Dinslaken Die Liebe hat ganz viele Facetten

Dinslaken · Zum zweiten Mal fand in der gut gefüllten evangelischen Stadtkirche das Sommerrendezvous statt.

Was ist eigentlich Liebe? Pauschal lässt sich diese Frage wohl nicht beantworten. Doch gibt es keinen Grund, es nicht zu versuchen. Das dachten sich auch die Kleinkünstler Okko Herlyn und seine Partnerin Heike Kehl. Im Rahmen des "Sommerrendezvous", das der Förderverein Kultur und Evangelische Kirche in Dinslaken nach 2014 zum zweiten Mal organisiert hat, näherten sich Herlyn und Kehl dieser durchaus komplexen Thematik mit Literatur, Musik und Humor.

In der bis auf die Empore gefüllten evangelischen Stadtkirche, die allein durch ihr sakrales Wesen zum Nachdenken über die "Irrungen und Wirrungen der Liebe, das Helle und das Dunkle, das Leichte und das Schwere" anregte, konnte das Rendezvous beginnen.

Was die Liebe ist, hängt entscheidend davon ab, wem man Glauben schenken darf. Sind es "Flugzeuge im Bauch" wie Herbert Grönemeyer es sang, "ein kurzer Traum von Glück" wie Heine meinte, vielleicht ist sie aber doch nur ein niederer Trieb? Oder "es ist, was es ist", wie der Lyriker Erich Fried sich der Frage klug entzog. In lyrischen Beiträgen versuchten Herlyn und Kehl der Sache auf den Grund zu gehen.

Mit eindringlichen Chansons und flapsigen Schlagersongs gaben Okko Herlyn und Heike Kehl dem größten aller Gefühle auch ein musikalisches Gewand. Da durfte Bill Withers "Just the two of us", aber auch "Ich will keine Schokolade" von Trude Herr nicht fehlen. Dabei haute Herlyn am Keyboard in die Tasten und begleitete die starke Stimme von Kehl. Liebe ist facettenreich. Das schließt die Momente der Glückseligkeit ein, beinhaltet aber auch die Momente des Frusts, der Traurigkeit und des Unverständnisses. In einem Sketch arbeiteten sich die beiden Kleinkünstler an letzterem auf unterhaltsame Weise ab. In den Rollen: Er, der Bild-Zeitungsleser. Sie, die Unentschlossene, die vor dem Spiegel unterschiedliche Kleider anprobiert. Sie will Rat darüber, welches Kleid denn nun das richtige sei, er will Zeitung lesen - und welchen Fummel sie denn nun trägt, kümmert ihn nicht annähernd so wie sie. Der Konflikt ist programmiert. Liebe altert, das scheint unumstritten. Aber solange nicht geschwiegen und ratlos in Kaffeetassen gerührt wird, wie es die Protagonisten in Erich Kästners "Sachliche Romanze" tun, besteht Grund zur Hoffnung. Wenn es aber endgültig nicht weitergeht, ein Schlussstrich gezogen wird, braucht es innere Stärke. In diesem Sinne interpretierte Heike Kehl den Powersong "I will survive" von Gloria Gaynor. Auch wenn das Sommerrendezvous keine eindeutigen Antworten auf die eingangs gestellte Frage gab, so war es ein unterhaltsamer Abend, an dem eine wohltuende Mischung aus Musik, Poesie und ein bisschen Kabarett das Publikum auf den Kirchenbänken erheiterte.

(RP)
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