Dinslaken Dialog mit Muslimen ist ein Balanceakt

Dinslaken · Leitung der Evangelischen Kirche im Rheinland suchte in Dinslaken den Austausch mit den Gemeinden. Präses Manfred Rekowski: "Hinhören und miteinander im Gespräch bleiben".

 Kirchenleitung "im Gespräch" (v.l..): Vizepräses Christoph Pistorius, Klaus Eberl, Dr. Barbara Schwahn, Superintendent Friedhelm Waldhausen, stellv. Superintendentin Susanne Jansch, Präses Manfred Rekowski und Dr. Johann Weusmann.

Kirchenleitung "im Gespräch" (v.l..): Vizepräses Christoph Pistorius, Klaus Eberl, Dr. Barbara Schwahn, Superintendent Friedhelm Waldhausen, stellv. Superintendentin Susanne Jansch, Präses Manfred Rekowski und Dr. Johann Weusmann.

Foto: Kempken

"Kirchenleitung im Gespräch" heißt das Format, bei dem die Evangelische Kirche im Rheinland zum Gespräch mit der Basis einlädt. Presbyterien, beruflich und ehrenamtlich Mitarbeitende sowie engagierte Gemeindeglieder waren ins Gemeindehaus an der Duisburger Straße eingeladen, um gegenüber Vertretern der Kirchenleitung über ihre Erfahrungen im Zusammenleben mit Muslimen zu berichten. Noch drei weitere Abende, verteilt über das Gebiet der Rheinischen Landeskirche, werden zum selben Thema folgen: in Köln, in Solingen und in Saarbrücken.

Rund 80 Interessierte nahmen bei der Auftaktveranstaltung am Standort Dinslaken die Einladung der Kirchenleitung an. Doch mit welchem Ziel sind die Vertreter aus Düsseldorf unterwegs durch die verschiedenen Regionen ihrer Landeskirche? Oberkirchenrätin Barbara Rudolph beschrieb es in ihren einführenden Worten so: "Vor einem Jahr hat die Kirchenleitung das Diskussionspapier 'Weggemeinschaft und Zeugnis im Dialog mit Muslimen' in die Gemeinden gegeben. Sie sind eingeladen, ihre Erfahrungen in der Begegnung mit Muslimen und ihre Erwartungen für die Zukunft einzubringen."

Die Rückläufe aus den Gemeinden werden zur Zeit gesammelt und ausgewertet. Der Diskussionsprozess soll auf der Landessynode 2018 in einer theologischen Positionsbestimmung zum Islam und zu Muslimen in Deutschland münden. Die vier Diskussionsabende sind dabei eine Station auf dem Weg hinzuhören und Erfahrungen und Erwartungen der Menschen an der Basis einzusammeln.

Auf die Rückfrage, warum diese eingehende Auseinandersetzung mit dem Islam der Evangelischen Kirche so wichtig sei, sagte Präses Manfred Rekowski: "Die Frage ist doch: wie gelingt es uns im Stadtteil, als Christen mit Muslimen zusammen zu leben? Destruktive Kräfte gibt es derzeit mehr als genug. Darum müssen wir alles uns Mögliche für den Zusammenhalt der Gesellschaft tun. Das Hinhören und miteinander im Gespräch bleiben ist unser Beitrag dazu." In kleinen Gruppen hatten die Gemeindevertreter dann Gelegenheit, von ihren Erfahrungen mit Muslimen zu sprechen und sie für das Plenum fest zu halten. Und es wurde beides benannt, gute wie schlechte Erfahrungen: die Gastfreundschaft der Muslime, die Bereicherung in Kitas durch muslimische Kinder, die die Nicht-Muslime dazu bringt, sich über die eigenen Werte und Traditionen wieder klarer zu werden. Warum feiern wir Weihnachten und Ostern? Was ist uns wichtig im Miteinander? Aber auch die Mühen wurden nicht verschwiegen: die Sprachbarrieren, die Verletzung, wenn Muslime Christen als "Ungläubige" titulieren, die als archaisch anmutenden, fremden Sitten und Gebräuche, die manche Muslime aus ihren Heimatländern mitbringen.

Dass sich das Miteinander mit Muslimen in der Region inzwischen gut etabliert hat, spiegelte sich auch in den Berichten der beiden Beauftragten für den muslimisch-christlichen Dialog in den Kirchenkreisen Duisburg und Dinslaken, Sören Asmus und Wilfried Faber-Dietze. Beim Thema jugendlicher Dschihadisten, die aus Dinslaken in den syrischen Krieg ziehen, habe sich der Dialog bewährt, sagte Faber-Dietze. Christen und Muslime haben sich gegenseitig gestützt und gegen Hass und Fremdenfeindlichkeit demonstriert. Es gehe um "ein praktisches Miteinander auf Augenhöhe, um einen Dialog des Lebens, wie ihn auch das Diskussionspapier der Rheinischen Landeskirche vertritt". Auch Sören Asmus bestätigte: "Es geht vor allem um eine Zusammenarbeit auf praktischer Ebene: Wie gehen wir mit Problemen, die Muslime wie Christen gleichermaßen haben, um, etwa bei Jugendlichen und Drogen oder bei Arbeitslosigkeit?"

Der Dialog mit den Muslimen ist, so fasste Oberkirchenrat Klaus Erberl es zusammen, "ein Balanceakt. Wir wollen offen sein für den Dialog und gleichzeitig erkennbar bleiben mit unserem protestantischen Profil".

(RP)
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