Dinslaken Die hohe Kunst der Kammermusik

Dinslaken · Mitglieder des studio-orchesters duisburg spielten gemeinsam mit befreundeten Musikern in unterschiedlichen kammermusikalischen Besetzungen in der evangelischen Stadtkirche in Dinslaken.

 Auch in Triobesetzung begeisterten die Musiker in der Stadtkirche.

Auch in Triobesetzung begeisterten die Musiker in der Stadtkirche.

Foto: Heiko Kempken

Sie machen Musik. Als großes Orchester im September und bald auch wieder im Mai. Dazwischen aber haben sie Zeit. Um noch mehr Musik zu machen. Dieses Mal aber in kleinen Gruppen, sprich in kammermusikalischer Besetzung. Im Trio, Quartett oder Quintett, unter Orchesterkollegen oder mit befreundeten Musikern. Bunt gemischt von Barock bis Gegenwart, aber immer mit viel Spielfreude. So erlebte das Publikum das studio-orchester duisburg und Freunde in der evangelischen Stadtkirche Dinslaken. Fünf Ensembles luden zu Ausflügen in die Welt der Kammermusik.

Ob "Nussknacker" oder "Schwanensee", Tschaikowskys Ballettmusik hat man im Ohr. Oder doch nicht? Die Ruhrcellophoniker Elisabeth Birckenstaedt, Gisbert Goebel und Agnes Uhlig brachten mit ihren Instrumenten nicht nur eine andere Klangfarbe in die beliebten Melodien, sie überraschten ihr Publikum auch mit dem Arrangement von Duncan Stubbs, der die jazzige Seite des russischen Romantikers entdeckt hat. Ganz im Zeitstil bleibend dagegen die beiden Sätze aus der Suite d-Moll des französischen Konzertorganisten Fernand de la Tombelle (1854 bis 1928).

Die Ruhrcellophoniker verlassen den Chorraum, doch dieser bleibt leer. Das nächste Ensemble spielt von der Empore aus. Denn Daniela Grüning begleitet, zusammen mit Karen Schneider am Cello, Dorit Isselhorst (Flöte) und Claudia Feldberg (Violine) an der Orgel. Eine Sonate von Johann Joachim Quantz steht auf dem Programm. Und das bedeutet, dass durch den Flötenlehrer von Friedrich II. ein Hauch von Sanssouci durch die ebenfalls barocke Stadtkirche weht.

Dorit Isselhorst erlebte man in dieser Besetzung an der Querflöte, so wie man sie in Dinslaken von vielen Konzerten kennt. Aber sie spielt auch Fagott. Und mit diesem Instrument trat sie am Sonntag ebenfalls in Erscheinung. Mit Christoph Bruckmann (Flöte) und Jong-Su Choi (Klarinette) bildet sie das Trio Treventi. Die drei Holzbläser spielten Tänze von Libor Sima, Jahrgang 1967: einen ausgelassenen Ragtime, eine volkstümliche Polka, einen grotesken Walzer und Czardas zwischen elegischem Moll und entfesseltem Temperamet. Und dazwischen eine Aria, die an die schwebenden Flötenstücke des französischen Impressionismus erinnerte.

Der Czardas beendete das Konzert. Doch vor dem zeitgenössisch-leichten Ausklang durch das Trio Treventi standen mit die bekanntesten Vertreter ihrer Epochen auf dem Programm: Georg Friedrich Händel und Wolfgang Amadeus Mozart.

Das Streichquartett Walter Kern, Hardy Stienissen, Birgit Wulff und Christoph Meyer begeisterten ihr Publikum mit Mozarts Streichquartett G-Dur KV 387. Ein typischer Mozart, also voller Überraschungen. Das gilt vor allem für das eingängige zweite Thema des ersten Satzes. Fast ein kleines Salonstück, das sich dort in die Wiener Klassik schummelt, Mozarts Ideenreichtum ist halt grenzenlos.

Händels Suite in D-Dur für Trompete (Johannes Penkalla) und Streicher (Claudia Feldberg, Sina Feldhoff, Elisabeth Kronen und Ines Maxelon) dagegen ist von der französischen Ouvertüre mit ihrem langsam gespielten, punktierten Rhythmus bis zum schreitenden, höfischen Marsch barocke Prachtentfaltung pur. Kräftiger Beifall für abwechslungsreiche, bereichernde eineinhalb Stunden Kammermusik.

(RP)
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