Voerde Der Splitterbunker an der Schleuse

Voerde · An der großen Schleuse in Friedrichsfeld steht ein Bauwerk, das dem Personal einst als Beobachtungsstand und behelfsmäßiger Schutz bei Luftangriffen diente.

 Michael Ambrasis kann mit seinen 1,94 Metern in dem Splitterbunker nicht aufrecht stehen. Auch er mag sich nicht ausmalen, wie es ist, sich hier aufzuhalten, während draußen Bomben niedergehen.

Michael Ambrasis kann mit seinen 1,94 Metern in dem Splitterbunker nicht aufrecht stehen. Auch er mag sich nicht ausmalen, wie es ist, sich hier aufzuhalten, während draußen Bomben niedergehen.

Foto: Joosten

Nebelschwaden liegen an diesem Morgen über dem Kanal, es ist kalt, nasskalt. Nur ein paar Krähen und das Tor der großen Schleuse, das sich in diesem Moment in Bewegung setzt, durchbrechen die Stille. Auf dem kleinen Parkplatz macht der eine oder andere Halt, um von dort aus einen Spaziergang mit oder ohne Hund zu unternehmen. An diesem Ort der Ruhe erinnert ein kleiner Bau hinter dem hohen, oben mit Stacheldraht versehenen Gitterzaun an die Schrecken des Zweiten Weltkrieges - es ist eine stumme Mahnung.

Michael Ambrasis öffnet uns das Tor am Zaun, damit wir auf das Betriebsgelände der Schleuse Friedrichsfeld gelangen können. Nur wenige Schritte und wir stehen vor dem Splitterbunker, der um 1940 für den Wärter der zehn Jahre zuvor errichteten großen Schleuse erbaut wurde.

Eine Informationstafel rechts daneben lässt den Betrachter wissen, dass der kapselförmige Bau dem Schleusenpersonal während des Zweiten Weltkriegs als Beobachtungsstand und als behelfsmäßiger Schutz bei Luftangriffen diente. Der Bunker ist klein und eng - einfach unvorstellbar, sich hier aufzuhalten, während draußen Bomben niedergehen. Auch Michael Ambrasis, Wasserbaumeister für den Außenbezirk Friedrichsfeld beim Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt, mag sich das nicht ausmalen. Er öffnet die schwere Tür zum Splitterbunker und geht rückwärts hinein. Dem 1,94-Meter-Mann ist es nicht möglich, dort aufrecht zu stehen, wer mehr als 1,80 Meter misst, kann sich nur in gebückter Haltung in dem Bunker aufhalten, in dem Sehschlitze einen Rundumblick nach draußen ermöglichen.

Beobachtungsbunker wie dieser, erfährt der Leser bei der Lektüre der Informationstafel weiter, wurden "in der Hauptsache im Bereich von Verkehrsanlagen wie Bahnhöfen, Häfen, Brücken, Schleusen, Flugplätzen sowie in industrie- und dichtbebauten Wohngebieten aufgestellt und dienten bei Luftangriffen als zielnahe Beobachtungsstände". Besetzt wurden sie von Posten, "die bei Angriffen Schäden erkennen und möglichst schnell für deren Behebung zu sorgen hatten". Den äußerst gefährlichen Dienst leisteten in der Regel Mitarbeiter der zu schützenden Einrichtung, in dem Fall der Schleusenwärter.

Als reine Schutzbunker aber seien die Beobachtungsbunker weniger geeignet gewesen. Die schwache Konstruktion habe zwar einen gewissen Splitter- und Trümmerschutz bei Bombendetonationen in größerer Entfernung geboten, "der Explosionswirkung von Naheinschlägen" hätte diese Art Bunker aber nicht standgehalten. Wegen ihrer leichten Bauweise seien Kleinbunker nach dem Krieg problemlos und ohne großen Aufwand beseitigt worden. "Der Bunker an der Schleuse Friedrichsfeld ist das einzige erhaltene Exemplar im Stadtgebiet Voerde", steht auf der Tafel.

(RP)
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