Staatschutz ermittelt Brandanschlag in Dinslaken?

Dinslaken · An der Hauerstraße in Lohberg hat es am Dienstag in den frühen Morgenstunden gebrannt. Es könnte sich um einen Anschlag gehandelt haben. Die Polizei ermittelt wegen Brandstiftung. Der Staatsschutz hat sich eingeschaltet.

 Unbekannte Täter haben einen Brandsatz in die Räume der UETD in Lohberg geworfen.

Unbekannte Täter haben einen Brandsatz in die Räume der UETD in Lohberg geworfen.

Foto: Martin Büttner

Während die Feuerwehr am Dienstag um 7.30 Uhr in einer dürren Pressemitteilung vom Brand an der Hauerstraße berichtete, machte in Lohberg längst ein Gerücht die Runde. Bei dem Feuer habe es sich um einen Anschlag gehandelt. Unbekannte hätten Molotow-Cocktails auf das Haus geworfen. Das konnte die Polizei gestern nicht bestätigten.

Allerdings, so viel steht fest: "Es ist etwas geflogen, was den Brand ausgelöst hat", sagte Ramon van der Maat, Sprecher der Duisburger Polizei, die die Ermittlungen federführend übernommen hat.

Der Staatsschutz hat sich eingeschaltet. Da es sich beim Brandort um Räume einer der türkischen Regierung nahestehenden Organisation handele, könne nicht ausgeschlossen werden, dass regierungsfeindliche Kräfte für das Feuer verantwortlich seien. Bei dem Brand entstand ein nicht geringer Sachschaden, Menschen kamen nicht zu Schaden.

Unter der Adresse an der Hauerstraße firmiert der Dinslakener Ableger der Union Europäisch-Türkischer Demokraten (UETD). Die UETD hat Niederlassungen in Belgien, Finnland, Frankreich, Luxemburg, Ungarn, den Niederlanden, Österreich, Schweden und der Schweiz. Die meisten Niederlassungen der UETD befinden sich in Deutschland. Hier agiert sie als Interessenvertretung des türkischen Staatspräsidenten Erdogan und seiner Partei AKP.

So hat sie beispielsweise seine Wahlkampfauftritte in Deutschland oder im Juli 2013 während der Proteste gegen Erdogan in der Türkei eine Solidaritätskundgebung für den türkischen Präsidenten in Düsseldorf organisiert, bei der auch der türkische Kulturminister Celik persönlich und Erdogan per Videobotschaft auftraten.

Ob der mögliche Anschlag an der Hauerstraße in Zusammenhang mit dem jüngst zwischen der Türkei und der Europäischen Union verhandelten Regelungen in der Flüchtlingsfrage steht oder ob sie mit den Auseinandersetzungen zwischen Türken und Kurden - die von Erdogan verfolgten Kurden haben gerade ihr Neujahrsfest "Nouruz" gefeiert - zu tun hat, ist völlig ungeklärt. Zu den Fragen möglicher Hintergründe gibt es laut van der Maat bislang noch keine Erkenntnisse.

Bei der Stadt Dinslaken ist die UETD ein relativ unbeschriebenes Blatt. Wie Rathaussprecher Horst Dickhäuser gestern berichtete, hat die Stadt zwar gestern über die Feuerwehr vom Brand an der Hauerstraße erfahren. Dass es sich dabei um einen Anschlag gehandelt haben könnte, sei ihr nicht bekannt. Der Staatsschutz habe bislang keinen Kontakt mit dem Rathaus aufgenommen. Grundsätzlich sei im Rathaus über das Wirken der UETD, die seit rund zwei Jahren im Stadtteil Lohberg residieren soll, nichts Auffälliges bekannt geworden. Die Dinslakener Organisation, die einerecht aktive Facebook-Seite betreibt, stünde auch nicht unter Beobachtung. Ein Sprecher der Dinslakener UETD war am Dienstag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Wie die Feuerwehr berichtete, ereilte sie die Nachricht vom Feuer an der Hauerstraße bei einem anderen Einsatz.

Gegen 4.30 Uhr war sie zum Ziegeleiweg gerufen worden. Dort brannte auf einem Betriebsgelände eine Leichtbauhalle. Die Wehr - im Einsatz waren Kräfte der Hauptwache und der Freiwilligen Feuerwehr Stadtmitte - konnte ein Übergreifen des Feuers auf weitere Gebäude verhindern. Die Halle, die als Auto-Werkstatt genutzt wird, brannte allerdings vollständig aus.

Noch während der Löscharbeiten hatten Anwohner der Hauerstraße Brandgeruch bemerkt. Die Löschzüge aus Oberlohberg und Hiesfeld wurden alarmiert. Als sie am Lohberger Einsatzort eintrafen, drang ein Feuerwehrtrupp unter Atemschutz in den Keller des Hauses vor. Der Brand war zu diesem Zeitpunkt bereits erloschen. Die Wehr belüftete das verrauchte Gebäude.

Beide Einsätze waren gegen 7 Uhr beendet. Insgesamt waren 45 Feuerwehrkräfte im Einsatz.

(RP)
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