Unsere Woche Die Geschichte der Bäder ist keine Erfolgsgeschichte

Dinslaken · Warum die Politik in Sachen Bäder jetzt von einem entscheidenden Fehler eingeholt wird und warum es ihr so schwer fällt, aus diesem Fehler zu lernen.

Fehler macht jeder. Auch - wer hätte das gedacht - Politiker. Wenn die Fehler machen, hat das allerdings mitunter Konsequenzen, die weit in die Zukunft ragen und zudem kostspielig werden können. Nehmen wir mal die Dinslakener Politiker. Die haben in den vergangenen Jahren immer mal wieder Fehler gemacht. Nicht jeden haben sie zum Zeitpunkt ihrer Entscheidung als Fehler erkennen können. Manche aber schon. Einer von der letzteren Kategorie holt sie jetzt gerade ein.

Wir erinnern uns. Das Hallenbad im Volkspark war marode. Es wurde durch das DINamare ersetzt. Das ist ein schönes modernes Bad und wird von den Dinslakenern bestens angenommen. Wo also, fragen Sie,ist der Fehler. Der Fehler liegt darin, dass Dinslakens Politik damals nicht die Traute hatte, eine wirklich zukunftssichere Lösung zu beschließen und am Standort im Volkspark ein Schwimmzentrum für alle Dinslakener zu etablieren. Stattdessen entschied sie sich für schon damals erkennbaren Murks. An das heruntergekommene Lehrschwimmbecken an der Bismarckstraße verschwendete sie kaum einen Gedanken. Und sie ließ, schlimmer noch, das funktionierende 50-Meter-Außenbecken im Volkspark abreißen, investierte in neue Umkleiden am Freibad Hiesfeld, obwohl damals schon klar war, dass es nur eine Frage der Zeit sein würde, wann dessen vorsintflutliche Technik zusammenbrechen würde. In diesem Jahr ist genau das passiert. Das Freibad Hiesfeld konnte nicht eröffnen.

Jetzt gibt's ein Gutachten zur Zukunft der Bäderlandschaft in Dinslaken und die spannende Frage ist, ob Politik in der Lage ist, aus ihren Fehlern zu lernen und die richtigen Schlüsse zu ziehen. Da die Politik am Montag erstmals über die Konsequenzen aus dem Gutachten beraten wird, lässt sich diese Frage zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschließend beantworten. Was die Dinslakener Verwaltung angeht, allerdings schon. Die Antwort auf die Frage lautet eindeutig Nein.

Denn die Verwaltung schlägt der Politik vor, das Freibad in Hiesfeld zu erhalten, und zwar - weil diese Lösung deutlich billiger ist, als die Sanierung des bestehenden Bades - als Naturschwimmbad. Dies schlägt die Verwaltung vor, obwohl das Gutachten ausdrücklich vor den Risiken warnt, die mit einem solchen Naturschwimmbad verbunden sind. Die Gefahr, dass ein solches Schwimmbad während der Badesaison mehrfach wegen Wasserverunreinigungen geschlossen werden muss, ist nicht gering. Das interessiert Dinslakens Verwaltung allerdings nicht oder sie glaubt, die Gefahr ignorieren zu müssen. Anders ist es ja nicht zu erklären, dass sie die Gefahren zwar durchaus benennt, aber keinerlei Angaben dazu macht, wie sie ihnen begegnen will.

Der Grund, der die Verwaltung zu ihrem Vorschlag kommen lässt, ist ein ganz einfacher. Er galt auch schon bei der seinerzeitigen falschen Entscheidung, und er besteht unvermindert fort. Sagen wir es, wie es ist. Die Verwaltung hat Angst vor dem politischen Aufstand, der in Hiesfeld droht, wenn das Bad dort geschlossen würde. Die gleiche Angst treibt natürlich auch die Politik um, und deswegen spricht viel dafür, dass sie sich dem Vorschlag der Verwaltung über kurz oder lang anschließen wird.

Ja, das Freibad Hiesfeld hat eine lange Tradition, ja, es wäre wünschenswert, dass es erhalten bleibt und ja, der Widerstand gegen eine Schließung des Bades wäre so groß, dass Verwaltung und Politik ihn zu Recht fürchten.

Das freilich ändert nichts daran, dass - rein rational betrachtet - eine andere Lösung in gesamtstädtischen Interesse vernünftiger wäre. Vernunft aber ist das eine, was Politik sich durchzusetzen traut, das andere. Wir leben, der Befund ist nicht von der Hand zu weisen, in Zeiten, in denen Politik dazu neigt, die Interessen derer im Blick zu haben, die sich am lautesten zu Wort melden. Der Begriff Allgemeinwohl ist arg aus der Mode geraten.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: joerg.werner@rheinische-post.de

(RP)
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