Dinslaken Ein Gottesdienst im Zeichen der Liebe

Dinslaken · Dass der Valentinstag auf einen Sonntag fiel, hatte die evangelische Kirchengemeinde zum Anlass für einen besonderes Gottesdienst in der Stadtkirche genommen. Es wurde eine atmosphärisch stimmige Liebeserklärung an die Liebe.

Eine einzige Rose schmückt den Altar der evangelischen Stadtkirche. An der Wand seitlich des Altars schwebt ein einzelner glänzender, herzförmiger Luftballon. Die Dekorationen zum besonderen Gottesdienst anlässlich des Valentinstages sind minimalistisch gehalten. Inhaltlich gibt es für die Gottesdienstbesucher dafür um so mehr rund um den Festtag des Heiligen zu hören. So erfahren sie, dass der Heilige Valentin im dritten Jahrhundert lebte und Paare gegen den Willen der Eltern traute und entgegen einer kaiserlichen Anordnung auch nach christlichem Ritus. Was dann folgt, ist eine vielschichtige Liebeserklärung an die Liebe selbst.

Die Jugendkantorei unter der Leitung und am Klavier begleitet von Kreiskantorin Daniela Grüning interpretiert auf einfühlsame Weise das Lied "You raise me up" und erntet dafür spontanen Applaus von den Zuschauern. "Wer verliebt ist, der singt oder pfeift vielleicht ein Liebeslied - ganz egal, ob er musikalisch ist, oder nicht", verkündet eine der jungen Sängerinnen. Die Überleitung zu einem Liebeslied im Alten Testament, dem Hoheslied Salomons. Ein Bibeltext, der auch die irdischen Freuden der Liebe nicht ausklammert. Ein schöner Text, auch wenn der Inhalt in heutiger Zeit etwas befremdlich wirken mag. Welche Frau liese sich von Komplimenten wie "deine Augen sind wie Tauben hinter deinem Schleier; dein Haar gleicht der Ziegenherde, die sich am Berge Gilead lagert" heute wohl zu amourösen Abenteuern verleiten?

Weitere Texte zum Thema Liebe runden den besonderen Gottesdienst ab. "Die erwacht in einem Augenblick und kann doch das ganze Leben verzaubern", klingt es durch die Kirche. Auch Pfarrer Armin von Eynern greift das Thema der Liebe in seiner Predigt auf. Er erzählt von einer Fortbildung, von der sich einer der Teilnehmer entschuldigte. "Es geht um Liebesdinge. Ich muss etwas klären. Wenn ich jetzt nicht losfahre, werde ich es mir ein Leben lang nicht verzeihen", erklärte der Teilnehmer und erntete ein Lächeln und die Erlaubnis zu gehen vom Fortbildungsleiter. "Die Liebe schafft manchmal einen Ausnahmezustand", kommentiert Armin von Eynern. Dann zitiert er die Geschichte der Kugelmenschen aus Platons "Symposium", die Erzählung von den Wesen mit zwei Geschlechtern, zwei Köpfen und vier Armen, die so mächtig waren, dass sie die Götter herausforderten und vom griechischen Göttervater Zeus getrennt wurden. "Seitdem sind wir halbe Kugelmenschen. Und wir versuchen, um wieder ganz zu werden, unsere andere Hälfte wiederzufinden", erklärt Armin von Eynern. Und mit Adam und Eva findet sich eine ähnliche Geschichte schließlich auch in der Bibel. "Der Mensch braucht die Liebe", folgert der Seelsorger.

Mit im Gottesdienst sitzen auch Silke Klaas und Holger Fischer. Seit 1991 sind die beiden ein Paar, seit 2000 verheiratet. Gezielt für den Valentinstag sind sie allerdings nicht in die Kirche gekommen. "Ich wusste gar nicht, dass der Gottesdienst sich heute um den Valentinstag dreht, aber ich fand das sehr schön", erklärt Holger Fischer. Seine Ehefrau Silke hatte davon vorher gelesen und ist ebenfalls begeistert vom besonderen Gottesdienst. "Es war sehr schön. Gerade der Chorgesang hat eine ganz besondere Atmosphäre geschaffen", lobt sie den Einsatz der Jugendkantorei.

Privat feiert das Ehepaar den Valentinstag sonst nicht. "Wir schenken uns nichts und unternehmen auch nichts Besonderes", erzählt Holger Fischer. "Der ganze Tag ist von einem gewissen Konsumrausch geprägt und den wollen wir nicht unterstützen", ergänzt Silke Klaas. Dann doch lieber gemeinsam einen schönen Tag genießen. Denn schließlich braucht die Liebe auch kein besonderes Datum, an dem man sich an sie erinnert. Das ist eine Aufgabe für jeden Tag.

(RP)
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