Dinslaken Die Nöte einer jungen Mutter

Dinslaken · Bei der Ganztagsbetreuung von Kleinkindern gibt es in Dinslaken Nachholbedarf. Der Fall von Dorothea Marek und ihrem Sohn Lukas, der im Kommunalwahlkampf Schlagzeilen machte, ist kein Einzelfall, wie die RP erfuhr.

Ein typischer Tagesablauf in Zeiten des Kita-Streiks
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Dorothea Marek war der Verzweiflung nahe. Nachdem die heute 23 Jahre alte alleinerziehende Mutter ihr Lehramts-Studium wegen der Geburt ihres Sohnes Lukas abgebrochen hatte, lebte sie von Sozialleistungen. "Die Studiengebühren konnte ich mir nicht mehr leisten und habe mich deswegen für eine Ausbildung entschieden. E

in dreiviertel Jahr habe ich mich beworben und erst nach vielen Einstellungstests im Februar die Zusage der Citybank in Wesel bekommen", erzählt die nun angehende Bankkauffrau, die am 1. August ihre Ausbildung begonnen hat.

Allerdings war bis kurz vor Ausbildungsbeginn noch unklar, ob sie die Stelle überhaupt würde antreten können. Die Suche nach einem Kindertagesstättenplatz für Lukas erwies sich als wesentlich schwieriger als erwartet.

Jede Einrichtung in Dinslaken hat ihren eigenen Beirat und festgelegte Vergabekriterien. Alleinerziehende werden zwar bei der Vergabe der Plätze bevorzugt, doch eine Kita-Garantie gibt es nicht. "Wie allen anderen Kommunen haben auch wir bei der Ganztagsbetreuung noch Nachholbedarf. Es gibt vergleichbare Fälle wie der von Frau Marek, aber wir können nicht jedem einen Platz garantieren", meinte Horst Dickhäuser, Pressesprecher der Stadt Dinslaken.

Als die 23-Jährige einfach keinen Platz für Lukas fand, sie sogar einen Brief an Bürgermeisterin Sabine Weiß schrieb und viele Diskussionen mit dem Jugendamt und Kindergärten führte, wurde die Ratlosigkeit immer größer. "So eine Chance wie bei der Bank hätte ich nicht noch einmal bekommen. Deshalb habe ich mich noch einmal bei Frau Weiss erkundigt, und sie fragte, ob sich das Jugendamt noch nicht bei mir gemeldet hätte.

Aber das Jugendamt und die Kindergärten haben sich immer nur gegenseitig den Schwarzen Peter hin- und her geschoben", berichtet die junge Mutter. Ihr letzte Hoffnung war dann, Hilfe bei den einzelnen Parteien zu suchen. Sie verfasste E-Mails an die Fraktionen und keinen Tag später rief CDU-Bürgermeisterkandidat Heinz Wansing zurück.

"Er erzählte, dass er einen Bekannten im Italienurlaub angerufen habe und jetzt ein Platz zur Verfügung steht", ist Dorothea Marek dem Politiker dankbar. Wansing hatte Caritas-Direktor Michael van Meerbeck kontaktiert, der nicht selten mit Fällen wie dem von Dorothea Marek konfrontiert ist.

"Wir leben in einer Zeit, in der immer mehr Familien auseinanderbrechen oder Mütter von der Geburt des Kindes an allein erziehen. Das ist leider eine ganz normale Sache und kein Einzelfall", weiß van Meerbeck. Beim Caritasverband wird durchgängig nach sozialen Kriterien entschieden, wer als erstes einen Kita-Platz zugesprochen bekommt, bei den städtischen Einrichtungen richtet sich die Vergabe nach den unterschiedlichen Kriterien der einzelnen Kindertagesstätten. "Da kann man nichts generalisieren", sagt Dickhäuser.

Der kleine Lukas kann es nun kaum abwarten, den Sankt-Marien-Kindergarten zu besuchen. "Er freut sich und zieht sich schon jeden Morgen die Schuhe an, als ob es losgehen würde", erzählt Dorothea Marek, die nach der Zeit der Ungewissheit wieder lächeln kann.

(RP)
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