Dinslaken Die Faszination japanischer Bilderwelten
Dinslaken · Warum eine Ausstellung mit Farbholzschnitten im Dinslakener Museum auch internationales Publikum anlockte.
"Die Reise nach Westen", eine Ausstellung mit japanischen Farbholzschnitten aus der Sammlung von Gerhard Philipp und Julius Tüting im Museum Voswinckelshof, ist Vergangenheit. 170 Blätter aus einer 450 Originaldrucke umfassenden Sammlung waren hier seit Mitte Oktober zu bewundern.
Das Anliegen der Macher, die wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Öffnung Japans gegenüber den westlichen Industrieländern, die Lebenslage der Geishas und Kurtisanen im 19. Jahrhundert sowie die Fan-Kultur rund um die Schauspieler des japanischen Volkstheaters (Kabuki-Theater) deutlich zu machen, ist bei den Besuchern angekommen. Davon ist Museumsleiter Dr. Peter Theißen durch die Resonanz, durch viele persönliche Aussagen und Einträge im Besucherbuch überzeugt.
Theißen hatte von Anfang an von einer "Leuchtturm-Ausstellung" gesprochen. Er lag mit einer Einschätzung richtig. Zahlreiche öffentliche Führungen des Sammlers, der Museumspädagogin Cordula Hamelmann und sechs öffentliche Vorträge wurde rege genutzt. Selbst die Abendführungen durch die Bilderwelt der japanischen Farbholzschnitte und die darin dokumentierte Gesellschaftskritik waren nach Theißens Aussage gefragt. Die Präsentation wurde von mehr als 1600 Gästen gesehen und überregional wahrgenommen. Interessierte aus dem gesamten Ruhrgebiet, vom Niederrhein, aus Köln, Düsseldorf, Bonn, Stuttgart und Freiburg fanden sich im Voswinckelshof ein.
Sogar aus Berlin kam eine Fahnderin des dortigen Landeskriminalamtes, die sich anhand der in Dinslaken ausgestellten Stücke und mit Hilfe des Vortrags zum Thema "Original, Nachdruck, Fälschung" des Spezialisten Gordon Friese sachkundig machen wollte für einen aktuellen Fälschungsfall.
Um in die Welt der "Höllenkurtisane" einzutauchen, den Kampf Jiryiyas mit der Riesenschlange zu begreifen oder zu entdecken, wie geschickt die japanischen Künstler seinerzeit der allgegenwärtigen Zensur entkommen sind, musste der Besucher Zeit mitbringen.
Wo Sehen und Wissen für das Entschlüsseln der Ikonographie nicht ausreichten, halfen ausführliche Beschreibungen, die den Grafiken zugeordnet waren. Nicht nur die Ausstellung und ihr Begleitprogramm, auch das Angebot im Museums-Shop wurde gut angenommen. Von den über hundert angebotenen originalen japanischen Farbholzschnitten gingen nur knapp 20 wieder zurück an den Sammler.
Gefragt war auch der reich bebilderte Katalog, der sich auf eine ähnliche Ausstellung aus dem Jahr 2012 im Düsseldorfer Museum Kunstpalast bezog. Er war dem Museum von den Düsseldorfer Kollegen in Kommission zum Verkauf überlassen worden. Davon wurden so viele Exemplare in deutscher und in englischer Sprache verkauft, dass Exemplare nachgeordert werden mussten.