Dinslaken Ein Saxofon tanzt in der Kirche Samba

Dinslaken · Förderverein Herz-Jesu Oberlohberg präsentiert in Herz Jesu ein Konzert mit dem Duo Kiol. Ritsuko Matsuoka und Than Cong Luong begeistern mit feurigen Tänzen. Das Publikum war von der Vorstellung begeistert.

 Kirsten Niederstraßer (Saxofon) und Violina Petrychenko (Klavier) zeigten, wie romantisch Schumanns Kammermusik auf diesen Instrumenten klingen.

Kirsten Niederstraßer (Saxofon) und Violina Petrychenko (Klavier) zeigten, wie romantisch Schumanns Kammermusik auf diesen Instrumenten klingen.

Foto: Jochen Emde

Romanzen von Schumann auf dem Saxofon? Das klingt zunächst etwas gewagter als es tatsächlich ist. Denn erfunden wurde das Instrument von Adolphe Sax 1840, also zu Schumanns Lebzeiten, wenn auch Sax eher an einen Einsatz im großen Symphonieorchester gedacht hat als an die Kammermusik. Schumann auf dem Saxophon, dass passt also - und es klingt hervorragend gerade bei den Romanzen in Moll.

Davon konnten sich die Besucher am Sonntagabend, dem Tag des offenen Denkmals, in der Herz-Jesu-Kirche mit eigenen Ohren überzeugen. Das Duo Kiol aus Kirsten Niederstraßer (Saxophon) und Violina Petrychenko (Klavier), Gewinner des Folkwang Musikpreises 2014, eröffnete das Konzert auf Einladung des Fördervereins Herz-Jesu-Kirche eben mit besagten Romanzen op. 94, die der Komponist übrigens selbst ausdrücklich der Oboe zugedacht hatte.

Das Saxofon kann halt mehr als Jazz. William Albright (1944 - 1998) versteckt einen ganzen Hummelschwarm im Messing. Mit hellen, schneidenden Tönen, versucht eine Oberstimme der Komposition dem Treiben Konter zu bieten und auch die Hände der Pianistin scheinen das Gesumme wegschlagen zu wollen. Der avantgardistische Satz der Sonata von 1984 ist eine faszinierende Studie über die spieltechnischen Möglichkeiten des Altsaxophons. So wie der folgende langsame Satz einen Bruch mit den Hörgewohnheiten darstellt, eben weil er in seinem lyrischen, atmosphärischen Charakter so gar nichts mit der schroffen Atonalität des Satzes zuvor gemein hat: Ein typisches Stilelement des Amerikaners, der sich durch dieses Charakteristika in keine Schublade sperren ließ. Ziehen sich die beiden an oder stoßen sie sich ab? Trägt er sie oder stützt sie ihn? Und kommen die beiden weiter, gehen sie auseinander oder finden sie zu ihrem gemeinsamen Ausgangspunkt zurück? Ritsuko Matsuoka und Than Cong Luong tanzten ihr modernes Pas de deux in einer Choreographie von Professors Igor Meichsner von der Folkwang Universität der Künste Essen und setzten damit die Reihe der getanzten Intermezzi in den Sonntagnachmittagskonzerten des Fördervereins Herz-Jesu-Kirche Oberlohberg ausdrucksvoll und mit fließenden und harmonischen Bewegungen fort.

Die Musik für die Tänzer von Howard Blake kam vom Band. Dabei gab es doch die Cinq danses exotiques von Jean Francaix! Das Saxofon tanzte Samba und Mambo, ebenso wie das Duo Kiol auch mit den drei Sätzen des "Scaramouche" von Darius Milhaud viel Feuer versprühte. Die Töne wirbeln lebhaft im Kreise, vollführen kleine, lustige Hüpfer. Scaramouche ist eine komische Figur der italienischen Comedia dell'Arte, Milhaud schrieb in den 30er Jahren eine ihrer berühmtesten Vertonungen.

Der musikalische Höhepunkt der Stunde waren allerdings die Vier Jahreszeiten von Astor Piazzolla aus dem Jahr 1975. Das Duo Kiol spielte sie vollständig, zog die Hörer in die Stimmungen vom stürmischen Frühlings in Buones Aires bis zur Wärme, die man auch im Winter finden kann, hinein.

Kräftiger, anhaltender Applaus für alle Mitwirkenden. Stellvertretend fürs Publikum bat die Vorsitzende des Fördervereins Herz-Jesu-Kirche Oberlohberg Käthi Klein um eine Zugabe, ein Wunsch, dem das Duo Kiol gerne nachkam.

(RP)
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