Dinslaken Ditib-Debatte: Besorgnis im Integrationsrat

Dinslaken · Die Diskussion um den Ditib-Dachverband hat jetzt auch den Dinslakener Integrationsrat erreicht. Seit Berichte bekannt geworden sind, dass Ditib-Imame allein in Nordrhein-Westfalen im Auftrag der türkischen Religionsbehörde Diyanet rund 30 Menschen bespitzelt haben sollen, weil sie im Verdacht stehen, der Bewegung von Fethullah Gülen, den der türkische Staatspräsident Erdogan als Staatsfeind betrachtet, ist der mit rund 990 Gemeinden und 800.000 Mitgliedern größte islamische Einzelverband in Deutschland unter Druck. Bei der Sitzung des Dinslakener Integrationsrats am Mittwoch machten einige Mitglieder wie die beiden SPD-Vertreter Özen Szegdin und Peter Steinbeißer ihre Besorgnis über das Verhalten von Ditib deutlich und forderten das Thema und auch die Frage, wieweit Erdogans langer Arm auch in die türkische Gemeinschaft in Deutschland hineinreiche, auch im Dinslakener Integrationsrat im Auge zu behalten. Turhan Tuncel, Vorsitzender des Dinslakener Integrationsrats, sieht allerdings zurzeit keinen Grund, das Thema auf die Tagesordnung zu setzen, wie er gestern auf Nachfrage der Rheinischen Post erklärte. Er habe mit dem Vorsitzenden des Ditib-Moscheevereins in Lohberg, Özan Yildiz, gesprochen. Es gebe dort keine Anzeichen für irgendwelche Bespitzelung oder entsprechende Aufforderungen von Diyanet. Er selbst, so Tuncel, beobachte die Frage intensiv und habe beispielsweise bei den Freitagsgebeten in der Moschee noch nie erlebt, dass Imame radikale Ansichten vertreten hätten. "Ich kann bislang nur Positives von der Zusammenarbeit mit den Lohberger Moscheevereinen berichten."

Dass der Einfluss Erdogans die türkische Gemeinschaft in Dinslaken spalte, wie es aus anderen Städten berichtet wird, kann Tuncel auch nicht bestätigen. "Natürlich gibt es auch hier Erdogan-Anhänger und Erdogan-Gegner", sagte Tuncel, aber das führe nicht zu radikaler Konfrontation. "Sie kennen sich alle seit Kindertagen", sagte Tuncel. "Sie gehen respektvoll miteinader um, diskutieren ihre unterschiedlichen Positionen, lassen dabei aber die Meinung des jeweils anderen gelten." Sein Fazit: Zurzeit gebe es in Lohberg keinen aktuellen Handlungsbedarf, wenn sich das ändere, werde der Integrationsrat das natürlich diskutieren.

(jöw)
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