Dinslaken Die neue Freiheit der THG-Schüler

Dinslaken · Das Theodor-Heuss-Gymnasium geht ab dem kommenden Schuljahr neue Wege im Unterricht.

 Sie alle sind vom neuen Konzept überzeugt: (v.l.): Hugo Uebbing (Vorsitzender des Lehrerrates und Mitglied der Dalton-Planungsgruppe), Dr. Katrin Keita (Öffentlichkeitsbeauftragte am THG und Mitglied der Dalton-Planungsgruppe), Nils Weitkämper (Schülersprecher), Ina Cebulla (Schulpflegschaftsvorsitzende), Thomas Nett (Schulleiter) mit den ersten "Dalton-Planern".

Sie alle sind vom neuen Konzept überzeugt: (v.l.): Hugo Uebbing (Vorsitzender des Lehrerrates und Mitglied der Dalton-Planungsgruppe), Dr. Katrin Keita (Öffentlichkeitsbeauftragte am THG und Mitglied der Dalton-Planungsgruppe), Nils Weitkämper (Schülersprecher), Ina Cebulla (Schulpflegschaftsvorsitzende), Thomas Nett (Schulleiter) mit den ersten "Dalton-Planern".

Foto: thg

Lernen was und wie man will, anstatt vom Lehrer unter dem Motto "Vogel, friss oder stirb" mit dem vorgesehenen Unterrichtsstoff frontal traktiert zu werden - wer hätte sich das als Schüler nicht manchmal gewünscht. Für die Schülerinnen und Schüler des Theodor-Heuss-Gymnasiums (THG) geht dieser Wunsch ab dem kommenden Schuljahr in Erfüllung. Jedenfalls in Teilen. Denn das Gymnasium in der Dinslakener Innenstadt führt den Dalton-Unterricht ein. Es entlässt die Schüler ein Stück weit in die Freiheit und erzieht sie gleichzeitig dazu, mit dieser Freiheit zu ihrem eigenen Besten verantwortlich umzugehen.

Natürlich wird es am THG auch weiter "normalen" Unterricht geben, aber der wird nur noch zwei Drittel der Zeit einnehmen, der Rest - immer die dritte und sechste Unterrichtsstunde am Tag ist Dalton-Zeit. In diesen Stunden sollen die Schüler eigenständig nach den Vorgaben ihrer jeweiligen Fachlehrer Aufgaben erarbeiten. Die Ergebnisse fließen dann wieder in den klassischen Unterricht ein.

Die Gymnasiasten können frei entscheiden, womit sie ihre Dalton-Stunden füllen, ob und wie viel Zeit sie für die Lösung der Mathe-, Latein- oder Physik-Aufgaben einsetzen. Während der Dalton-Stunden sind die Räume des THG jeweils mit einem Lehrer besetzt, der Ansprechpartner für die Schüler ist. Sie können aber selbst entscheiden, in welchem Raum mit welchem Lehrer sie gehen, es muss also keineswegs der Lehrer sein, der ihnen die Aufgaben gestellt hat.

Die Freiheit hat allerdings auch Grenzen. "Es ist eine Freiheit in Gebundenheit", sagt Schulleiter Thomas Nett. Denn natürlich können die Schüler nicht einfach machen, was sie wollen. Sie müssen mit der ihnen eingeräumten Freiheit und Eigenverantwortlichkeit so umgehen, dass sie die schulischen Ziele erreichen, und natürlich können und werden die Lehrer eingreifen, wenn sie sehen, dass bei dem ein oder anderen Schüler etwas aus dem Ruder läuft.

Zudem wird die Dalton-Arbeit dokumentiert, was insbesondere auch den Eltern die Möglichkeit gibt, sich jederzeit darüber zu informieren, wie der schulische Fortschritt ihres Kindes verläuft. Nett und sein Stellvertreter Daniel Tiszay sind jedenfalls fest davon überzeugt, dass das neue Konzept es ermöglicht, den individuellen Bedürfnissen ihrer Schützlinge noch besser zu entsprechen. Und das, so Nett, sei ja immer schon das pädagogische Konzept der Schule gewesen. "Wir wollen jedem einzelnen Schüler, die für ihn besten Entfaltungsmöglichkeiten bieten."

Das Konzept ist übrigens keine Erfindung des THG. Entwickelt hat es Helen Parkhurst, die als junge Lehrerin einer amerikanischen Landschule in Dalton zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts vor dem Problem stand, Schüler im Alter zwischen vier und 14 Jahren in einem Klassenraum gemeinsam zu unterrichten und dabei deren unterschiedlichen Ansprüchen gerecht werden zu müssen. In New York eröffnete sie später die "Dalton-School", die noch heute existiert und als eine der namhaftesten Schulen in den USA gilt.

In den Niederlanden ist das Dalton-Modell heute durchaus verbreitet. In Deutschland noch nicht so. Das Gymnasium der Stadt Alsdorf, bei dem sich die Pädagogen des THG intensiv informiert haben, hat es eingeführt und ist dafür 2013 mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichnet worden.

Ausführliche Informationen über das Dalton-Konzept des Theodor-Heuss-Gymnasiums gibt es beim Informationsabend für Eltern von Viertklässlern am Donnerstag, 27. November, 19.30 bis 21 Uhr, im THG-Forum an der Voerder Straße.

(RP)
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