Dinslaken Ein Stück Lebensfreude geht

Dinslaken · Das augenscheinliche Ende der Dinslakener Trabrennbahn sorgte am letzten Renntag für gedrückte Stimmung. Das Unverständnis ist groß. Für die meisten Besucher bedeutete die Bahn am Bärenkamp mehr als Wetten.

Es war kein Hauch, sondern fast schon eine Sturmböe an Nostalgie, die am letzten Renntag durch die Räume der Dinslakener Trabrennbahn am Bärenkamp wehte. Hinzu kam das Flair einer Trauerfeier — und so empfanden es auch viele Besucher, die der Bahn die letzte Ehre erwiesen.

Am 24. Juli 1954 fand der erste Renntag in Dinslaken statt — am 11. Januar 2010, wie berichtet, der vorerst letzte. Einer, der den ersten und auch den letzten Renntag miterlebt hat, wollte gar nicht so recht glauben, dass mit den Trabrennen nun Schluss sein soll. Der heute 70 Jahre alte Dinslakener August Röder war als 15-jähriger Junge beim Startschuss dabei — und auch, als jetzt der Vorhang fiel. "Das erfüllt einen schon mit Wehmut", beklagte August Röder.

Mehrere Jahrzehnte Treffpunkt

Mit dieser Meinung stand er nicht alleine da — im Gegenteil, das Gros der zahlreichen Besucher schüttelte nur ungläubig den Kopf. "Wir sind alle sauer. Ich bin seit fast 50 Jahren jeden Montag hier — und zwar nicht zum ,Zocken'. Sondern ich möchte Pferde sehen, ab und an eine Wette platzieren und in geselliger Runde Karten spielen und ein Pläuschchen halten", schimpfte Hans Moshövel. Der 74-jährige Gelsenkirchener traf sich seit mehreren Jahrzehnten mit seinen Freunden Hans-Werner Pawlowski und Peter Rieken zum Skat spielen — seit vergangenem Montag ist diese Tradition wohl Geschichte.

Über mehr als 20 Jahre reiste Wolfgang Herget aus dem knapp 140 Kilometer entfernten Hopsten montags nach Dinslaken — und kritisiert das Ende der Rennbahn scharf. "Dem Finanzamt fehlt es am ökonomischen Sachverstand. Durch die Entscheidung gibt es hier keine Veranstaltung mehr, und dadurch gehen wiederum noch andere Unternehmen kaputt — und dann noch die Aushilfen, die ein paar Euro verdienen wollen. Außerdem nehmen sie den alteingesessenen Wettern die Lebensfreude", sagte der 71-Jährige.

Ebenfalls kein Verständnis zeigten die Freunde Hermann Beyer (70), Friedhelm Babel (64), beide aus Duisburg, und der Essener Friedhelm Rosenar (65). Für das Trio kommt der Besuch einer anderen Bahn nicht in Frage — die Reisen sind zu weit. "Das ist sehr bedauerlich, uns diente die Bahn mehr als Treffpunkt, zum Plauschen und Bierchen trinken. Unterstützt haben wir sie aber trotzdem, denn wir haben unsere wenigen Wetten eigentlich immer verloren", erinnerte sich Hermann Beyer.

Für Erwin Kottwitz steht ebenfalls fest, dass er keine andere Bahn besuchen wird. "Ich habe durch Verwandte in Hamburg schon die dortige Anlage gesehen, war in Mönchengladbach — was mir aber zu weit weg ist, um regelmäßig dorthin zu gehen. Mit Dinslaken verschwindet die schönste Bahn von der Bildfläche", erklärte der 54-jährige Hamminkelner, der seit mehr als 20 Jahren die Trabrennbahn besucht hat.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort