Dinslaken Dieter Nuhrs ganz eigene Sicht auf Wesel

Dinslaken · Der in Wesel geborene Kabarettist zeigt ab Sonntag in der Galerie im Centrum großformatige Bilder, die er auch in seiner alten Heimatstadt gemacht hat. Die Eröffnungsfeier im Bühnenhaus ist mit 700 Besuchern ausverkauft.

Neben Tagesschau-Chefsprecher Jan Hofer ist Dieter Nuhr wohl der bekannteste lebende Sohn der Stadt, die bekanntlich 775-jähriges Bestehen feiert. Dass die offizielle Eröffnung seiner Fotoausstellung "Nuhr aus Wesel" am Sonntag im Bühnenhaus ausverkauft ist, hängt in erster Linie damit zusammen, dass die Masse der 700 Besucher mit humorvoll-ironischen Bemerkungen des bundesweit bekannten Kabarettisten ("Nuhr im Ersten") rechnet. Doch dürfte sich dieser Wunsch nicht unbedingt erfüllen. Denn Dieter Nuhr, der mit seinen Eltern als Vierjähriger nach Düsseldorf zog und heute mit Frau und Tochter in Ratingen lebt, wird sich ab 12 Uhr nicht als Comedian, sondern als ernsthafter Künstler präsentieren.

Seine großformatigen Bilder - zwei auf zwei Meter oder 1,20 Meter mal 2,40 Meter groß - zeigen Frontalaufnahmen von Industriearchitektur, morbiden Fabrikhallen. Landschaften, Fassaden und Alltagsgegenstände, die er in den vergangenen beiden Jahren auf Reisen durch Asien und in seiner alten Heimatstadt aufgenommen hat.

Wirklich schön, nein, das sind sie auf den ersten Blick nicht. Und: "Sie sind pointenfrei. Wer nach einem Witz sucht, der wird keinen finden", sagt Dieter Nuhr, der seine Werke gestern in der Galerie im Centrum an der Ritterstraße aufgehängt hat, wo sie bis zum 13. März kostenlos zu den gewohnten Öffnungszeiten zu sehen sein werden.

Bei manchen Motiven weiß man sofort, dass die Bilder im Hafen ("Raiffeisen-Kraftfutterwerk Wesel") oder in der Innenstadt ("Vesalia-Stube") gemacht wurden. Wie gesagt, schön sind die Motive nicht. Dafür aber interessant, technisch brillant, irgendwie geheimnisvoll, melancholisch und auch liebenswert in Szene gesetzt. Und vielleicht beschleicht einen beim zweiten Blick das Gefühl, das Nuhr so beschreibt: "Es ist wie bei einem hässlichen Tier, das man fotografiert und beim Anblick des Bildes nach einem Jahr sagt: ,Der ist aber süß'". In dem Katalog zur Ausstellung (Kosten: zehn Euro) sind übrigens nicht alle Bilder der Weseler Ausstellung zu sehen. Dafür aber einige, für die in der Galerie nicht genug Platz war. Einige Buchexemplare wird Nuhr nach Ende des einstündigen Programms im Bühnenhaus hinterher im Centrum signieren.

"Für mich ist es eine Ehre, dass ich hier im Jubiläumsjahr ausstellen darf", sagt der 55-jährige Eselordenträger vor Pressevertretern und nutzt die Gelegenheit, sich offiziell zu entschuldigen. Und zwar dafür, dass er seine Geburtsstadt einmal als "potthässlich" bezeichnet hat. "Es tut mir im Nachhinein leid. Dafür will ich mich entschuldigen. Ich finde es wunderschön hier." Und da ist es für einige Sekunden, dieses schelmische Lächeln des Kabarettisten Nuhr, den ein ganz besonderes Gefühl befällt, wenn er mal wieder in seine alte Heimat kommt. So sagt er jedenfalls. Man ist geneigt, ihm das auch so zu glauben.

(RP)
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