Dinslaken Die Sparkassen plagen große Sorgen

Dinslaken · Der "Regulierungs-Tsunami" in Folge der Finanzkrise macht den regionalen Geldhäusern das Wirtschaften zunehmend schwerer.

 Die Sparkassen-Direktoren Jürgen Stackebrandt (r.) und Rolf Wagner warnen vor der europäischen Regulierungswut.

Die Sparkassen-Direktoren Jürgen Stackebrandt (r.) und Rolf Wagner warnen vor der europäischen Regulierungswut.

Foto: Büttner, Martin (m-b)

Eigentlich sollten sie die Gewinner sein, jetzt aber sehen sie sich auf der Verliererseite. Als in der Finanzkrise die großen Banken reihenweise finanzielle Hilfe brauchten, da standen die Sparkassen - genauso wie die Volksbanken - glänzend da, gewissermaßen als Felsen in der Brandung. Solide gewirtschaftet, keine Hochrisikogeschäfte, die Kunden konnte bei ihnen darauf vertrauen, dass ihr Geld in sicheren Händen ist.

Das können sie immer noch. Dummerweise wird das auf europäischer Ebene anders gesehen. Die regional agierenden Geldhäuser, so beklagten gestern Jürgen Stackebrandt, Vorstandschef der Sparkasse Dinslaken-Voerde-Hünxe, und sein designierter Nachfolger Rolf Wagner in einem Pressegespräch, werden in Zwangshaftung genommen für die finanziellen Exzesse der Großbanken. So müssen sie in den europäischen Fonds einzahlen, der geschaffen wird, um in Not geratene "systemrelevante Banken" abzuwickeln, obwohl sie innerhalb der Sparkassengruppe - wie die Volksbanken auch - über funktionierende Sicherungssysteme verfügen, die verhindern, dass Mitgliedsinstitute insolvent werden. Das Ganze wird begleitet von einem, so Wagner, "Regulierungs-Tsunami, der die Sparkassen personell an die Kapazitätsgrenzen bringt und sie immer stärker daran hindern zu tun, was in den Augen Stackebrandts und Wagners ihre vornehmste Aufgabe ist - sich um ihre Kunden zu kümmern. Von Jahresbeginn 2009 bis Herbst 2013 hatten die Sparkassen laut Wagner 89 regulatorische oder legislative Vorgaben umzusetzen, bis zum März 2014 kamen noch einmal 160 dazu. "Das geht über das Erträgliche weit hinaus", sagte Stackebrandt.

Was den regional agierenden Geldinstituten besonders zu schaffen macht, sind die bis 2019 schrittweise drastisch steigenden Anforderungen an die Mindestkapitalausstattung. Anders als Großbanken, die sich das Geld per Kapitalerhöhung von ihren Aktionären holen könnten, könnten Sparkassen, so sie denn nicht ihre in der Regel finanziell selbst klammen Trägerkommunen zur Kasse bitten wollen, ihr Eigenkapital nur aus erzielten Gewinnen erhöhen. Und hier schließt sich der Kreis. Die von der europäischen Zentralbank verfolgte und wohl noch längst nicht beendete Politik extrem niedriger Zinsen hilft zwar immens verschuldeten europäischen Staat wie Griechenland, ihre Probleme in den Griff zu bekommen, macht es allerdings den Sparkassen immer schwerer, die notwendigen Gewinne einzufahren.

Bei allen Sorgen glauben Stackebrandt und Wagner allerdings unvermindert an die Zukunft des "Erfolgsmodells Sparkasse".

(RP)
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