Dinslaken Die Hoffnung auf ein sicheres Leben

Dinslaken · Auch im Flüchtlingsheim Fliehburg gibt es Menschen, die mit Wünschen für eine bessere Zukunft ins Jahr 2017 gehen.

 Leben in der Fliehburg und hoffen, auch weiter in Deutschland bleiben zu dürfen: Ardit Bala (16) und Antigona Taschulli (17) aus dem Kosovo.

Leben in der Fliehburg und hoffen, auch weiter in Deutschland bleiben zu dürfen: Ardit Bala (16) und Antigona Taschulli (17) aus dem Kosovo.

Foto: Martin Büttner

Als sie vor zwei Jahren aus dem Kosovo nach Deutschland kamen, war es für Antigona Tashulli und Ardit Bala eine Rückkehr in ihre eigentliche Heimat. "Wir sind beide in Deutschland geboren", sagt der 16-jährige Ardit. Er kam in Dinslaken zur Welt, Antigona in Kevelaer. Die Familien der beiden jungen Flüchtlinge waren vor dem Krieg in der kosovarischen Heimat in Richtung Deutschland geflohen. Als der Krieg endete, wies man die Familien aus. Sie kehrten zurück in den Kosovo. "Wir wollten sofort wieder nach Deutschland, aber uns fehlten dazu die Möglichkeiten", sagt Ardit Bala. Vor zwei Jahren ergab sich eine neue Chance, wieder nach Deutschland zu kommen. Seit drei Monaten wohnen er und Antigona Tashulli mit ihren Eltern in der Flüchtlingsunterkunft Fliehburg in Dinslaken.

"Ich hoffe vor allem darauf, dass ich hier in Deutschland bleiben kann", sagt die 17-jährige Antigona. Ein Wunsch, den der 16-jährige Ardit teilt. Momentan gehen beide hier zur Schule. "Da läuft es ganz gut für uns", sagt Antigona. "Ich hoffe, das wird im kommenden Jahr so bleiben", ergänzt Ardit. Doch ihre Chancen, in Deutschland zu bleiben, sind ungewiss. "Das ist so in der Wartezeit. Man weiß nie, ob man bleiben darf oder zurück muss", erklärt Ardit. Beide sehen für sich im Kosovo, dem Land, aus dem sie nach Deutschland gekommen sind, keine Chancen für die Zukunft. "Dort blickt man aus dem Fenster und sieht nichts. Nur Schrott, Müll und Korruption", erzählt Ardit.

Ein Schulbesuch, in Deutschland für Menschen seines Alters verpflichtend, wäre für den 16-Jährigen dort kaum möglich. "Wenn man keine Arbeitsstelle hat, bekommt man etwa 40 Euro im Monat. Um zur Schule zu kommen, müsste ich ein Taxi nehmen. Busse und Bahn, so wie hier in Deutschland, gibt es dort nicht. Und für ein Taxi würde das Geld nicht reichen", sagt Ardit. Und selbst wenn er seinen Schulabschluss machen könnte, bekäme er vermutlich trotzdem nie einen Arbeitsplatz im Kosovo. "Die Arbeit wird dort nicht nach Qualifikationen vergeben, sondern alles läuft über Beziehungen. Wenn man nicht zu denen gehört, die reich sind, hat man keine Chance", sagt der Jugendliche.

Die beiden jungen Menschen träumen davon, sich hier ein neues Leben aufzubauen - beginnend mit dem neuen Jahr. "Ich habe für Januar einen Praktikumsplatz in einer Tischlerei. Ich hoffe, dass ich dort bleiben und eine Ausbildung machen kann", erzählt Ardit. Ob das schon sein Traumberuf ist? Ardit weiß es nicht. "Ich denke, das wird sich erst mit der Zeit zeigen", sagt er. Motiviert ist er trotzdem. Auch seine Nachbarin Antigona hofft auf eine berufliche Perspektive in Deutschland. "Ich würde gerne Krankenschwester werden", sagt die 17-Jährige.

Haben sie auch Vorstellungen von dem Danach? Die beiden jungen Flüchtlinge wünschen sich einen festen Arbeitsplatz in Deutschland. Sie wollen Geld verdienen, sich hier eine eigene Zukunft aufbauen. "Natürlich hätte ich irgendwann gerne eine Familie mit Frau und Kindern", sagt Ardid. Auch Antigona möchte irgendwann eine eigene Familie gründen.

Ardid und Antigona hoffen, dass auch ihre Eltern in Deutschland bleiben können. Weil hier alle Menschen in Sicherheit leben können und sich selbst verwirklichen dürfen. "In Deutschland hat man die Chance, etwas aus sich zu machen, wenn man hart arbeitet", erklärt Ardit. "Hier kann man jemand werden, wenn man sich anstrengt."

Ob die Wünsche der Jugendlichen wahr werden, ob sie die Chance bekommen, sich in Deutschland ihr eigenes Leben aufzubauen, ist ungewiss. Der Kosovo wird vom Bundesministerium für Migration und Flüchtlinge als sicheres Herkunftsland eingestuft. Das heißt: Üblicherweise geht man davon aus, dass Menschen in diesen Ländern keine Verfolgung droht - und damit auch kein Asyl in Deutschland gewährt wird. Trotzdem werden alle Anträge auf Asyl einzeln geprüft. Ausgeschlossen ist nicht, dass dieses in entsprechenden Fällen gewährt wird.

Bis eine Entscheidung fällt, bleiben Antigona und Ardit in der Fliehburg. Und müssen damit leben, dass ihre Zukunft in Deutschland ungewiss ist.

(fla)
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