Dinslaken Ein musikalisches Paar: Barockoboe und Orgel

Dinslaken · In der Kirche Sankt Vincentius gaben Karla Schröter und Willi Kronenberg ein Konzert.

 Karla Schröter und Willi Kronenberg haben sich der barocken Aufführungspraxis verschrieben.

Karla Schröter und Willi Kronenberg haben sich der barocken Aufführungspraxis verschrieben.

Foto: Heike Büchsenschütz

Mit ihrem Ensemble, dem von ihr gegründeten Concert Royal Köln, gewann Karla Schröter 2015 einen Echo Klassik. Am Sonntagnachmittag gab die Barockoboistin gemeinsam mit dem Organisten Willi Kronenberg ein Konzert im Rahmen der Orgel-Reihe in Sankt Vincentius. Das Konzert reihte sich allerdings auch in einen größeren Kontext ein. Der Deutsche Musikrat hat 2017 die Oboe zum Instrument des Jahres ausgerufen.

Hier nun also der barocke Vorläufer des modernen Orchesterinstrumentes. Entwickelt aus der Schalmei im höfischen Frankreich des 17. Jahrhunderts, ausgestattet mit nur zwei Klappen für den kleinen Finger. Ihr Klang ist nasal, aber brillant. Und: die Kirchenorgel verfügt über Register, die ihren Klang nachahmen. Für das Duo Barockoboe Orgel ist dies besonders reizvoll. Denn die Klänge ähneln sich zum Teil ein wenig, die Tonerzeugung, mechanisch bei der Orgel und direkt durch den menschlichen Atem wie beim Singen, könnte aber vom Ausdruck her unterschiedlicher nicht sein. Es ist ein wenig wie der gerne zitierte Unterschied zwischen synthetischer und "handgemachter Musik". Außergewöhnlich war nicht nur die Besetzung, sondern auch das Programm des Konzertes. Den Echo Klassik gewann das Concert Royal für seine Einspielungen von Johann Wilhelm Hertel (1727 - 1789), ein gebürtiger Eisenacher wie Johann Sebastian Bach, dessen Piexce d'Orgue Kronenberg als erstes Orgel-Solosterstück des Konzertes spielte. Hertels Partiten F-Dur und C-Dur für Oboe und obligate Orgel ist gemein, dass das Thema von der Orgel vorgegeben wird, die Oboe dicht folgt und dann beide Stimmen zum Abschluss rhythmisch und melodisch zusammengeführt werden.

2009 spielte das Concert Royal auf dem Album "Musik aus sächsischen Schlosskirchen" Werke unter anderem von Gottfried August Homilius und Johann Ludwig Krebs ein. Homilius' "Allein zu Dir, her Jesu Christ" gehörte am Sonntag zu den Choralvorspielen, in denen die Barockoboe die einzelnen Zeilen der Kirchenlieder interpretierte, die in die fantasievollen, eigenständigen Orgelkompositionen eingebettet sind. Es war aber nicht alles barock an diesem Spätnachmittag. Adolph Heinrich Sponholtz (1803-1851) war Organist in Sankt Marien Rostock. Die großen, ausladenden Spannungsbögen und die dunkle Klangfülle seines Choralvorspieles "Jesus, meine Zuversicht" verdeutlichten den Unterschied zur Barockmusik mit ihren kleinteiligen Motiven, deren Reiz dann eher im Detail liegt.

Viel Applaus für ein außergewöhnliches Konzer.

(bes)
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