Unsere Woche Die Sparkasse hat immenses Vertrauenskapital verspielt

Dinslaken · Warum am Donnerstag die Sparkasse Dinslaken, Voerde, Hünxe zu Grabe getragen worden ist, und warum ihr die für das Debakel Verantwortlichen kein würdiges Begräbnis zuteil werden ließen.

Politiker, speziell dann, wenn sie sich als Beteiligte eines großen Ereignisses wähnen, neigen zu blumiger Ausdrucksweise. Ein schönes Beispiel für diese These lieferte am Donnerstag Schermbecks Bürgermeister Mike Rexforth, als er in seiner Eigenschaft als Vorsteher des Sparkassenzweckverbandes Wesel, Hamminkeln, Schermbeck den Fusionsvertrag zwischen der Sparkasse Dinslaken, Voerde, Hünxe und der Verbands-Sparkasse Wesel unterzeichnete. Diese Unterschrift sei nachhaltiger als die Inschrift auf einem Grabstein, sprach der Mann, ganz offenbar berauscht von der von ihm empfundenen Bedeutung des Augenblicks. Mannomann. Wenn Rexforth sich mal nicht irrt. Wie nachhaltig die Fusion sein wird, muss sich erst noch weisen. Nicht wenige sind angesichts der Entwicklung im Finanzgeschäft der Überzeugung, dass die große Fusionswelle in der Sparkassenlandschaft noch bevorsteht und dass es dabei um deutlich größere Zusammenschlüsse gehen wird. Dass Dinslaken und Wesel jetzt in dieser Form zusammengefunden haben, war ja auch nicht Ergebnis langfristiger strategischer Überlegungen, sondern der blanken Not geschuldet - der Not der Dinslakener, die das eigene Haus über Jahre heruntergewirtschaftet haben und die 13 Millionen Miese am Ende des Geschäftsjahres 2014 zur hastigen Partnersuche zwangen. In einem liegt der Herr aus Schermbeck allerdings nicht falsch. Dass ihm der Grabstein-Vergleich in den Sinn kam, ist ja nur folgerichtig. In der Tat ist die Sparkasse Dinslaken-Voerde-Hünxe an diesem Donnerstag zu Grabe getragen worden. Da beißt die Maus keinen Faden ab, auch wenn noch so viele Schönredner - an ihrer Spitze Dinslakens Bürgermeister Dr. Michael Heidinger - anderes glauben machen wollen. Und was noch schlimmer ist: Die Bestattung ist mit großer Würdelosigkeit vollzogen worden. Keiner von denen, die das Dinslakener Debakel zu verantworten haben, hat Verantwortung übernommen, keiner hat für die dringend gebotene Aufklärung gesorgt. Stattdessen haben die Dinslakener, Voerde und Hünxer, die ja immerhin für die 30-Millionen-Euro Kapitalspritze, die die Sparkasse brauchte, geradestehen müssen, einen Bürgermeister und Verwaltungsratsvorsitzenden Michael Heidinger erlebt, der sich immer dann, wenn die Fragen unangenehm wurden, mit Verweis aufs Sparkassengesetz wegduckte, und einen Sparkassendirektor, der sich vor der Zeit in den Ruhestand verabschiedete, dann noch für Monate sein volles Gehalt bezog, und jetzt mit 65 Prozent seines letzten Jahreseinkommens von gut 320 000 Euro das Pensionärsleben genießt. Innerhalb eines Jahres hat die Sparkasse in Dinslaken, Voerde und Hünxe ein immenses Vertrauenskapital verspielt. Damit bringt sie eine Hypothek in das neue Haus ein, an der gemessen der tatsächliche Verlust in Euro schon fast weniger schwer wiegt. In Dinslaken hat nicht nur ein einzelnes Geldhaus Schaden genommen, hier ist die Institution Sparkasse beschädigt worden.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: joerg.werner@rheinische-post.de

(RP)
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