Zwei Schriftsteller, Benjamin Rubin, ein früh als Dramatiker berühmt gewordener, inzwischen aber etwas aus der Mode gekommener Autor um die Sechzig, und Martin Wenger, ein Nachwuchsdramatiker mit der Aura früher Genialität, lassen sich - des üppigen Honorars wegen - auf ein "Mentor-Projekt" ein und geraten dabei sehr rasch in künstlerische und menschliche Konflikte. Die Kritik des Manuskriptes des jungen Autors durch den Altmeister fällt vernichtend aus: "Das ist alles furchtbar. Das ist ganz und gar schrecklich. Das heißt nicht, dass Sie nicht begabt sind, nur merkt man es nicht." Doch die völlig überzogene Kritik des bärbeißigen Alten erweist sich sehr rasch als Bestandteil eines Machtkampfs, in dem es nicht nur um ein ganz unterschiedliches Kunstverständnis und natürlich um Autoreneitelkeit geht, sondern um die Gunst Ginas, der attraktiven jungen Frau des Nachwuchsautors. Und diesen Kampf gewinnt Benjamin Rubin, dessen Aura und dessen virtuos gespielter Rolle des großen alten Mannes der deutschen Literatur Gina erliegt. Am Ende scheitert das ganze "Mentor-Projekt" kläglich, und die Selbst-Stilisierungen aller Beteiligten - einschließlich eines unterwürfigen "Kulturmanagers" - überzeugen niemanden mehr. Doch Daniel Kehlmann ist als Autor klug genug, hier über Andeutungen nicht hinaus zu gehen - und die Frage nach den eigentlichen Motiven seiner Protagonisten dem Leser bzw. dem Hörer zu überlassen. Die überzeugend inszenierte und besetzte Hörspiel-Fassung, in der vor allem Franz Xaver Kroetz die zwischen Eitelkeit, Bosheit und Weisheit fluktuierende Persönlichkeit des bärbeißigen Alten glänzend intoniert, macht Kehlmanns bissige Komödie zu einem vergnüglichen Hörerlebnis mit Tiefgang.