Dinslaken/Voerde/Hünxe Die Sommer werden immer heißer

Dinslaken/Voerde/Hünxe · In den kommenden 85 Jahren könnten die Temperaturen am Niederrhein um fast vier Grad steigen. Klimaforscher prognostizieren extreme Hitzeperioden und heftige Unwetter.

 Wärme und sonnige Zukunft: Gut für das Strandbad am Tenderingssee in Hünxe - solange noch Wasser drin ist.

Wärme und sonnige Zukunft: Gut für das Strandbad am Tenderingssee in Hünxe - solange noch Wasser drin ist.

Foto: Joosten

Rekordhitze, extreme Temperaturen, tropisches Wetter. Das sind nur ein paar Schlagwörter, die in den vergangenen Wochen bundesweit durch die Medien geisterten. In manchen Teilen Deutschlands steht bereits die nächste Hitzewelle an, auch in Dinslaken soll das Thermometer locker wieder über die Dreißig-Grad-Marke klettern.

Wer auf dauerhaft heißes Wetter steht, dürfte sich auf die Zukunft freuen. Denn nach Prognosen des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) wird es wärmer in der Region. Sogar deutlich wärmer. Das derzeit wahrscheinlichste Szenario für den Kreis Wesel sieht so aus: Bis zum Jahr 2100 könnte die jährliche Durchschnittstemperatur von 10,6 Grad auf 13,8 Grad steigen. Noch drastischer fällt der Anstieg aus, wenn man nur die Tageshöchstwerte betrachtet. Statt bei 14,3 Grad wie in den Dekaden von 1981 bis 2010 liegt der Jahresdurchschnitt von 2071 bis 2100 bei 18,0 Grad.

Damit entspricht der Temperaturzuwachs in Dinslaken, Voerde und Hünxe ungefähr dem weltweit erwarteten Wert von vier Grad. Davon gehen die Klimaforscher in Potsdam derzeit aus, basierend auf der aktuellen Konzentration von Treibhausgasen wie Kohlenstoffdioxid (CO2) in der Atmosphäre.Was die tatsächliche Aussagekraft der Daten angeht, gibt sich das Institut zurückhaltend. Es handelt sich um Anhaltspunkte für eine mögliche Entwicklung.

"Das ist keine punktgenaue Wettervorhersage, sondern ein Trend", sagt Klimaforscher Peter Hoffmann. Das Modell basiert auf statistischen Annahmen. Von durchschnittlichen Werten aus der Vergangenheit schließt es auf die klimatischen Entwicklungen der Zukunft. Damit können aber veränderte Rahmenbedingungen im globalen Klima kaum berechnet werden.

Bestes Beispiel für eine solche Ungenauigkeit sind die Niederschlagsmengen. Zwischen 1981 und 2010 fiel mit 215,6 Millimeter pro Quadratmeter zwar der meiste Regen im Sommer, insgesamt war der Niederschlag über das Jahr jedoch relativ gleichmäßig verteilt. Nach den im Internet veröffentlichten Berechnungen des PIK könnte 2100 der Winter die niederschlagsreichste Zeit werden, im Sommer würde es hingegen deutlich weniger regnen. Das statistische Modell aus Potsdam geht davon aus, dass Temperaturanstieg und Niederschlagsmenge miteinander verknüpft sind. "Es gibt aber auch Szenarien in denen sich dieser Bezug ändert", sagt Hoffmann. Heißt: Auch in Zukunft kann es im Sommer weiterhin viel regnen.

Möglicherweise aber völlig anders verteilt. Deutlich zunehmen könnten längere Trockenperioden mit extremer Hitze wie zuletzt im Sommer 2003. So soll die Zahl der Sommertage (Höchsttemperaturen von mindestens 25 Grad) von derzeit durchschnittlich 33 auf 75 im Jahr 2100 steigen. "Verbunden mit Trockenheit können sich solche Wetterlagen zu dürreähnlichen Zuständen ausweiten, gepaart mit erhöhter Waldbrandgefahr", sagt Peter Hoffmann. Beendet werden ausgeprägte Wärmephasen zukünftig von immer heftiger werdenden Unwettern, was wiederum die Gefahr von Hochwasser steigen lässt.

Peter Hoffmann: "Tage ohne Regen werden mehr, Tage mit Starkregen genauso. Wenn es regnet, dann heftiger!" Sollte das wirklich alles so eintreffen, dürften wohl vor allem die Freibäder gewinnen - zumindest, solange es während der Saison genügend Wasser gibt.

Denn auch die Zahl der Badetage hat das Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung berechnet: Die verdoppeln sich von heute rund 20 bis zum Jahr 2100 auf 41. Ziemlich sommerliche Aussichten also.

(RP)
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