Dinslaken/Voerde/Hünxe Die Sparkasse braucht 35 Millionen Euro

Dinslaken/Voerde/Hünxe · Das Geschäftsjahr 2014 schließt das Geldinstitut mit einem satten Minus ab. Das Eigenkapital reicht nicht mehr. Dinslaken, Voerde und Hünxe sollen Geld nachschießen. Auch der Kreis Wesel ist im Spiel.

 Im noch recht neuen Haus der Sparkassen-Hauptstelle an der Friedrich-Ebert-Straße herrscht keineswegs eitel Sonnenschein.

Im noch recht neuen Haus der Sparkassen-Hauptstelle an der Friedrich-Ebert-Straße herrscht keineswegs eitel Sonnenschein.

Foto: RP-Archivfotos

Dass der Vorstand der Sparkasse Dinslaken-Voerde-Hünxe erstmals seit langer Zeit wieder so früh im Jahr zur Bilanzpressekonferenz bat, unterstrich den Ernst der Lage. Der neue Sparkassen-Chef Rolf Wagner und sein Vorstandskollege Ralf Salewski hatten schlechte Nachrichten zu verkünden. Ganz schlechte. Die Sparkasse wird das Geschäftsjahr mit einem hohen Verlust abschließen. Auf eine genaue Zahl wollten sich die Vorstände - eben weil's noch so früh im Jahr ist und der endgültige Jahresabschluss erst Ende Mai festgestellt sein wird, nicht festlegen. Wagner nannte aber auf Nachfrage einen Betrag "irgendwo zwischen sieben und neun Millionen Euro".

Eine noch gewaltigere Zahl ließ er folgen. Weil die Sparkasse schon über Jahre in die Rücklage greifen musste, ist die Eigenkapitalbasis angegriffen. So stark, dass das Geldinstitut - auch mit Blick auf die wachsenden Eigenkapitalanforderungen im Kreditgeschäft - frisches Geld braucht. Und zwar mindestens 35 Millionen Euro, wie Wagner erklärte. Aufbringen sollen dieses Geld die Gewährträgerkommunen - also Dinslaken, Voerde und Hünxe. Und zwar verteilt nach ihren Anteilen. Das heißt Dinslaken 60, Voerde 30 und Hünxe zehn Prozent.

Der Sparkasse ist natürlich klar, dass die Kommunen angesichts der eigenen Finanznot diese Summen nur schwerlich werden aufbringen können. Und deswegen ist daran gedacht, einen weiteren Träger ins Boot zu holen - den Kreis Wesel. Adrian Hergt, persönlicher Referent von Landrat Dr. Ansgar Müller bestätigte gestern, dass es bereits Gespräche gegeben hat, in der die Bürgermeister der drei Kommunen - die wollen sich übrigens heute gemeinsam zu dem Thema äußern - signalisiert hätten, dass es Interesse an einer solchen Lösung gibt. Allerdings seien diese Gespräche noch in einem sehr frühen Stadium.

Geklärt werden müssten viele offene Fragen, etwa die, welche Auswirkungen eine Beteiligung des Kreises auf dessen Haushalt und die Umlage, die der Kreis bei allen seinen Kommunen einsammelt, hätte. Man müsse sich Zeit nehmen, um diese Fragen zu klären, bevor der Kreistag mit dem Thema befasst werden und eine Entscheidung treffen könnte. Die Zeit ist allerdings durchaus knapp bemessen. Laut Dinslakens Sparkassen-Chef braucht die Sparkasse eine zügige Lösung, möglichst noch in diesem Jahr, spätestens bis Ende 2016.

Fakt ist, dass die Sparkasse auf Sicht nicht in der Lage ist, das notwendige Eigenkapital aus eigener Ertragskraft zu erwirtschaften. Das ist der wirtschaftlichen Gesamtwetterlage - die anhaltende Niedrigzinsphase lässt die Erträge schrumpfen - und der Belastungen aus dem früheren Kreditgeschäft mit hohen Abschreibungen und Wertberichtigungen, die ein wesentlicher Grund für die Finanznot der Sparkasse sind, geschuldet.

Wer aber trägt die Verantwortung für die finanziellen Probleme? "Wir haben uns", sagt Wagner, "mit der Vergangenheit erst einmal nur insoweit beschäftigt, wie es nötig war, uns für die Zukunft neu aufzustellen." Der Sparkassenvorsitzende, erst seit Juli 2014 im Sparkassenvorstand und seit dem 1. November Vorstandsvorsitzender, räumt aber ein, dass die Dinslakener Probleme nicht allein mit den in den vergangenen Jahren erschwerten Bedingungen im Bankengeschäft zu erklären, sondern speziell, was das Kreditgeschäft angeht, auch hausgemacht sind.

Das belegt schon allein die Tatsache, dass der Geschäftsverlauf der rheinischen Sparkassen, wie Wagner erklärte, vor dem schwierigen Hintergrund des Finanzmarkts durchaus erfolgreich ist. Der der Sparkasse Dinslaken-Voerde-Hünxe eben nicht. "Wir sind mit unserem eigenen Geschäftsergebnis nicht zufrieden", stellt Wagner fest und gibt eine klare Parole aus, die die Kämmerer in den Kommunen, die jetzt zur Kasse gebeten werden sollen, möglicherweise ein wenig tröstet.

"Wir wollen sobald wie möglich wieder Gewerbesteuer zahlen." Denn das hat die Sparkasse mangels Gewinnen seit Jahren nicht mehr getan.

(RP)
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