Dinslaken Ein mitreißendes Zusammenspiel

Dinslaken · Organist Konja Voll und das Akkordeon-Orchester sorgten für ein Hörerlebnis.

Die Orgel ist eines der ältesten Tasteninstrumente, das Akkordeon eines der jüngsten. Wie es klingt, wenn beide aufeinander treffen, erlebten die Zuhörer am Sonntag beim Konzert "Akkordeon trifft Orgel" in der Sankt-Vincentius-Kirche, das vom Akkordeon-Orchester 1980 Dinslaken-Oberhausen (Leitung Johannes Burgard) und dem Organisten Konja Voll aus Bensheim, der bis 2005 Kreiskantor in Dinslaken war, gestaltet wurde.

Was auf den ersten Blick nach einer ungewöhnlichen Kombination der Instrumente aussah, erwies sich während des abwechslungsreichen Programms als gar nicht so abwegig, denn auch wenn Orgel und Akkordeon durchaus verschieden sind, besitzen sie doch beide ein breit angelegtes Klangregister. Das Akkordeon-Orchester spielte zum Auftakt Mozarts "Phantasie f-moll" und stellte sein Gespür für die unterschiedlichen Stimmungen des Werkes unter Beweis. Zwar ist die "Phantasie" nicht frei von den für Mozart typischen Verzierungen, die träumerischen Passagen wechselten sich aber mit leisen und kraftvollen Tönen ab, was für musikalische Tiefe sorgte. Leicht und heiter kam das Allegro aus Johann Sebastian Bachs "Concerto G-Dur" daher, ging in ein majestätisches Grave über, das von einem schwungvollen Presto abgelöst wurde, das so unvermittelt endete, dass das Publikum einen Moment innehielt, bevor es Konja Voll mit Beifall belohnte.

Zurückhaltender war das Moderato aus Antonin Dvoraks "Serenade E-Dur", ein warmer und voller Klang, mit dem das Orchester die Zuhörer auf einen melancholischen Walzer einstimmte, der zwar Einschübe in Dur aufzuweisen hatte, dessen Grundtonart aber von wiederkehrenden Motiven in moll gekennzeichnet war.

Genau umgekehrt war es beim folgenden Scherzo, dessen Dynamik und Lebendigkeit sich in seiner Schnelligkeit ausdrückte. Die musikalischen Kontraste bestimmten auch den Auszug aus Gaston Litaizes "Messe Basse pour tous les Temps", die Konja Voll mal mit staccatoartigen Läufen, mal mit gebundenem Legato klangewaltig ausspielte. Hatten sich die Darbietungen von Orgel und Akkordeon bisher abgewechselt, so trafen sie bei der Interpretation der "Gotischen Suite" von Leon Boellmann ganz wörtlich aufeinander und sorgten für ein ungewöhnliches und tolles Hörerlebnis. Feierlich begann Konja Voll das "Introduktion-Choral", das Akkordeon-Orchester antwortete mit weichen, melodischen Einschüben. Beim folgenden Menuett nahm sich die Orgel zurück, das Orchester spielte umso kraftvoller. Am beeindruckendsten war jedoch das Zusammenspiel der Instrumente beim abschließenden Toccata: drängende, unruhige Musik, die bis zum forte immer weiter anschwillt, durch die imposante Tiefe der Orgel verstärkt.

Eine reizvolle, mitreißende Darbietung, die das Publikum begeisterte, wie der lang anhaltende Applaus zeigte.

(cor)
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