Stau im Standesamt in Dinslaken Junge Eltern müssen lange auf Geburtsurkunden warten

Dinslaken · In Dinslaken im Kreis Wesel stapeln sich die Anträge für Geburtsurkunden im Standesamt. Die Mitarbeiter der Stadt kommen nicht hinterher. Grund dafür ist der Aufwand, Namensrechte für Kinder ausländischer Eltern zu prüfen, heißt es aus dem Rathaus.

 Vor den Mitarbeitern im Standesamt Patrick Marczewska und Anja Klump stapeln sich die Postkisten mit den Geburtsanzeigen.

Vor den Mitarbeitern im Standesamt Patrick Marczewska und Anja Klump stapeln sich die Postkisten mit den Geburtsanzeigen.

Foto: Horst Dickhäuser/Stadt Dinslaken

Frischgebackene Eltern müssen in Dinslaken seit einiger Zeit lange auf eine Geburtsurkunde für ihren Nachwuchs warten. Deshalb häufen sich im Rathaus die Beschwerden. "Allein in dieser Wochen haben hier schon mehrere Eltern auf der Matte gestanden und ihren Unmut darüber geäußert", sagt der Pressesprecher der Stadt Horst Dickhäuser.

Momentan hänge man sechs Wochen zurück und arbeite noch einen Berg aus dem vergangenen Jahr ab. "Normalerweise dauert es um die drei Wochen, eine Geburtsurkunde auszustellen", sagt der Stadtsprecher. Der Grund für den Stau im Standesamt ist laut Dickhäuser die hohe Anzahl an Kindern von nicht-deutschen Eltern. Denn bei jedem Kind muss die Stadt die Namensrechte überprüfen und beurteilen. Bei Kindern ausländischer Eltern gelte das Recht aus dem Herkunftsland. "Wir müssen zum Beispiel klären, ob das ein Jungen- oder Mädchenname ist. Ob der Name zulässig ist. Je nach Herkunftsland kann das kompliziert sein".

1003 Kinder wurden 2016 in Dinslaken geboren. Laut Stadt hat fast die Hälfte von ihnen Wurzeln außerhalb der EU. Während die Mitarbeiter im Standesamt zum Beispiel bei türkischen Namen routiniert sind, ist das Prüfen bei syrischen, afghanischen oder afrikanischen Namen für sie schon schwieriger: "Das nimmt viel Zeit in Anspruch".

Für den Unmut der wartenden Eltern zeigt der Stadtsprecher Verständnis, denn ohne Geburtsurkunde gibt es einige Probleme: Die Urkunde brauchen die Eltern, um ihre Kinder bei der Krankenkasse anzumelden, für die Kindergeldkasse und für bestimmte soziale Leistungen wie Elterngeld, sagt Dickhäuser. "Die Klärung dieser Fragen wird hinausgeschoben, weil die Geburtsurkunde nicht zügig ausgestellt werden kann. Das ist für die Eltern natürlich ärgerlich."

Doch zumindest bei der Krankenkasse gibt es eine kurzfristige Lösung. "Fürs Erste müssen sich stolze Eltern mit einer Kopie der vom Krankenhaus gefertigten Geburtsanzeige begnügen. Die wird in der Regel von den Krankenkassen akzeptiert", sagt die Stadt. Mehr Personal einzustellen, sei wegen "der komplizierten Materie" nicht möglich.

(see)
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