Dinslaken Dinslaken feiert seinen wohl größten Sohn

Dinslaken · Am 19. Februar 1839 ist Friedrich Althoff in Dinslaken geboren. Die Stadt nahm dieses Datum zum Anlass, den bedeutenden Bildungsreformer mit einer Festveranstaltung im Rathaus zu ehren.

 Friedrich Althoff trat beim Festakt persönlich ans Rednerpult - in Gestalt von Mirko Schombert, dem künftigen Intendanten der Burghofbühne. Er trug eine Rede vor, die Althoff am 9. Mai 1891 vor dem Preußischen Haus der Abgeordneten gehalten hatte und in der dieser um die Mittel zur Einrichtung eines Instituts für Infektionskrankheiten kämpfte.

Friedrich Althoff trat beim Festakt persönlich ans Rednerpult - in Gestalt von Mirko Schombert, dem künftigen Intendanten der Burghofbühne. Er trug eine Rede vor, die Althoff am 9. Mai 1891 vor dem Preußischen Haus der Abgeordneten gehalten hatte und in der dieser um die Mittel zur Einrichtung eines Instituts für Infektionskrankheiten kämpfte.

Foto: Büttner, Martin (m-b)

Bürgermeister Dr. Michael Heidinger verkündet die Botschaft schon seit einer ganzen Weile: "In Dinslaken steht die Wiege der modernen Wissenschaft." Und natürlich wiederholte er sie auch beim Festakt für Friedrich Althoff. Denn auf diesen Namen gründet der Bürgermeister schließlich seine nicht unbescheidene Behauptung. Vor genau 175 Jahren ist der Mann, der als bedeutender Reformer desdeutschen Bildungs- und Wissenschaftsbetriebs gilt, geboren — in Dinslaken, in der Burg, die heute das Rathaus beherbergt.

In Dinslaken hat er die ersten 13 Lebensjahre verbracht, bevor er nach dem Abitur in Wesel, dem Studium der Rechtswissenschaften in Bonn und Berlin und einer Zwischenstation in Straßburg schließlich 1897 zum Ministerialdirektor im Kultusministerium in Berlin aufstieg und die Reform des Wissenschaftsbetriebs in Angriff nahm. Der Bürgermeister erinnerte daran, dass Althoff dafür sorgte, dass Frauen bessere Bildungschancen bekamen, nannte beeindruckende Namen von Nobelpreisträgern, die der "Junge aus Dinslaken" förderte und beklagte, dass der großer Reformer allzu sehr in Vergessenheit geraten ist. Dinslaken hat sich auf die Fahnen geschrieben, dies zu ändern und deswegen das Jahr 2014 zum Althoff-Jahr ausgerufen. Eine ganze Reihe von Aktivitäten — dazu gehört der Festakt am Mittwochabend — soll dafür sorgen, dass, so Heidinger, "am Ende des Jahres Friedrich Althoff nicht mehr der große Unbekannte ist, sondern vielleicht sogar bekannter als Michael Wendler."

Von diesen Dinslakener Bemühungen zeigte sich Professor Dr. Stefan Rebenich, Althistoriker an der Universität Bern und Althoff-Experte, der den Festvortrag hielt, begeistert. "Sie belassen es hier nicht nur bei Sonntagsreden, sondern tun etwas, das in die Breite wirkt", freute er sich. Selbst ging der Geschichtsprofessor dann allerdings eher in die Tiefe. Rebenich zeichnete das Porträt eines durchaus widersprüchlichen und umstrittenen Mannes, der durchsetzungsstark sein reformerisches Ziel verfolgte, aus der deutschen Wissenschaft "einen international konkurrenzfähigen Großbetrieb" zu formen und sich dabei der Kritik aussetzte, mit der Freiheit der Wissenschaft und der Autonomie der Hochschulen nicht viel am Hut zu haben. Rebenichs Vortrag auf wissenschaftlich fraglos hohem Niveau fiel allerdings derart professoral aus, dass er viele der zwangsläufig nicht so fachkundigen Gäste im Ratssaal offenkundig überforderte. Das artikulierte sich nicht nur in einem deutlich hörbaren, ironischen "Ooooch" aus den hinteren Reihen, als Rebenich ankündigte, dass sich sein Vortrag dem Ende nähere. Das war auch daran abzulesen, dass sich lang vor diesem Vortragsende bereits etliche der — allerdings auch ausgesprochen unbequemen — Stühle geleert hatten

(RP)
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