Voerde Ein Pfarrer stellt sich den Veränderungen

Voerde · Seelsorger Heinz-Josef Möller aus der Pfarrei Sankt Peter und Paul in Voerde hat bei der Priesterfortbildung "Führen und Leiten" gelernt, entspannter und freier mit seiner Aufgabe umzugehen sowie sich selbst Freiräume zu schaffen.

"Wenn du leitender Pfarrer bist und nicht leidender Pfarrer werden willst, musst du schauen, dass du Unterstützungsmechanismen kriegst." Für Heinz-Josef Möller, verantwortlicher Seelsorger, der 2013 zusammengeschlossenen 12 500-Seelen-Pfarrei Sankt Peter und Paul Voerde war klar: Um die innerkirchlichen Veränderungsprozesse zusammen mit den Menschen gut gestalten zu können, brauchte er Input. Deshalb hat er bei der Priesterfortbildung "Führen und Leiten" mitgemacht.

Für seine Generation ist es 1966 noch selbstverständlich gewesen, am Mittwochmorgen "Veni creator spiritu"' (Komm, Heiliger Geist) zu singen. "Wenn ich das heute erzähle, gucken die Leute mich an", berichtet der Pfarrer. Heute sei Kirche ein Angebot unter vielen anderen Möglichkeiten, die manchen viel wichtiger seien. "Wir stehen an einer epochalen Wende, wir wissen nicht, wie es wird", bekennt der leidenschaftliche Seelsorger.

Der Kurs hat den Blick für diese Veränderungen offen gelegt, erzählt Möller. Er habe entspannter gemacht, was die Bewertung "angeblicher priesterlicher Erfolge" angehe. Den Teilnehmern sei Mut gemacht worden, sich den Veränderungen zu stellen: "Indem ein Theologe uns die unterschiedlichen Kirchenbilder gezeigt hat, indem wir biografisch gearbeitet haben, indem wir uns gegenseitig die Augen dafür geöffnet haben, dass Gemeindeleitung ein geistlicher und nicht in erster Linie ein Managementprozess ist".

Der Kurs habe ihm eine größere Freiheit gegeben. "Dem Bischof gestehe ich die Richtlinienkompetenz zu, dass er sagt: 'So möchte ich, dass Gemeinden werden'. Aber ich habe die Freiheit zu sagen: So kann ich das nicht mehr mittragen." Er sei nicht als Priester angetreten, "um Personalführung mit 100 Mitarbeitern zu machen oder um einen Haushalt von insgesamt 1,8 Mio Euro durchzupauken", bekennt der Geistliche, "mir war und ist der Blick auf die Menschen wichtig mit der Maßgabe, denen was von Jesus zu erzählen". Wenn er merke, dass er für Kranke keine Zeit mehr habe, weil Verhandlungen mit Blick auf Arbeitsprozesse ihn zu sehr absorbieren, dann sei er falsch.

"Wir haben jetzt eine Verbundleitung eingestellt für unsere vier Kindergärten", erklärt Möllers: "Wir werden jetzt eine Stelle für einen Verwaltungsreferenten einrichten, der den Kirchenvorstand und mich mit einer halben Stelle von den gewachsenen Verwaltungsaufgaben entlasten wird". Er müsse als Seelsorger manche Sachen im Blick haben, aber nicht alles selber tun.

"Mir ist auf Grund des Kurses sehr wichtig geworden, dass wir einen lokalen Pastoralplan erarbeiten." Es gehe vor allem darum, sich das Leben am Ort sehr genau anzugucken und auf dieser Basis auch zu pastoralen Entscheidungen zukommen: "Das tun wir und das tun wir nicht." Deshalb seien zwei Klausurtagungen mit dem Pfarreirat und den Gemeindeausschüssen angesetzt worden.

"Ich traue meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern viel zu, weiß dass sie viele Dinge besser können, als ich es je könnte und schätze sie sehr". Er bemüht sich, sie zu ermutigen, dass sie ihre Aufgaben eigenverantwortlich übernehmen, im Wissen darum, dass jeder auch Dinge falsch machen kann. "Wer arbeitet, darf Fehler machen, ich mache auch Dinge falsch. Und versuche, ein Klima zu schaffen, in dem das allen bewusst ist."

Nicht zuletzt hat die Fortbildung ihm deutlich gemacht, dass er auch Freiräume für sich selbst schaffen muss. Das nimmt er jetzt wichtiger. Und so nimmt er sich auch mal einen freien Tag. So ist er kürzlich zusammen mit einem befreundeten Seelsorger 23 Kilometer auf dem Rotweinweinweg an der Ahr gewandert.

Den Kurs insgesamt kann er "uneingeschränkt empfehlen". Das Reflektieren der Arbeit ist wichtig, auch die Möglichkeit zur kollegialen Beratung untereinander: "Wir treffen uns jetzt auch im Nachgang noch zu fünft, um Dinge konkret zu besprechen, die einem auf der Seele liegen: Auch das ist eine wichtige Frucht dieses Kurses."

Heinz-Josef Möller wurde 1955 in Dorsten geboren und 1983 zum Priester geweiht. Nach einer Aushilfstätigkeit auf Wangerooge und nach insgesamt acht Kaplansjahren in Ahaus und Xanten war er 14 Jahre Pfarrer und zehn Jahre Dechant in Recklinghausen, bevor er 2005 nach Voerde kam. Seit 2010 ist er auch Mitglied des Priesterrates im Bistum Münster.

(RP)
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