Leerstand seit 56 Jahren Gewerbe-Haus erwacht zu neuem Leben

Dinslaken · Das Erdgeschoss des Wohn- und Geschäftsgebäudes an der Duisburger Straße 56 steht seit Jahren leer. Früher befand sich dort die Niederrheinische Bücherstube Paul Jacobs. Nun wird das fast 90 Jahre alte Haus revitalisiert.

 Für den Architekten Bernhard D. Maaß ist das alte Gewerbe-Haus an der Duisburger Straße etwas ganz Besonderes. Mit den Arbeiten zur Wiederbelebung der Immobilie soll im März begonnen werden.

Für den Architekten Bernhard D. Maaß ist das alte Gewerbe-Haus an der Duisburger Straße etwas ganz Besonderes. Mit den Arbeiten zur Wiederbelebung der Immobilie soll im März begonnen werden.

Foto: Heinz Schild

Über den beiden Türen des Eingangsbereiches des Hauses Nummer 56 an der Duisburger Straße steht groß Gewerbe-Haus. Die Buchstaben sind aus Holz gefertigt und lassen deutlich erkennen, dass ihnen der Zahn der Zeit zugesetzt hat. Die Räume im unteren Bereich stehen seit Jahren leer, in den oberen Eatgen gibt es sechs Wohnungen, von denen fünf belegt sind. Im linken Teil des Gebäudetraktes sind auch heute noch die großen Schaufensterscheiben zu sehen, die den vorbeigehenden Menschen früher einen Blick in die geheimnisvolle Welt der "Niederrheinischen Bücherstube Paul Jacobs" gewährten. Doch das ist lange her. Das Ladenlokal ist ausgeräumt und verlassen. Aber das soll sich in absehbarer Zeit ändern. Denn Bernhard D. Maaß vom Architekturbüro Kleiböhmer und Partner aus Hamminkeln hat von den Besitzern der Immobilie den Auftrag erhalten, das Gewerbe-Haus zu revitalisieren. Das Ladenlokal soll auf Vordermann gebracht werden, zudem ist geplant, Büroräume im unteren Bereich des Haupttraktes zu schaffen.

Bernhard D. Maaß ist von dem alten Gebäude, für das 1929 die Baugenehmigung erteilt wurde und das dem Backsteinexpressionismus zuzurechnen ist, ganz begeistert und gerät geradezu ins Schwärmen, wenn er von dem Haus spricht. "Es ist schon etwas Besonderes", sagt der Architekt über das Gebäude. Es gibt dort zwei hölzerne Eingangstüren, eine dient als Zugang für den gewerblichen Teil, die andere führt ins Treppenhaus, das zu den Wohnungen gehört. Ein Höhenversatz im Erdgeschoss ist dafür verantwortlich, dass der Großraum im hinteren Gebäudeteil sieben Stufen höher liegt als die übrigen Räume im Erdgeschoss. Somit ist schon keine Barrierefreiheit gegeben. Der Architekt denkt deshalb daran, einen Plattformaufzug einzubauen, damit der Höhenunterschied auch von Rollstuhlfahrern überwunden werden kann. Immer wieder betont er die Symmetrie, die in dem Gebäude herrscht, so weist er auf die Anordnung der Räume zum Eingangsbereich hin und wie die Wandschränke im Großraum symmetrisch zu den dortigen Fenstern angelegt worden sind. "Der Raum hat nicht nur Fläche, sondern auch Volumen", sagt Maaß mit Blick auf die hohe Decke.

"Das Haus ist sagenhaft gebaut", fasst der Architekt seinen Eindruck von dem Gebäude zusammen. Schon der im Eingangsbereich verbaute Marmor hat es ihm angetan und soll natürlich erhalten bleiben, das gilt auch für die Bodenfliesen in dem Raum, in dem der Plattformaufzug installiert werden soll. Erneut zeigt Bernhard D. Maaß nach unten und weist auf den Steinholzboden hin. Ein Steinholzboden - gibt es so etwas überhaupt? Da musste der Architekt sich selbst erst schlau machen und fand bei der Internetrecherche heraus, dass in den 1920er Jahren Ersatzmaterialien auf dem Bau Verwendung fanden. Der Steinholzboden besteht aus mit Sägemehl vermischtem Zement und verfügt über gute Dämmeigenschaften. Heute wird solch ein Boden wohl nur noch in der Schweiz hergestellt. Wegen seiner Dämmeigenschaften soll er erhalten bleiben, aber einen neuen Belag erhalten. Und dann ist da noch der Rotbach, der unter dem Haus her verläuft und an der Rückseite des Gebäude zu sehen ist.

Der Architekt freut sich darauf, dem alten Haus neues Leben einhauchen zu können. Dabei gilt der Grundsatz: "Was alt ist, soll als alt erkennbar sein. Was neu ist, soll auch aussehen wie neu." Inzwischen liegt der Bewilligungsbescheid für die beantragte Förderung für das Projekt vor. Die Baugenehmigung der Stadt Dinslaken wird in Kürze erwartet. Maas geht davon aus, dass mit den Arbeiten im März begonnen werden kann. Die Fertigstellung ist für August geplant. "Wir können gleichzeitig innen und außen arbeiten. Angefangen wird im Innern." Die Heizungs- und Sanitäranlagen müssen erneuert werden, gleiches gilt für die Elektrik. Für die Außenarbeiten wird das Gebäude eingerüstet und mit einer Plane verhängt. Diese Plane wird ein Bild zieren, wie die Fassade nach ihrer Renovierung aussehen soll - ein Hingucker.

(RP)
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