungen haben wir Noten zwischen 1,7 und 2,1 erhalten von denen, die unsere Menüs tatsächlich essen." In diesem Zusammenhang verweist er auf ein Zertifikat des TÜV, das die Leistungsfähigkeit des Unternehmens bestätigt.

 Vorsicht, heiß: In der Großküche im Telekom-Gebäude werden die Speisen schonend in Kombidämpfern erhitzt und dann ausgeliefert.

Vorsicht, heiß: In der Großküche im Telekom-Gebäude werden die Speisen schonend in Kombidämpfern erhitzt und dann ausgeliefert.

Foto: Jana Bauch (2)/Archiv: Stoffel

Da die Fischstäbchen und die nebenan in der großen Kippbratpfanne zubereiteten Nürnberger Rostbratwürstchen die Nacht im Kühlhaus verbringen, wird nun das am Tag zuvor zubereitete Wurstgulasch beziehungsweise die vegetarischen Bratlinge in Edelstahlbehälter gefüllt, in mehreren Kombidämpfern erhitzt und in Wärmekisten aus Styrophor verpackt. Ein waches Auge darauf, dass wirklich alle Speisen pünktlich rausgehen, hat Rebecca Miebach. Sie reicht Ozeyele Enduranle, dem Praktikanten aus Nigeria, mehrere Edelstahlgefäße mit Sternchennudelsuppe, die dieser in den Boxen verstaut. Auf Rebecca Miebach ist der Chef besonders stolz: "Wir konnten die taubstumme junge Frau vor fünf Jahren einstellen und ihr einen Arbeitsplatz anbieten. Ihr entgeht nichts."

Nachdem die mehr als 180 Kisten gepackt und in den sechs Hauskochautos verstaut sind, machen Lütke und sein Team Pause. Es gibt Sternchensuppe und Wurstgulasch. Und allen schmeckt's.

(RP)
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