Unsere Woche Eigentlich geht's um die Entwicklung der Altstadt

Dinslaken · Warum eine Diskussion um die Dinslakener Stadthalle immer auch eine Diskussion um die Zukunft der Altstadt ist.

Zugegeben: 24 Millionen Euro sind eine Menge Geld. So viel soll die Sanierung der Dinslakener Stadthalle kosten. Und weil, so wie's zurzeit aussieht, nicht so viel Fördermittel wie erhofft fließen werden, wird die Stadt davon 16 Millionen Euro stemmen müssen. Dass angesichts einer solchen Summe in der Politik die Frage aufkommt, ob dieser Preis nicht vielleicht doch zu hoch ist, ist nicht verwunderlich. Die Frage ist halt nur, was wären die Alternativen.

Mal abgesehen, dass der Bauausschuss ja schon Fakten geschaffen hat, indem er Aufträge vergeben hat, die nicht unerhebliche Kosten verursachen - und zwar auch dann, wenn das Projekt gestoppt würde-, muss eigentlich jedem klar sein, dass jede Diskussion darüber, ob die Stadthalle, inzwischen bekanntlich Kathrin-Türks-Halle geheißen, an ihrem angestammten Standort bleiben soll, gleichzeitig auch eine Debatte über die Zukunft der Altstadt ist. Die, so sieht es der bislang von eigentlich niemandem in Frage gestellte Masterplan für die Stadtentwicklung vor, soll kulturelles und gastronomisches Zentrum Dinslakens werden. Darauf zielen bislang alle Bemühungen. Das war ja im Übrigen auch eine der Begründungen dafür, dass das neue Stadtarchiv unbedingt in der Innenstadt angesiedelt werden musste und nun mit dem Museum Voswinckelshof das stadthistorische Zentrum bildet. Ohne den zentralen Veranstaltungsort Stadthalle allerdings wäre das kulturelle Zentrum Altstadt nur Flickwerk.

Schlimmer noch, die Altstadt könnte ein ziemlich toter Ort werden. Wie beispielsweise soll das Burgtheater weiter erfolgreich als einer der attraktivsten Veranstaltungsorte der Stadt genutzt werden, der viele Menschen auch von außerhalb nach Dinslaken lockt - ohne Stadthalle. Wo sollen sich Künstler umziehen und vorbereiten, wo soll notwendige Technik stationiert werden? Das sind nur ein paar von den vielen Fragen, die all die beantworten müssen, die die Stadthalle in ihrer zentralen Lage in Frage stellen. Wer eine lebendige Altstadt will, muss Ja zur Sanierung Stadthalle sagen und bereit sein, viel Geld dafür auszugeben, denn auch das ist klar: Die Stadthalle wird nur dann funktionieren, wenn sie wirklich ein attraktiver Ort für Dinslakener und Auswärtige sein wird.

Deswegen wird es auch nicht nur darauf ankommen, dass die Halle saniert wird. Entscheidend wird auch das Nutzungskonzept sein. Als Musentempel, der ausschließlich der hehren Kunst dient, wäre die Stadthalle wohl kaum geeignet, für die gewünschte Belebung zu sorgen - wenn die denn noch gewünscht ist. Eine Altstadt, in der - wenn überhaupt - nur möglichst leise Töne zu vernehmen sind, reduziert die ansonsten stets drohenden Konflikte mit Anwohnern und deren Bedürfnis nach Ruhe erheblich. Es wäre aber auch kein Ort, der irgendjemandem außer den Menschen, die in ihr wohnen, viel zu bieten hätte.

Das kann man politisch wollen. Es widerspräche nur all dem, was bislang in der Politik und von den Planern im Rathaus an Zielen für die Altstadt formuliert worden ist. Wer allerdings beobachtet, was sich zurzeit kulturell und künftig möglicherweise auch gastronomisch auf dem früheren Zechengelände tut, könnte auch auf den Gedanken kommen, dass sich die Dinge ohnehin in eine andere Richtung entwickeln.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: joerg.werner@rheinische-post.de

(RP)
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