Hintergrund Ein Platz für Jeanette Wolff

Dinslaken · Auch wenn die nach ihr benannte Realschule schließt, soll die Erinnerung an die von den Nazis verfolgte Politikerin in Dinslaken wach gehalten werden.

Hintergrund: Ein Platz für Jeanette Wolff
Foto: Martin Büttner

Die Jeanette-Wolff-Realschule schließt, die letzten Schüler wechseln ins Gustav-Heinemann Schulzentrum nach Hiesfeld. Der Name Jeanette Wolff (siehe Kopf der Woche) aber soll einen Platz in der Erinnerung der Dinslakener behalten - und dies sogar im Wortsinne und in unmittelbare Nähe zur Realschule. Zwischen Rutenwall, Rutenwallweg und dem Nebeneingang der Neutor-Galerie soll künftig der Jeanette-Wolff-Platz liegen. Die Namensgebung hat der Hauptausschuss schon in seiner Märzsitzung beschlossen.

Jetzt hat der Kulturausschuss zusätzlich noch einen Künstlerwettbewerb ausgelobt, an dessen Ende eine "aussagekräftige Skulptur" stehen soll, die "verdeutlicht, "dass die Tugenden für die Jeanette Wolff steht, auch künftig das Fundament des Zusammenlebens in Dinslaken bildet". Mit der Person Jeanette Wolff seien Werte wie Versöhnung zwischen Christen und Juden, Verständigung, Ausgleich, Frieden, Gleichberechtigung der Geschlechter und demokratisches Miteinander untrennbar verbunden.

Dass die Wahl gerade auf diesen Platz gefallen ist, begründet die Verwaltung damit, dass die Neutor-Galerie eine attraktive Einkaufsmöglichkeit für Dinslaken und die Menschen aus dem städtischen Umland darstellt. Der neu entstandene Platz vor dem Eingang zum Einkaufszentrum an der Saarstraße biete mit seiner zukunftsweisenden Gestaltung und der Integration von Wohnen, Einkaufen und Kinderspielmöglichkeiten das Erlebnis eines anziehenden urbanen Lebensraums.

Zudem hat die Entscheidung auch ganz pragmatische Gründe. Eine andere Schule nach Jeanette-Wolff zu benennen, wäre schwierig. Alle weiterführenden Schulen in Dinslaken haben bereits einen Namen - zuletzt wurde bekanntlich die Sekundarschule nach Friedrich-Althoff benannt. Ein bestehende Straße neu zu benennen, brächte für die dortigen Anwohner einen immensen bürokratischen Aufwand mit sich.

Der neue Platz hat den Vorteil, dass dort niemand wohnt. Mit der Neutor-Galerie, so Rathaussprecher Horst Dickhäuser laufen Gespräche, dass der Nebeneingang die Adresse Jeanette-Wolff-Platz erhält und dass dies auch mit Hinweisen an der Galerie kenntlich gemacht wird.

Über die Entwürfe, die im Rahmen des Künstlerwettbewerbs, der noch in diesem Jahr ausgeschrieben wird, eingereicht werden, wird eine fachkundige Jury entscheiden. Der Siegerentwurf soll dann am 19. Mai 2016 zum 40. Todestag von Jeanette Wolff öffentlich vorgestellt werden. Er soll dann auch noch 2016 umgesetzt und aufgestellt werden. Ausgelobt ist ein Preisgeld von insgesamt 2000 Euro.

Je nach Beschaffenheit des entstehenden Kunstwerks werden die Kosten für Material, eventuell Guss, Transport und das künstlerische Honorar auf maximal 30 000 Euro begrenzt. Der Kulturausschuss hofft allerdings, dass sich zur Finanzierung des Projekts noch Sponsoren motivieren lassen.

Und wer weiß, vielleicht wird es künftig auch wieder eine Schule geben, die den Namen von Jeanette Wolff trägt. Für die Umbauphase der Gartenschule werden dort zwar zunächst Grundschüler einziehen, doch der Kreis hat bekanntlich großes Interesse daran, danach das alte Realschule-Gebäude zu übernehmen und sein Berufskolleg, das jetzt noch eine Dependance an der Konrad-Adenauer-Straße hat, dann am Standort Wiesenstraße zusammenzufassen. Vielleicht wäre der Kreis dann ja bereit, seinem Berufskolleg in Dinslaken den Namen Jeanette Wolffs zu geben.

"Wir werden dies in den Gesprächen mit dem Kreis bestimmt thematisieren", sagte Rathaussprecher Dickhäuser.

JÖRG WERNER

(RP)
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